Mit Akupunktur und Fonds-Geschacher

SPOX
10. Dezember 201517:17
Nadiem Amiri gelang am 14. Spieltag gegen Gladbach sein erstes Bundesligatorgetty
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Es kann auf dem Weg zum Profi nicht schaden, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Denn der Weg aus der Jugend in die Bundesliga ist beschwerlich. Beispiele wie die von Nadiem Amiri, Alexander Hack oder Yanni Regäsel zeigen, dass sich Beharrlichkeit lohnt und manchmal auch der Zufall hilft. Fünf überraschende Newcomer der Hinrunde.

Die Explosion von Nadiem Amiri (TSG Hoffenheim)

Im Sommer sah die Bild in Nadiem Amiri schon den "neuen Roberto Firmino". Mächtig viel Last auf den Schultern des erst 19-Jährigen, der in Zukunft aber tatsächlich so etwas wie der Nachfolger des nach Liverpool abgewanderten Brasilianers werden könnte. Doch dafür braucht es Geduld. Einerseits vom Spieler selbst, andererseits auch von denen, die Amiri auf seinem Weg begleiten.

Dieser Weg führte ihn im Jahr 2012 von Waldhof Mannheim in die Jugend der TSG Hoffenheim. Nicht mal drei Jahre später feierte Amiri im Februar dieses Jahres mit nur 18 Jahren sein Bundesliga-Debüt. Weitere Kurzeinsätze folgten. Nach der Sommervorbereitung fand der Deutsch-Afghane aber keinen Platz im Profi-Kader und schnürte die Schuhe bis Mitte Oktober meist in der Regionalliga.

Erst am zehnten Spieltag gegen den HSV, dem letzten Spiel von Markus Gisdol auf der Bank der TSG, stand Amiri im Kader der Profis und bekam auch ein paar Minuten Spielzeit. Gisdols Nachfolger Huub Stevens behielt den mittlerweile 19-Jährigen im Kader und schenkte ihm schnell das Vertrauen in der Startelf. Beim 3:3 gegen Gladbach explodierte Amiri. Die ersten beiden Tore der TSG bereitete er vor, den dritten Treffer erzielte Amiri selbst. Da dürfte sich der eine oder andere im Stadion oder vor dem Fernseher tatsächlich an Firmino erinnert gefühlt haben.

"Ich wurde genadelt"

Die Fußball-Experten des Landes waren jedenfalls aus dem Häuschen und vom einen auf den anderen Tag stand Amiri im Rampenlicht. "Ich danke der Mannschaft, die gesagt hat, ich soll frech sein. Ich hoffe, dass ich das zurückgezahlt habe", sagte er nach der Partie, die ihm aber auch Schmerzen bereitet hatte: "Ich habe gemerkt, dass die Wade zumacht. Deshalb wurde ich in der Pause genadelt - also akupunktiert".

In den kommenden Wochen wird es die Herausforderung aller Beteiligter sein, die Unbekümmertheit des mittlerweile 19-Jährigen zu erhalten und Rückschläge richtig einzuordnen. Denn im Abstiegskampf wird es für einen jungen Spieler nicht einfach werden, sich zu entfalten. Aber zumindest hat er sein Potenzial schon angedeutet, mit dem er dem Offensivspiel der Hoffenheimer unter Stevens neues Leben einhauchen könnte.

Der Holländer hat jedenfalls Gefallen an den Fähigkeiten seines Spielers gewonnen. Gegen Ingolstadt stand Amiri zum dritten Mal in Folge in der Startelf. "Herr Stevens hat natürlich wahnsinnig viel Erfahrung. Ich spüre das Vertrauen von ihm, er verlangt immer alles, auch im Training. Er will, dass wir mit Herz und Leidenschaft spielen", sagt der U20-Nationalspieler.

Seite 1: Die Explosion von Nadiem Amiri (TSG Hoffenheim)

Seite 2: Alexander Hacks kurze Wartezeit (Mainz 05)

Seite 3: Der harte Robert Bauer (FC Ingolstadt)

Seite 4: Yanni Regäsel: Unsportlich? (Hertha BSC)

Seite 5: Mijat Gacinovic und das Transfer-Geschacher (Eintracht Frankfurt)

Alexander Hacks kurze Wartezeit (Mainz 05)

Christian Heidel, Manager von Mainz 05, wagte Ende November eine Prognose über die Zukunft von Alexander Hack. Der 22-Jährige hatte gerade seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Der Defensivallrounder besitzt seit dem ein bis 2019 gültiges Arbeitspapier. Heidel gab dem jungen Mann bei der Gelegenheit noch ein paar Worte mit auf den Weg: "Ich habe ihm gesagt, dass er Geduld haben muss und irgendwann in der Bundesliga zu Einsatz kommen wird."

Der Manager ahnte wohl nicht, dass "irgendwann" nur einen Tag später sein würde. Niko Bungert musste seinem Trainer mit muskulären Problemen absagen und als Ersatz erkor Martin Schmidt Hack aus. Und so stand der 22-Jährige nur 24 Stunden nach seiner Vertragsunterzeichnung 90 Minuten auf dem Platz und trug seinen Teil zum Derby-Sieg gegen Eintracht Frankfurt bei.

Ein, zwei Mal wackelte Hack in der Anfangsphase, doch danach zeigte der Debütant eine abgezockte Leistung und bekam nach dem Schlusspfiff Lob von seinen Mitspielern. Danny Latza fand: "Hacki kann man immer reinwerfen." Die Aussage zeugt von Vertrauen, das Hack auch beim Sieg gegen Hamburg wieder rechtfertigte.

"Davon gibt es nicht viele Spieler"

2014 wechselte er von Unterhaching nach Mainz, bestritt in der zweiten Mannschaft der 05er 20 Einsätze in der 3. Liga und wurde in dieser Spielzeit zum unumstrittenen Stammspieler. Schon im Sommer war Schmidt vom Abwehrmann angetan: "Er ist für unsere Mannschaft nicht nur durch seine sportlichen Fähigkeiten, sondern auch mit seiner ausgeglichenen, positiven Art abseits des Platzes ein Zugewinn."

So ist der Weg, den Hack in den letzten Wochen genommen hat, nur logisch, zumal Manager Heidel auf die besonderen Voraussetzungen hinweist. "Einen defensiven Linksfuß, der auch noch 1,93 Meter lang ist - davon gibt es nicht viele Spieler", freut sich Heidel.

Hack hat sich mittlerweile an das hohe Tempo und das robuste Spiel seiner Kontrahenten gewöhnt und besticht mit seinen Kopfballqualitäten und sicherem Passspiel. Sein Motto der ersten Wochen hat der Defensivspezialist klar formuliert: "Gerade wenn du dein Debüt gibst, musst du cool wirken, auch wenn es innerlich brodelt. Du darfst dem Gegenspieler keine Schwäche zeigen."

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Der harte Robert Bauer (FC Ingolstadt)

Als Robert Bauer 2014 aus der A-Jugend des Karlsruher SC nach Ingolstadt wechselte, war für den damals 19-Jährigen ein vorsichtiger Aufbau über die zweite Mannschaft vorgesehen. Das klappte auch, allerdings nur bis zum zwölften Spieltag. Dann lief Bauer erstmals in der 2. Liga auf und kehrte danach nicht mehr zum Regionalliga-Team zurück.

Auf 18 Zweitliga-Einsätze brachte es der Allrounder, dessen Lieblingsposition das defensive Mittelfeld ist. "Es hätte nicht besser laufen können, zumal ich auch wirklich auf meine Spielzeiten gekommen bin", sagte er damals.

Im Sommer startete Bauer zusammen mit seinen Mannschaftskollegen in das Abenteuer Bundesliga und sorgte am dritten Spieltag für eine Schlagzeile.

"Sensationelles" Durchhaltevermögen

Eine Viertelstunde vor Schluss wurde er als linker Außenverteidiger eingewechselt, zog sich aber nur wenige Augenblicke später einen Teilabriss des Innen- und Außenbandes im Sprunggelenk zu. Der 20-Jährige biss die Zähne zusammen und hielt bis zum Schlusspfiff durch. Trainer Ralph Hasenhüttl fand das Durchhaltevermögen seines Schützlings "sensationell".

Der FCI hätte noch einmal wechseln dürfen, doch Bauer bewies mit seinem Verhalten, dass er unbedingt den Sprung in die Startelf schaffen möchte. Wirklich gelingen wollte ihm das in den Wochen nach überstandener Verletzungspause aber nicht. Bis Mitte November brachte es Bauer nur auf 48 Einsatzminuten. SPOX

Doch dann verletzte sich der etatmäßige Linksverteidiger Markus Suttner und Bauer bekam seine Chance, die er gleich mit seinem ersten Bundesligator nutzte. Auch wenn das Tagesgeschäft Bundesliga ihm am kommenden Wochenende die herbe Pleite gegen Hannover bescheren sollte, scheint Bauer auf der Position des linken Verteidigers mindestens zeitweise eine neue Heimat gefunden zu haben.

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Yanni Regäsel: Unsportlich? (Hertha BSC)

Es gibt schönere Momente, als beim Stand von 0:3 sein Debüt zu feiern. Yanni Regäsel hatte im Spiel seiner Hertha gegen Borussia Möchengladbach keine andere Wahl. Zwölf Minuten vor dem Schlusspfiff, als die Partie bereits zu Gunsten des Gegners entschieden war, wurde der 19-Jährige eingewechselt und schnupperte erstmals Bundesliga-Luft.

Auch wenn Regäsel an der Niederlage nichts mehr ändern konnte, sein Debüt hätte kaum besser laufen können. "Wir haben uns nach den ersten zwei Ballkontakten auf der Trainerbank angeschaut und gesagt: Der spielt nächste Woche", sagte Pal Dardai einige Wochen später.

Vier Mal fand sich der Berliner Junge seitdem in der Startelf der Hertha wieder, vier Mal spielte er durch. Unter anderem bekam er es mit dem FC Bayern und Kingsley Coman zu tun. Gegen seinen jungen Kontrahenten hatte Regäsel zwar Probleme, doch damit ist er gewiss nicht alleine.

"Er hat das Optimum rausgeholt"

Nach dem Sieg gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Wochenende stand der Rechtsverteidiger dann erneut im Fokus. Weniger wegen seiner Leistung, sondern eher wegen seiner direkten Beteiligung an der roten Karte für Sebastian Boenisch. "Er hat so getan, als hätte ich ihm das Bein gebrochen - das ist unsportlich", fauchte Boenisch. "Er ist noch jung und muss viel lernen."

So rückte die starke Vorstellung des Mannes, der seit 2005 für die Hertha spielt, etwas in den Hintergrund. Regäsel wies gegen Leverkusen eine Fehlpassquote von nur sechs Prozent auf, Bestwert bei den Berlinern. "Er ist unglaublich viel gelaufen, hat ein, zwei sehr gute Flanken geschlagen, hat das Optimum rausgeholt. Er macht kaum Fehler, spielt seinen Stiefel runter", erkannte sein Trainer.

Dass der 19-Jährige am Höhenflug der Hertha teilhaben kann, ist vor allem der Verletzung von Peter Pekarik geschuldet, der wohl erst in der Rückrunde wieder zur Verfügung steht. Zudem kommt es Regäsel zu Gute, dass Mitchell Weiser zuletzt in der Offensive benötigt wurde. Die Chancen stehen gut, dass er bis zur Winterpause weitere Bundesliga-Minuten sammeln kann.

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Mijat Gacinovic und das Transfer-Geschacher (Eintracht Frankfurt)

Als frisch gebackener U20-Weltmeister kam Mijat Gacinovic nach Frankfurt. Dass die Bundesliga aber ein ganz anderes Pflaster ist, bekam der 20-jährige Serbe in den folgenden Wochen zu spüren.

In den ersten zwölf Saisonspielen stand Gacinovic nicht im Kader der Eintracht. Armin Veh und Sportdirektor Bruno Hübner wurden nicht müde zu betonen, dass "Mijat noch Zeit braucht". "Er ist eine Investition in die Zukunft", hatte Hübner schon unmittelbar nach der Verpflichtung im Sommer gesagt.

Der Transfer hatte es in sich: Für 1,2 Millionen Euro verpflichtete Frankfurt Gacinovic von AEL Limassol, doch auf Zypern hatte er nie gespielt. Bis zum Sommer stand der Offensivmann in den Diensten von FK Vojvodina Novi Sad und brachte es dort auf 50 Spiele in Serbiens erster Liga.

Gacinovic selbst erklärt das so: "Ein Fonds kaufte meine Transferrechte bei Novi Sad, verkaufte sie an Limassol, wo mich Frankfurt ablöste." Als das Geschacher abgeschlossen war, tauchte ein neues Problem auf, denn die Papiere für die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung ließen auf sich warten.

Mangelnde Fitness und das hohe Tempo

Erst bei der Niederlage gegen Mainz am 13. Spieltag gab Gacinovic seine Visitenkarte in der Bundesliga ab. Zuvor hatten mangelnde Fitness und Anpassungsschwierigkeiten an das hohe Tempo der Liga keinen Einsatz zugelassen. Mit seiner zierlichen Erscheinung von 66 Kilogramm bei 1,75 Meter Körpergröße ging der 20-Jährige häufig im Training der Eintracht unter.

Dafür verlief sein Debüt als Linksaußen vielversprechend. Gacinovic agierte über 90 Minuten mutig, suchte das Eins-gegen-eins und wies ordentliche Zweikampfwerte auf. Der Mann, den Armin Veh einst als seinen "Wunschspieler" bezeichnete, bekam danach Lob von seinem Coach: "Gacinovic war ein Gewinn."

Allerdings konnte er diese Leistung im Derby gegen Darmstadt nicht bestätigen. Nach einer schwachen Partie wurde er zur Pause ausgewechselt. Wie für alle Newcomer gilt auch für ihn: Es braucht Geduld.

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