"Warum einen neuen Fußball spielen?"

Von Interview: Michael Graßl
Ingolstadts Pascal Groß erzielte im Aufstiegsjahr sieben Tore und bereitete 22 weitere vor
© imago

Pascal Groß gehörte im Aufstiegsjahr des FC Ingolstadt 04 zu den besten Spielern der 2. Liga. Nun messen sich die Schanzer und der 24-Jährige mit der Elite im Oberhaus - und sorgten mit dem Auftakterfolg in Mainz bereits für ein erstes Ausrufezeichen. Vor dem ersten Bundesligaheimspiel der Vereinshistorie gegen Borussia Dortmund (So., 15.30 Uhr im LIVETICKER) spricht Groß im Interview über das Bezwingen des Schweinehunds, Gedanken an einen Wechsel und sagt, dass ihm die Werksklub-Vorwürfe gegen den FCI auf den Senkel gehen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Groß, Hand aufs Herz: Wie schwer fiel es Ihnen, als Sie sich im April zwischen Ihrer Geburts- und Heimatstadt Mannheim und der neuen Heimat Ingolstadt entscheiden mussten?

Pascal Groß: (lacht) Sie meinen das Finale in der DEL?

SPOX: Genau.

Groß: Auch wenn wir in Mannheim eine lange Eishockey-Tradition haben, war ich am Ende für den ERCI. Ich wohne nun eine längere Zeit hier, viele Spieler von uns sind gut mit ERC-Spielern wie Timo Pielmeier oder Patrick Köppchen befreundet. Wir fiebern oft gegenseitig im Stadion mit. Das finde ich eine tolle Sache.

SPOX: Für Ingolstadt war es insgesamt ein aufregender Monat. Der ERC im DEL-Finale, der FC Ingolstadt im Aufstiegskampf.

Groß: Das ist für eine Stadt, die gerade einmal 130.000 Einwohner hat, etwas Einmaliges. Dass zwei Vereine so erfolgreich sind, schweißt zusammen. Wir versuchen deshalb, diesen Zusammenhalt nicht nur privat, sondern auch öffentlich vorzuleben.

SPOX: Im Gegensatz zu den Eishockey-Spielern hat es bei Ihnen zur Meisterschaft und dem Aufstieg gereicht. Das erste Spiel in der Bundesliga ist zwar schon gespielt, aber müssen Sie sich trotzdem noch manchmal kneifen?

Groß: Das mittlerweile nicht mehr. Ich habe bei der Vertragsverlängerung gesagt, dass es mein Traum ist, kurz- oder mittelfristig in der Bundesliga zu spielen - und am liebsten mit dem FCI. Das war eigentlich ein unrealistischer Traum zur damaligen Zeit. Dass wir das aus eigener Kraft geschafft haben, ist aber immer noch ein überragendes Gefühl.

SPOX: Trotz einer langen Saison und einem anschließendem Partymarathon sah man Sie in der Sommerpause immer wieder auf und neben dem Fußballplatz. Schalten Sie überhaupt mal vom Fußballgeschehen ab?

Groß: Ich komme kaum vom Fußball runter, eigentlich nie. Das möchte ich aber auch gar nicht, dafür macht mir der Fußball zu viel Spaß. Ich schaue gerne meinen Kumpels in meinem Heimatverein zu, aber auch viele Spiele im Fernsehen. Ein wenig abschalten kann ich höchstens im Urlaub.

SPOX: Betrachtet man Ihre Fitnesswerte nach der Rückkehr aus dem Urlaub, haben Sie sich vermutlich gar keine Pause gegönnt. Sie sind als fittester aller Spieler ins Training eingestiegen.

Groß: Für mich und meine Mitspieler ist das selbstverständlich. Jeder Spieler erhält einen Trainingsplan für den Urlaub und den erfülle ich. Ich bin Profi und habe Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss. So einfach ist das.

SPOX: Eine Einstellung, die nicht immer von allen Spielern geteilt wird...

Groß: Klar, wir haben nach dem Aufstieg auch gefeiert. Ordentlich gefeiert (lacht). Das gehört nach einer harten Saison doch dazu. Aber wir hatten vier Wochen Urlaub. Irgendwann muss man wieder runterkommen und sich auf das Wesentliche, in unserem Fall die Bundesliga-Vorbereitung, konzentrieren.

SPOX: Sie sprechen die Vorbereitung auf die erste Bundesliga-Saison in der Vereinsgeschichte des FCI an. Was hat sich dort im Vergleich zur 2. Liga verändert?

Groß: Unser Ziel war es, in jedem Bereich eine Schippe draufzulegen. Nicht nur im Ausdauer- und Kraftbereich, sondern auch taktisch. Das ist nötig, denn das Tempo in der Bundesliga ist deutlich höher und die Passgenauigkeit um ein Vielfaches besser. In der Bundesliga gilt das Motto: Bezwinge den Schweinehund.

SPOX: Bedeutet Verbesserungen im taktischen Bereich, dass wir in der 1. Liga einen anderen FC Ingolstadt sehen werden als in der vorherigen Saison?

Die Fußballwelt im Netz auf einen Blick - Jetzt auf LigaInsider checken!

Groß: Nein. Wir haben unser System, davon und von uns sind wir überzeugt. Wir sind so flexibel, dass wir zwischen hoch stehen, pressen und uns zurückziehen schnell wechseln können. Warum einen grundlegend neuen Fußball spielen, nur weil wir jetzt in der Bundesliga kicken? Wir wissen, wo wir herkommen und was uns stark gemacht hat.

SPOX: Trotzdem haben nicht viele Spieler im Kader Bundesliga-Erfahrung. Ist das nicht ein großer Nachteil?

Groß: Das ließe sich genauso gut umdrehen: Unsere Unbekümmertheit könnte man auch als Vorteil auslegen. Das ist Ansichtssache. Dass in der ersten Liga Spieler auflaufen, die eine ganz andere technische Qualität haben, ist uns bekannt. Aber wenn wir elf Spieler mit einer brutalen Mentalität auf den Rasen bringen, sind wir in der Lage, gegen jeden etwas zu holen. Wir sind der Underdog und keiner erwartet etwas von uns. Wir haben zwar Respekt, aber trotzdem keine Angst.

Seite 1: Groß über das Herunterkommen vom Fußball und den inneren Schweinehund

Seite 2: Groß über Wechselgedanken und das Gerede über die Werksklub-Vorwürfe