"Jürgen unterhielt den ganzen Laden"

Benjamin Wahlen
29. Oktober 201516:02
Florian Kringe absolvierte 151 Bundesligaspiele für Borussia Dortmundimago
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Schon mit 13 Jahren trug Florian Kringe das Trikot von Borussia Dortmund, im Sommer beendete er seine Karriere. "Der Fette mit die Sechs" spricht im Interview über ein Bauernopfer, plötzliche Vereinslosigkeit, eine Mittagspause mit Folgen, seinen enttäuschenden BVB-Abschied und die Zukunftspläne als Spielerberater.

SPOX: Herr Kringe, Sie haben Ihre Karriere im Sommer offiziell beendet. Wann kam der Moment, an dem Sie sich eingestehen mussten, dass es nicht mehr weitergeht?

Florian Kringe: Da ich schon länger Ärger mit der Hüfte hatte, war das eher ein schleichender Prozess. Mir war klar, dass ich nicht bis 35 würde spielen können. Wirklich akut wurde es dann Anfang des Jahres. Im Trainingslager wurden die Probleme mit meiner Hüfte immer schlimmer und kehrten auch nach einer Cortison-Spritze, die mir in der Vergangenheit immer geholfen hatte, sehr schnell zurück.

SPOX: Wie lange dauert es, bis Sie wirklich realisierten, kein Fußball-Profi mehr zu sein?

Kringe: Aktuell fehlt es mir noch nicht so sehr, vielleicht weil ich noch sehr eng mit meinen ehemaligen Mitspielern bin und auch beim Training vorbeischaue. Es ist zwar ein bisschen eigenartig, nicht mehr aktiv dabei zu sein, aber den einen ganz emotionalen Moment, an dem man es tatsächlich realisiert, gab es bei mir nicht. Sicher gibt es immer wieder Situationen, an denen ich merke, dass etwas nicht mehr da ist, aber das sind dann mehr so die Dinge drum rum: der Spaß mit den Jungs in der Kabine, das Feiern von Siegen, kleine Trainingsspielchen. Es gibt so vieles, was das Geile an diesem Job ausmacht. Es ist wunderschön, das Hobby zum Beruf machen zu können. Jetzt freue ich mich, auch im Herbst in den Urlaub fahren zu können.

SPOX: Haben Sie sich schon ein neues Hobby als Ersatz gesucht?

Kringe: Nein, ich bin Sportler durch und durch, auch wenn ich nicht mehr so kann, wie ich gerne möchte. Wenn ich zwei, drei Tage lang nichts gemacht habe, bekomme ich Hummeln im Hintern und muss raus. Vor kurzem bin ich zum Beispiel um die Alster gelaufen und war überrascht, wie gut es geht. Auf der Hälfte ging es dann aber doch nicht mehr und ich musste den Weg zurückhumpeln.

SPOX: Ihr Name fiel auch im Zusammenhang mit dem Karriereende von Marcell Jansen, der trotz bester Gesundheit diese Entscheidung traf. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Kringe: Ich sehe das ganz anders als beispielsweise Rudi Völler. Natürlich habe ich mich in dem Moment angesprochen gefühlt. Darüber hinaus hatte ich aber nie den Gedanken, ihm deshalb jetzt irgendeinen Vorwurf zu machen, nur weil ich nicht mehr so kann, wie ich gerne würde. Diese Entscheidung muss jeder selber treffen, alles andere ist völliger Quatsch. Wer das als Affront gegen sich sieht, hat wirklich andere Probleme.

SPOX: Seit Ihrem Ausstieg sind nun einige Monate vergangen. Haben Sie die Zeit genutzt, um Dinge nachzuholen, die Ihnen früher nicht möglich waren?

Kringe: Das habe ich tatsächlich. Als die Jungs im Trainingslager waren, bin ich durch Kalifornien getourt. Früher waren Urlaube immer zeitlich begrenzt, jetzt habe ich die Zeit, auch mal länger zu reisen und mir die Welt anzuschauen. Als Profi-Fußballer sind solche umfangreichen Urlaube nur schwer möglich.

SPOX: Ihren ersten Profi-Vertrag unterschrieben Sie 2002. Welche Erinnerungen haben Sie an den Beginn Ihrer Karriere?

Kringe: Wenn man zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren darf, ist das eine große Ehre und wahnsinnig aufregend. Man trifft auf Spieler, zu denen man schon jahrelang aufgeschaut hat.

SPOX: Dortmund war damals ausgezeichnet besetzt. Wie schwer fällt es einem jungen Spieler, sich in so einem Umfeld durchzusetzen?

Kringe: Das war eine andere Zeit als heute. Als ich aufgerückt bin, waren da gestandene Profis wie Jürgen Kohler oder Stefan Reuter, vor denen ich einen irren Respekt hatte. Da rutscht man nicht so einfach rein und kann plötzlich Ansprüche stellen. Für mich war das aber kein großes Problem, weil ich mein Leistungsniveau einigermaßen gesund einschätzen konnte.

SPOX: Entschieden Sie sich deshalb für die Leihe nach Köln?

Kringe: Beim BVB war die Leistungsdichte enorm, da kamen Jungs wie Tomas Rosicky für 25 Millionen Mark. Dort sofort durchstarten zu können, war einigermaßen unrealistisch. Köln war dagegen ein ambitionierter Zweitligist, der unbedingt aufsteigen wollte. Das gelang uns dann im ersten Jahr auch schon nach 30 Spieltagen, wodurch ich das Glück hatte, mich in der darauffolgenden Saison auch in der Bundesliga zeigen zu können. Nach den zwei Jahren wollte Dortmund mich dann zurückholen und ich hatte einen ganz anderen Stellenwert. Genau das ist ja auch die Grundidee hinter einer Leihe. Nachbetrachtet war es von allen Seiten die richtige Entscheidung.

SPOX: Aber die Rückkehr lief nicht wie zunächst angenommen...

Kringe: Das stimmt. Matthias Sammer wollte mich unbedingt zurückhaben, bat dann aber überraschend um die Auflösung seines Vertrags und wurde durch Bert van Marwijk ersetzt. Unter ihm kam ich dann in den ersten Spielen auch überhaupt nicht zum Einsatz und habe zunächst alles verteufelt. Gott sei Dank habe ich später aber eine Chance bekommen und diese auch nutzen können.

SPOX: In der Saison 2004/2005 drang die tatsächliche Verschuldung des Vereins erstmals an die Öffentlichkeit. Wie sind Sie als Spieler damit umgegangen?

Kringe: Wenn sich dein Verein in einer existenzbedrohenden Lage befindet, bekommt man das als Spieler natürlich auch mit und macht sich Gedanken. Am Ende haben wir nach dem Training zusammengesessen und den Ausgang der Gläubiger-Versammlung abgewartet, um überhaupt zu wissen, ob hier am nächsten Tag noch trainiert wird.

SPOX: Sehen Sie in der finanziellen Krise auch den Grund für die darauffolgende sportliche Misere des Vereins?

Kringe: Der Absturz hatte viele Gründe, von denen die wirtschaftliche Lage einer war. Wir hatten eine sehr junge Mannschaft, die das lange gut gemacht hat, in manchen Drucksituationen aber nicht standhaft genug war. Innerhalb kurzer Zeit nahm dann van Marwijk seinen Hut, Jürgen Röber kam und nur acht Monate später Thomas Doll.

SPOX: Thomas Doll suspendierte Sie einst, weil Sie sich angeblich in Shorts während der Vorbereitung gesonnt hätten. Was ist dran an der Geschichte?

Kringe: Was haben Sie denn gehört?

SPOX: Zumindest, dass Sie nicht oberkörperfrei gewesen sein sollen...

Kringe: Wenigstens etwas. (lacht) Dafür war es auch viel zu kalt, an jenem Tag betrug die Temperatur etwa 13-14 Grad Celsius. Wir hatten Mittagspause, die viele Spieler zum Schlafen nutzen. Ich wollte aber nicht schlafen und habe stattdessen auf meinem Bett gesessen und ein Buch gelesen. Da wir auch eine Terrasse hatten, wollte ich lieber an die frische Luft und habe mich draußen auf die Liege gelegt und mein Buch gelesen. Dass das zu dieser Zeit anders dargestellt wurde, hatte wohl in erster Linie mit dem im Anschluss verlorenen Spiel und der Tabellensituation zu tun.

SPOX: Was haben Sie gedacht, als man Sie daraufhin suspendierte?

Kringe: Zunächst war ich sehr irritiert, dachte mir dann aber, dass auch eine andere Idee dahinter stecken könnte. Ich hatte damals einen recht prominenten Status und musste vielleicht einfach als Bauernopfer herhalten, um die Mannschaft in dieser schwierigen Zeit aufzurütteln. Das ist inzwischen aber alles längst geklärt und vergessen.

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Seite 2: Kringe über andere Angebote, Klopps Stärken und den Bierbecher-Wurf

Seite 3: Kringe über seinen Spitznamen, Götzes Wechsel und seinen neuen Job

SPOX: Ihre Vertragsverlängerung wurde noch im selben Jahr auf der Mitgliederversammlung feierlich bekannt gegeben. Was war das für ein Gefühl, plötzlich der Star der Mannschaft zu sein?

Kringe: Das war eine riesengroße Ehre für mich. So ein Feedback in dem Verein zu bekommen, bei dem man seit dem 13. Lebensjahr spielt, ist Wahnsinn. Ich hatte damals auch Angebote anderer Vereine, die sportlich und wirtschaftlich besser aufgestellt waren als Dortmund. Aber der BVB war mein Verein und für mich hat nur gezählt, wie wohl ich mich dort gefühlt habe.

SPOX: Welche Vereine hatten damals Interesse?

Kringe: Befasst haben wir uns mit Angeboten aus Leverkusen, Hamburg und Bremen. Da aber der BVB sehr engagiert um mich gekämpft hat, kam ein Wechsel für mich nicht in Frage.

SPOX: Resultiert daraus auch Ihre enge Verbundenheit zu den Fans des Klubs? Sie galten als einer der wenigen Spieler, die auch nach Niederlagen immer zu den Anhängern gingen. Einmal wurden Sie sogar mit einem Bierbecher beworfen...

Kringe: Darauf werde ich auch heute noch oft angesprochen. Mir war das damals gar nicht bewusst, dass das so besonders aufgenommen wird. Dabei ist es gerade in solchen Situationen wichtig, die Distanz zu verringern. Viele Spieler würden sich einen Gefallen damit tun, dies öfter zu beherzigen. Klar sind die Fans erstmal enttäuscht von der Leistung und machen ihrem Ärger Luft. Sätze wie ‚Der verdient so und so viel, der soll jetzt mal mehr laufen und von dem Arsch muss eh mehr kommen', fallen aber nur, wenn die Distanz zu groß ist. Es macht viel mehr Sinn, aufeinander zuzugehen, sich für die Unterstützung zu bedanken und zu erklären, wie die Stimmung ist oder was passiert ist.

SPOX: Die BVB-Fans nennen Sie noch heute "der Fette mit die Sechs". Wie ist der Spitzname entstanden?

Kringe: Eine Dortmunder Ska-Band hat ein Lied gemacht, in dem das zum ersten Mal vorkam. Ich fand das immer lustig, habe mir aber nie mehr Gedanken darüber gemacht.

SPOX: Ihre Situation sollte sich aber schon bald wieder verändern: Doll nahm seinen Hut und Jürgen Klopp kam, um den Umbruch einzuleiten. Hatten Sie damals das Gefühl, diesem zum Opfer fallen zu können?

Kringe: Nein, anfangs nicht. In der ersten Saison unter ihm war ich in der Hinrunde ja auch gesetzt, in der Rückrunde habe ich mir die Einsatzzeit meist mit Nuri Sahin geteilt. Dann ging die Vorbereitung auf die neue Saison los und da habe ich bereits gemerkt, dass ich keine richtige Rolle mehr spiele. Als ich dann im Pokal erstmals nicht einmal im Kader stand, wurde mir bewusst, dass man nicht mehr mit mir plant.

SPOX: Wie haben Sie reagiert?

Kringe: Zunächst war ich sehr irritiert und habe um ein Gespräch gebeten. Leider hat man mich vier bis fünf Wochen darauf warten lassen. Für mich persönlich war das sehr bitter, zumal es mit zunehmender Zeit immer schwerer wurde, überhaupt eine Alternative zu finden. Gemessen an der Zeit, wie lange ich im Verein war, fand ich das nicht sauber. Im Endeffekt sind wir aber trotzdem im Guten auseinander gegangen und ich fand in Berlin einen sehr attraktiven neuen Klub.

SPOX: Bei dem Sie allerdings die schwerste Zeit Ihrer Karriere durchlebten und sich gleich im ersten Spiel den Fuß brachen. Wie blicken Sie auf das Kapitel Hertha BSC zurück?

Kringe: Das war total neu für mich. Ich kannte mich mit Verletzungen überhaupt nicht aus und fand es immer albern, wenn andere Spieler gesagt haben, sie bräuchten mal eine Pause. Und dann erwischt es mich direkt am ersten Tag, nach zehn Minuten, Wahnsinn! Dabei war ich voller Tatendrang und wollte allen zeigen, dass ich es noch drauf habe. Auf der Tribüne zu sitzen und nicht helfen zu können, ist schlimmer als auf dem Platz zu stehen und zu verlieren.

SPOX: Weil Sie sich nur fünf Monate nach ihrem Comeback erneut den Fuß brachen, haben Sie nur zwölf Bundesliga-Partien für die Hertha absolviert. Hatten Sie überhaupt Hoffnung auf Einsätze, als Sie nach der Leihe zurück nach Dortmund kamen?

Kringe: Mir war klar, dass es sehr schwierig werden würde, aber es gab auch keine Alternativen. Nach zwei Brüchen in ein paar Monaten kommt ja kein Verein daher und bietet dir einen schmucken Vierjahresvertrag an.

SPOX: Klopp brachte in der Zwischenzeit den Erfolg zurück nach Dortmund. Wie haben Sie ihn kennengelernt?

Kringe: Jürgen hat dem ganzen Verein unheimlich gut getan. Er hat es aus dem Stegreif geschafft, alle mitzunehmen und für sich zu gewinnen: die Spieler, die Fans, das gesamte Umfeld. Seine rhetorischen Fähigkeiten sind außergewöhnlich. Ich erinnere mich an eine Sponsoren-Veranstaltung, die Oliver Welke moderiert hat. Jürgen ging dann auf die Bühne und hat den ganzen Laden fast besser unterhalten als der Entertainer.

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SPOX: Nachdem man Ihren Vertrag auch in Dortmund auslaufen ließ, zog es Sie zum FC St. Pauli. Wie ist der Kontakt damals zustande gekommen?

Kringe: Das ist meinem Freund Marius Ebbers zu verdanken, den ich aus unserer Zeit in Köln kenne. Wir hatten seitdem immer Kontakt und Marius hat immer spaßeshalber gesagt, ich könne auch zu Pauli kommen. Ich habe dann lange gesucht und mich umgehört, aber einfach nichts gefunden. Als die Mannschaften dann mit der Vorbereitung angefangen haben, stand ich immer noch ohne Verein da. Für mich war das eine ganz neue Situation: Plötzlich war ich zum ersten Mal vertrags- und vereinslos. Anfangs bin ich jeden Tag durch den Kölner Grüngürtel gerannt, um mich fit zu halten. Nach einem Treffen mit Rachid Azzouzi durfte ich dann tatsächlich bei St. Pauli mittrainieren. Glücklicherweise habe ich mich dann nicht ganz blind angestellt und konnte die Verantwortlichen von mir überzeugen.

SPOX: Der FC St. Pauli ist ein einzigartiger Klub, der den Spagat zwischen Kult und Kommerz seit vielen Jahren meistert. Wie haben Sie die Vereinsphilosophie kennengelernt?

Kringe: Es ist eine besondere Herausforderung, genau diesen Mittelweg zu finden. Auf der einen Seite ist der Verein sehr eng mit dem Stadtteil verbunden, steht für die dort gelebten Werte und nimmt eine Position ein, die es bei keinem anderen Klub gibt. Allerdings kann man sich dem Kommerz gleichzeitig nicht komplett verschließen, wenn man konkurrenzfähig bleiben möchte und es im bezahlten Fußball weitergehen soll. Dafür müssen aber beide Seiten, Fans und Verein, bereit sein, Abstriche zu machen beziehungsweise Kompromisse einzugehen.

SPOX: Während all Ihrer Stationen wurden Sie von Thomas Kroth betreut, mit dem Sie ein freundschaftliches Verhältnis hegen. Wie haben sie zueinander gefunden?

Kringe: Wie das halt immer läuft. (lacht) Er hat mich beziehungsweise meine Eltern angesprochen, als ich in der Jugend des BVB gespielt habe und uns zu einem unverbindlichen Treffen eingeladen. Wir hatten dann schnell ein gutes Gefühl und haben bereits in jungen Jahren gemerkt, dass die Art und Weise, wie er dieses Geschäft angeht, genau in unserem Sinne ist.

SPOX: Was heißt das konkret?

Kringe: Er hat die Situation immer weitsichtig beurteilt und nicht versucht, mich so teuer wie möglich zu verhökern, nur um schnell an mir zu verdienen. Es ging immer erst um die sportliche Situation. Thomas hat mir damals auch zum Wechsel nach Köln geraten und gesagt, dass es kein Rückschritt ist, sondern eine Chance, mich zu zeigen und durchzusetzen.

SPOX: Denken Sie, andere Spieler sind schlecht beraten? Viele meinen zum Beispiel, Mario Götze hätte sich besser entwickelt, wenn er Dortmund nicht so früh verlassen hätte.

Kringe: Bei Mario scheiden sich die Geister. Als er angefangen hat, bei uns mit zu trainieren, war schon zu sehen, was für ein Ausnahmetalent er ist. Er hatte eine unfassbare Technik, der Ball hat an seinem Fuß geklebt. Aber er war auch sehr ehrgeizig und hatte große Ambitionen. Vermutlich hat er die Chance, diesen gerecht zu werden, bei den Bayern höher eingeschätzt. Inwiefern das mit seinem Berater zusammenhängt, kann ich nicht beurteilen.

SPOX: Was macht einen guten Berater aus?

Kringe: Das ist gar nicht so einfach, zumal es von Spieler zu Spieler unterschiedlich ist. Es gibt da schon ein paar Spieler, die recht unselbstständig sind und am Tag mehrfach mit ihrem Berater telefonieren müssen und über jede Kleinigkeit diskutieren. Thomas und ich haben auch mal mehrere Wochen nichts voneinander gehört, ich habe das nie gebraucht oder gewollt. Gleichzeitig wusste ich aber, dass ich ihn zu jeder Tag- und Nachtzeit anrufen kann.

SPOX: Bei Ihrem letzten Vertrag verzichtete er sogar auf seine Provision. Wie kam es dazu?

Kringe: Aufgrund meiner vielen Verletzungen war klar, dass das jetzt verhältnismäßig kein Luxusvertrag werden würde und ich nur für ein Jahr verlängern konnte. Thomas wusste, dass ich es trotzdem gerne machen wollte. Durch seinen Verzicht wurde das Angebot dann noch attraktiver für mich.

SPOX: Wie hat er Ihr Karriereende aufgenommen? Ist es auch Aufgabe des Beraters, einen Spieler darauf vorzubereiten?

Kringe: Auch das kann dazugehören. Nach dem Ende der Karriere muss man erst einmal seinen Platz finden - und dabei kann der Berater sicher hilfreich sein. In meinem Fall ging es sogar so weit, dass Thomas mir angeboten hat, bei ihm einzusteigen.

SPOX: Als Spielerberater? SPOX

Kringe: Genau. Thomas weiß, dass ich sportlich einiges erlebt habe, positiv wie negativ, und auch nicht ganz auf den Kopf gefallen bin.

SPOX: Wie überzeugt der Spielerberater Florian Kringe ein junges Talent davon, sich in seine Obhut zu begeben?

Kringe: Noch ist das sehr abstrakt für mich, aber grundsätzlich werde ich einen ähnlichen Ansatz wie Thomas wählen. Die meisten vergessen, dass ein Berater nicht nur Verträge aushandelt, er ist auch ein bisschen Lebensberater und begleitet bei der persönlichen Entwicklung.

SPOX: Was kann man sich darunter vorstellen?

Kringe: Als Fußballer gibt es für gewöhnlich viele Schulterklopfer im Umfeld. Für meine Entwicklung war es aber immer wichtig, Menschen um mich zu haben, die bei aller Unterstützung auch mal kritisch sind - wie etwa meine Familie, meine Freunde und auch mein Berater. Hans Meyer hat einmal gesagt: "Irgendwann ist es vorbei mit dem Fußball und dann beginnt das richtige Leben." Manche Spieler haben nicht so ein gesundes Umfeld. Dann sind die Berater erst recht gefordert, dem Spieler Hinweise für seine sportliche Laufbahn, aber auch für das, was danach kommt, an die Hand zu geben.

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