"Zorniger hat das Mediale unterschätzt"

Timo Hildebrand wurde 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister
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SPOX: Gibt es für Sie eine spezielle Szene, die Ihnen aus Ihrer Karriere im Kopf bleiben wird?

Hildebrand: Die Parade als VfB-Keeper in unserem Meister-Jahr 2007 am 33. Spieltag in Bochum. Die bringt auch jeder VfB-Fan mit mir in Verbindung. Das Ding war letztlich fast entscheidend auf dem Weg zum Titel. Ich bin damals direkt danach auch total ausgeflippt, da ich wusste, dass das jetzt nicht ganz unwichtig war. (lacht) Auch die Serie in der Saison 2003/2004, als ich 884 Bundesliga-Minuten ohne Gegentor blieb und einen neuen Rekord aufstellte, war Wahnsinn. So stark und selbstbewusst wie damals habe ich mich nie mehr gefühlt.

SPOX: Sie betonten jüngst, die unglücklichste Entscheidung Ihrer Karriere wäre gewesen, ein Angebot von Borussia Dortmund abzulehnen. Das war kaum bekannt.

Hildebrand: Darauf haben wir damals auch geachtet. Ich wollte nach dem Gastspiel in Valencia einen sicheren Hafen. Es war aber nicht klar, welche Pläne der BVB mit Roman Weidenfeller hat. Das Projekt mit Jürgen Klopp war natürlich extrem spannend. Ich kam eben mit einem negativen Gefühl aus Spanien und sah in Hoffenheim mehr Sicherheit für mich. Das war eine Fehleinschätzung, der Verein geriet dann schnell in einen Abwärtsstrudel.

SPOX: Sie waren auch immer ein Spieler, der auch auf den Tisch hauen und unangenehme Themen ansprechen konnte. Würden Sie sagen, dass Ihnen das mehr geschadet als geholfen hat?

Hildebrand: Keine Ahnung. Ich habe sicherlich auch dazugelernt und habe mich später häufiger zurückgenommen. Ich wollte Aspekte thematisieren, die die Mannschaft letztlich weiterbringen. Manche haben sich dadurch angegriffen gefühlt, aber ich habe nie jemanden schlecht gemacht.

SPOX: Grätschen Ihnen heute zu wenige Profis verbal dazwischen?

Hildebrand: Eigentlich schon. Es hat sich einfach verändert, echte Charaktere gibt es lange nicht mehr. Das Geschäft hat sich gewandelt, es läuft anders als früher. Kürzlich habe ich gelesen, dass Horst Heldt auf Schalke von den Spielern verlangt, auch einmal auf den Tisch zu hauen. Das ist schon merkwürdig, denn es bleibt ja wirklich wichtig, dass Spieler auch innerhalb der Mannschaft Führungspositionen übernehmen.

SPOX: Sie beginnen nun einen Job bei Tailormade, einer Kommunikationsagentur, in Stuttgart. Was ist dort konkret geplant?

Hildebrand: Ich werde zwei bis drei Mal die Woche vor Ort sein und verschiedene Projekte übernehmen. Ich will eine andere Seite des Sports kennenlernen, unter anderem die Bereiche Organisation, Events und Marketing. Ich habe auch vor, mein Engagement im sozialen Bereich zu erweitern.

SPOX: Zudem machen Sie derzeit auch den Trainerschein.

Hildebrand: Genau. Cacau und Christian Eichner sind auch dabei. Vielleicht werde ich mal Cacaus Co-Trainer, wer weiß. (lacht)

SPOX: Sollten Sie in den Fußball zurückkehren, dann also als Trainer?

Hildebrand: Ich will mir das zunächst noch offenhalten. Torwarttrainer wäre auch etwas, ich habe ja mit Ebbo Trautner den besten Mentor vor Ort. Keine Ahnung, wie lange er noch macht, aber vielleicht kann ich beispielsweise einmal in seine Fußstapfen treten. Ein Nachwuchsleistungszentrum zu führen, wäre sicherlich auch etwas. Ich kann mir aktuell vieles vorstellen. Mal sehen, wie sich das letztlich entwickeln wird.

SPOX: Auf Ihrer Homepage ist zu lesen, Sie würden einen "Abschied in würdigem Rahmen" planen. Wann ist es so weit?

Hildebrand: Ich will noch nichts verraten, wir stecken mitten in den Planungen. Es wird aber kein Abschiedsspiel im klassischen Sinne geben. Wir wollen etwas Generationenübergreifendes machen. Details dann aber später.

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