Hoeneß aus Haft entlassen

Von SID
Uli Hoeneß hat seine Haftstrafe in der JVA Landersberg abgesessen
© getty

Uli Hoeneß wurde am Montag aus der Haft entlassen. Der ehemalige Präsident des FC Bayern ist nach Ablauf seiner Strafe wieder auf freiem Fuß, die näheren Zukunftspläne stehen aber noch nicht.

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Nein, "das war's noch nicht!". Diese mittlerweile schon legendären Worte schleuderte Uli Hoeneß am 2. Mai 2014 Freunden wie Gegnern voller Angriffslust und Grimm entgegen. Am Montag, nachdem für den ehemaligen Patriarchen des FC Bayern München nach 637 Tagen Haft die schwerste Zeit seines Lebens mit der Freilassung auf Bewährung endete, steht Hoeneß vor der Frage: War's das? Was will er, das 64 Jahre alte Alphatier, was kann er in Zukunft noch bewegen?

Eine Antwort hat Hoeneß bisher nicht gefunden, versichert er. Erst im Sommer will er entscheiden, ob er ins Präsidentenamt zurückkehrt. Das berichtet der kicker nach einem Gespräch mit Hoeneß. Demnach ist für Juni zunächst ein großer Urlaub mit der Familie geplant, in dem er sich abschließend über seine Zukunft Gedanken machen wolle. Bis dahin, sagte Hoeneß, wolle er dem FC Bayern als "normaler" Zuschauer die Daumen drücken. In den nächsten Monaten "werde ich Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein".

Martyrium in Landsberg

Hoeneß muss erst mal Abstand gewinnen. Zu sehr habe ihm die Haftzeit zugesetzt, körperlich - der einstige Genussmensch hat 18 kg abgenommen -, aber vor allem mental. Das Landgericht Augsburg beschrieb die 21 Monate hinter Gittern, vor allem die sieben im geschlossenen Vollzug, in ihrem Beschluss zu Hoeneß' vorzeitiger Entlassung als Martyrium. Hoeneß sei verleumdet, erpresst und ausspioniert worden. Und dennoch habe sich der Häftling stets vorbildlich geführt und nie "für etwas Besseres" gehalten.

Am Montag liegt das alles hinter ihm. Das Aufstehen um fünf Uhr in der Früh. Die morgendlichen Kraftübungen mit Hanteln und Gymnastik, die 45 Minuten auf dem Ergometer. Die 40 km lange Fahrt um sieben Uhr vom Freigängerhaus in Rothenfeld, wo er seit Januar 2015 einsaß, an die Säbener Straße. Mit der Haftzeit endet für Hoeneß auch der Anstellungsvertrag als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" beim FC Bayern. Um den Nachwuchs will er sich aber auch in Freiheit mindestens einmal pro Woche kümmern. "Ich habe es jetzt verinnerlicht, da bleibe ich dran", sagte Hoeneß.

Zurück an die Spitze?

Und sonst? "Keine Ahnung", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge noch am vergangenen Montag, "ich habe mit ihm darüber noch gar nicht gesprochen, was er vorhat." Am selben Tag fand jedoch ein Treffen zwischen Hoeneß, Rummenigge, Franz Beckenbauer und Präsident Karl Hopfner an der Säbener Straße statt. Hoeneß fiebere dem Ende seiner Haftzeit entgegen, berichtete Beckenbauer danach. Weil er es kaum erwarten kann, Nachfolger Hopfner zu beerben?

Im Spätherbst könnte sich Hoeneß bei der Mitgliederversammlung wieder an die Spitze seines FC Bayern wählen lassen. Hopfner wird ihm nicht im Wege stehen, das hat er bereits bekräftigt. "Ich glaube, wenn er es werden will, wird er es wahrscheinlich werden", sagte Rummenigge über Hoeneß als möglichen neuen, alten Präsidenten. Aber will Hoeneß? Mehr dazu erst zu Beginn der neuen Saison?

Steuerschuld abbezahlt

"Dass Uli zurück an die Macht will, steht fest", zitierte Sport Bild einen Vertrauten aus dem engsten Bayern-Kreis, "die Frage ist nur: Wird er Präsident und Aufsichtsrat oder nur Präsident?" Einen ersten öffentlichen Auftritt wird Hoeneß jedenfalls am 13. März in Mönchengladbach haben, wo er für seinen Freund Jupp Heynckes eine Laudatio halten wird. Der Münchner Triple-Trainer von 2013 erhält dann den Ehrenring seiner Heimatstadt.

Sicher scheint, dass es die berühmt-berüchtigte "Abteilung Attacke" vorerst nicht mehr geben wird. Hoeneß will sich nicht mehr in Talkshows setzen und wenn, dann nurmehr als Wohltäter auftreten. Sein Gehalt beim FC Bayern aus 14 Monaten Tätigkeit hat er gespendet, ebenso 10.000 Euro bei einem Anruf kurz vor Weihnachten im Radio. Seine Steuerschuld inklusive Zinsen und Strafe von mehr als 40 Millionen Euro hat er übrigens längst bezahlt, angeblich schon bei seinem Haftantritt am 2. Juni 2014.

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