SPOX: Nach der Entlassung von Dieter Hecking beim VfL Wolfsburg ist Peter Stöger nun nach Christian Streich der zweitdienstälteste Trainer der Liga. Das spricht für Ihre langfristige, kontinuierliche Zusammenarbeit.
Schmadtke: Oder es spricht für eine ziemlich große Fluktuation. Das Glas ist ja immer halb voll oder halb leer, je nach Interpretation.
SPOX: Was zeichnet Ihre Zusammenarbeit mit Peter Stöger aus?
Schmadtke: Wir haben beide ein Verständnis für den Job des anderen. Peter war einmal Sportdirektor, ich habe einmal als Trainer angefangen. Dadurch wissen wir auch um die Schwierigkeiten und Probleme, die mit der jeweils anderen Rolle einhergehen. Das ist ein Schlüssel. Aber letztlich haben wir vor allem eine ähnliche Sicht auf die Dinge. Wir versuchen, uns nicht an Fantastereien zu orientieren, sondern an Umsetzbarem. Wir haben auch auf der menschlichen Ebene eine gute Verbindung geschaffen.
SPOX: Wie eng ist das Verhältnis?
Schmadtke: Sehr eng. Das Büro meines Trainers ist genau gegenüber. Sie werden mich häufig dort drüben sehen. Man tauscht sich ständig über unser Geschäft aus, aber auch über private Angelegenheiten. Das hat sich so entwickelt. Ich hatte auch schon andere Situationen, in denen es das nicht gab und man trotzdem gemeinsamen Erfolg hatte. So ist es jedoch deutlich angenehmer.
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SPOX: Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht besonders in Köln, dass ein Trainer nicht nur mit seinem sportlichen Konzept überzeugt, sondern auch menschlich gut in die Stadt und das Umfeld passt?
Schmadtke: Ich glaube, dass Peter für diesen Zeitraum wie die Faust aufs Auge passt. Die Zeit war reif für jemanden, der sehr realistisch an die Dinge herangeht, der zwar viel Lebensfreude versprüht, sich aber nicht euphorisieren lässt und sehr bodenständig ist. Vielleicht war es auch wichtig, dass jemand aus Österreich hier nach Köln kommt, um alles ein bisschen auf Normalmaß herunterzubringen. Einflüsse von außen sind immer gut.
SPOX: Die Euphorie um den Verein auf Normalmaß zu halten, ist auch nach dem starken Saisonstart eine Ihrer Aufgaben. Sie haben gesagt, es sei erlaubt, auf die Tabelle zu schauen und seine Schlüsse daraus zu ziehen. Welche Schlüsse ziehen Sie?
Schmadtke: Dass wir gut gestartet sind und einen Zwei-Punkte-Schnitt haben, ich aber nicht glaube, dass wir am 34. Spieltag immer noch einen Zwei-Punkte-Schnitt haben werden.
SPOX: Wie sehen Sie die sportliche Weiterentwicklung des Vereins seit Ihrem Amtsantritt?
Schmadtke: Wir haben in der zweiten Liga angefangen, sind aufgestiegen und seitdem wir in der Bundesliga sind, waren wir nicht einmal auf einem Abstiegsplatz. Ganz im Gegenteil: Die Entwicklung geht in eine andere, deutlich positivere Richtung. Nichtsdestotrotz weiß ich aber auch um den Wettbewerb, in dem wir uns befinden. Wir machen 100 Millionen Euro Umsatz und es gibt Mitbewerber, die 100 Millionen für ihre Mannschaft ausgeben. Das ist ein Ungleichgewicht. Die internationalen Wettbewerbe sind eigentlich besetzt mit den wirtschaftlich stärksten Klubs. Danach kommen wir ins Spiel. Wir wollen der Beste des Rests sein. Das ist unsere Zielsetzung. Wir sind letztes Jahr Neunter geworden und wollen diesen Platz bestätigen, weil das unserer Einschätzung nach ein riesiger sportlicher Erfolg wäre. Das ist unsexy, ich weiß. Die Menschen wollen immer mehr, schneller, höher, weiter. Dann ist es schwierig, ihnen das zu vermitteln, aber ich glaube, dass uns das gut gelingt.
SPOX: Ist das wirklich so, dass die Menschen immer schneller, höher, weiter wollen?
Schmadtke: Das ist so. Das merke ich an den Fragestellungen der Journalisten. Man sieht es aber auch im Stadion. Zuletzt habe ich dort viele Meisterschalen gesehen. Ich glaube, 90 Prozent der Leute machen das aus einer Selbstironie heraus. Meisterschalen im Stadion sind Spaß und Folklore. Das hat mit der nonchalanten Kölner Art zu tun, sich selbst auch mal auf den Arm zu nehmen. Aber ich glaube auch, dass zehn Prozent der Leute das ernst meinen und glauben, am Ende haben wir die richtige Schale in der Hand.
SPOX: Hat sich auch die Wahrnehmung des Vereins in der Liga verändert?
Schmadtke: Absolut. Wenn wir jetzt ein Spiel gegen Ingolstadt haben, hofft mehr als die Hälfte der Liga, dass wir gewinnen, damit die Ingolstädter unten bleiben. Vor zwei Jahren waren wir noch diejenigen, die unten bleiben sollten. Aber damit werden wir uns beschäftigen müssen, wenn wir noch länger weit oben stehen.
SPOX: Plötzlich taucht der FC in Topspiel-Ankündigungen auf.
Schmadtke: Dadurch wird der Druck auch größer. Wir hatten hier Heimspiele gegen Freiburg und Ingolstadt, bei denen uns jeder zum klaren Favoriten gemacht hat. Man darf aber nicht vergessen, dass wir erst seit zwei Jahren wieder in der ersten Liga sind. Ich denke, das ordnen alle richtig ein. Wenn die Fans "Deutscher Meister FC" singen, schreiben viele, in Köln drehen sie wieder durch. Da sind wir wieder beim Glas: Man kann sagen, es ist halb voll oder halb leer. Ich interpretiere es eher als die lebenslustige, selbstironische Kölner Art und denke nicht, dass jemand abhebt. Dieser Spaß gehört dazu - vor allem hier in Köln.
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