Die Raute rockt wieder

Von Stefan Zieglmayer / Arne Pieper
Bruno Labbadia hat dem HSV eine klare Handschrift verpasst
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Von Angsthasen zu Mentalitätsmonstern

Auch in den Köpfen der Spieler hat sich einiges getan. Statt in entscheidenden Phasen "Angsthasenfußball" zu spielen, hat die Mannschaft eine Siegermentalität entwickelt. Drei Siege mit einem Treffer Unterschied hat der HSV bislang eingefahren, in allen drei Spielen fiel der entscheidende Treffer in den Schlussminuten.

Der fehlende Glaube an die eigene Stärke war für lange Zeit ein Hauptproblem der Hanseaten, statt hängender Köpfe und sichtbarer Ratlosigkeit ist nun Selbstvertrauen im Team eingekehrt. Ein klares Indiz für die neugewonnene mentale Stärke ist auch die Tatsache, dass sich die Mannschaft durch den völlig verpatzten Saisonstart mit dem Pokal-Aus in Jena und der Klatsche in München nicht hat verunsichern lassen.

Spätestens nach der hanebüchenen Rucksack-Affäre um Sportdirektor Peter Knäbel drohte das Chaos wieder seinen Lauf zu nehmen. Gerade erst von der dramatischen Vorsaison erholt, prophezeiten die Medien bereits die nächste Hamburger Horrorsaison.

Statt sich von der daraus resultierenden Panik im Vereinsumfeld zum wiederholten Mal anstecken zu lassen, behielt das Team jedoch dieses Mal die Ruhe und wird inzwischen dafür belohnt. Der neu entdeckte Siegeswille zeigte sich zuletzt eindrucksvoll im Nordderby, als dem HSV über die gesamte Distanz die größere Gier anzumerken war. Viele der zuvor noch gehemmt und verunsichert auftretenden Spieler wirken inzwischen wie von einer großen Last befreit.

Dass der HSV derzeit gleichzeitig so mannschaftlich geschlossen daherkommt wie seit Jahren nicht mehr, ist keine Selbstverständlichkeit. "Wir haben im Sommer insgesamt 24 Personalentscheidungen getroffen, hatten 15 Abgänge inklusive der Spieler, die wir ausgeliehen haben", erklärte Labbadia. "Veränderungsprozesse in diesem Ausmaß habe ich bei keiner anderen Mannschaft festgestellt. Uns war immer klar, dass wir nur eine Chance haben würden, wenn wir es gemeinsam angehen."

Angesichts der positiven Entwicklung des Teams ist es wohl auch nicht ketzerisch zu behaupten, die Abgänge arrivierter Spieler wie Rafael van der Vaart oder Heiko Westermann haben dem Neuanfang weniger geschadet als genutzt.

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