"Da ist einiges nicht optimal gelaufen"

Stefan Reuter ist seit 2012 Manager des FC Augsburg
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SPOX: Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Ihnen klar wurde, wieder in den Fußball einsteigen zu wollen?

Reuter: Klar war mir das schon immer. Es war eine Frage der Zeit. Ich war nie komplett weg und hatte keinerlei Befürchtungen, vom Radar zu verschwinden. Und selbst wenn das passiert wäre, hätte ich andere Dinge gemacht, die mir Spaß machen. Ich kenne keine Langeweile.

SPOX: Sie haben unmittelbar nach dem Ende Ihrer aktiven Spielerkarriere 2004 bei Borussia Dortmund im Management assistiert. Zudem sind Sie Inhaber aller Trainerscheine. Weshalb hat sich das Management durchgesetzt?

Reuter: Dieses Gefühl hat sich noch während meiner Zeit als Spieler immer mehr manifestiert. Ich habe mich schon damals viel mit dem Thema Management beschäftigt und wollte wissen, weshalb und wie welche Entscheidungen getroffen wurden. Das hat mich einfach interessiert. Ich wurde auch als Spieler häufig in Entscheidungsprozesse meiner Vereine eingebunden und habe somit schon eine gewisse Lehrphase durchlaufen. Davon profitiere ich heute noch enorm. Diese Art von Wissen kann sich ein Externer kaum aneignen.

SPOX: Der BVB befand sich damals in einer großen wirtschaftlichen Krise. Sie blieben letztlich nur ein halbes Jahr und kündigten Ihren Vertrag. Was waren die Gründe dafür?

Reuter: In Dortmund waren die Dinge ganz anders geplant und besprochen. Ich sollte zu einem späteren Zeitpunkt Nachfolger der Geschäftsführung um Gerd Niebaum und Michael Meier werden und in diese Aufgaben hineinwachsen. Letztlich hat sich das alles anders entwickelt, kurze Zeit später waren Niebaum und Meier - meine beiden Hauptansprechpartner im operativen Geschäft - auch nicht mehr im Verein. Die Themen, die wir ursprünglich besprachen, waren damit obsolet.

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SPOX: Sie haben insgesamt zwölf Jahre für Schwarzgelb gespielt, Dortmund war Ihre längste Station. Der finale Abschied fiel jedoch etwas leise aus. Sie haben dort auch keinen fest zementierten Legendenstatus wie andere. Bedauern Sie das?

Reuter: Überhaupt nicht. Ich muss nicht die größte BVB-Legende sein. Ich hatte dort einen gigantischen Abschied als Spieler, der war sensationell. Es ist für mich weiterhin sehr schön, nach Dortmund zu kommen. Ich kenne dort noch sehr viele Menschen und bin permanent am Händeschütteln. (lacht)

SPOX: Zwischen dem Ende in Dortmund und dem Beginn bei 1860 lag ein knappes Jahr. Was haben Sie da genau gemacht?

Reuter: Ich wollte mich neu orientieren und habe mir zunächst einmal überlegt, wo ich künftig unabhängig von einem Job leben möchte. Ich bin dann wieder in den Süden in Richtung meiner Heimat gezogen. Dort habe ich mich im Grunde auf die Aufgabe im Management weiter vorbereitet. Ich habe wieder die Schulbank gedrückt und mich teilweise wie bei einem Crashkurs unterrichten lassen. Es war mir wichtig, mich wirtschaftlich weiterzubilden und im Detail zu wissen, wie beispielsweise eine Bilanz auszusehen hat.

SPOX: In Augsburg sind Sie nun seit Ende Dezember 2012 und haben mitgeholfen, den Verein in der Bundesliga zu etablieren. Wissen Sie noch, wie der erste Kontakt zum FCA zustande kam?

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Reuter: Ganz klassisch: Ich wurde angerufen und gefragt, ob ich für ein Gespräch bereit stünde. Ich war zu dieser Zeit auch immer mal wieder in Augsburg im Stadion und es hat mir dort stets gefallen. Ich habe bei den Gesprächen schnell festgestellt, dass mich das wirklich reizen könnte. Zwei Tage später war der Vertrag unterschrieben und ich war wieder drin in der Mühle.

SPOX: Wenn Sie den damaligen Manager Reuter mit dem heutigen vergleichen, worin bestehen die größten Unterschiede?

Reuter: Das ist schwer zu bestimmen. Erfahrung ist am Ende unbezahlbar, darauf würde ich es reduzieren. Man muss sich klar darüber sein, wie die Dinge zu laufen haben. Ich finde, dass wir auch bei 1860 sehr erfolgreich waren. Gerade wenn man bedenkt, mit welch geringen finanziellen Mitteln wir eine Mannschaft zusammengestellt haben, deren Spieler heutzutage fast allesamt höherklassig spielen. Wenn der Kader von damals nur annähernd zusammengeblieben wäre, dann kann sich jeder ausmalen, wie die Löwen heute stehen könnten.

SPOX: In Augsburg hielten Sie anfangs lange an Markus Weinzierl fest. Das gab Ihnen auch langfristig gesehen Recht. Im Sommer trennten sich jedoch die Wege - und das alles andere als geräuschlos. Hat es Sie überrascht, dass das Ende plötzlich so unwürdig ablief?

Reuter: Das schon. Es wird aber immer so dargestellt, als ob es riesige Unstimmigkeiten zwischen mir und Markus gegeben hätte. Sein Abgang war sicherlich unglücklich, aber die ganze Geschichte wird mir seitdem zu sehr dramatisiert. Da ist einiges nicht optimal gelaufen und jeder hat die Dinge etwas anders gesehen. Man muss sich jedoch auch immer in die Lage des Gegenüber versetzen. Wir schätzen uns nach wie vor, ich habe auch Kontakt zu ihm und seinem gesamten Trainerstab.

SPOX: Sie haben daraufhin in Dirk Schuster Ihren ersten Trainer für Augsburg verpflichtet. Fünf Monate später war die Zusammenarbeit allerdings schon wieder beendet. Welchen Fehler kreiden Sie sich bei dieser Personalie an?

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Reuter: Für uns ist es eminent wichtig, eine klare Philosophie zu haben und konsequent vorzugeben, wofür der Verein steht. Das hat sich unter Dirk Schuster anders entwickelt, als wir uns das gedacht und es teils besprochen hatten. Am Ende hat es nicht optimal zusammengepasst.

SPOX: Der FCA hat sich 2014/2015 sensationell zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte für das internationale Geschäft qualifiziert, kämpft jedoch in jedem Jahr um die Zugehörigkeit zur Bundesliga. Angesichts der vor allem finanziellen Entwicklungen im Fußball könnte die Schere in Zukunft immer weiter auseinander gehen. Welche Befürchtungen hat man in dieser Hinsicht in Augsburg?

Reuter: Es bleibt für uns nicht aus, sich ständig mit Zukunftsgedanken auseinander zu setzen. Auch wir haben Jahr für Jahr unser Budget erhöht und uns auf diesem Gebiet weiter entwickelt. Wir haben in den letzten Jahren enorm in den Nachwuchs investiert. Unserer Überzeugung nach können eigens ausgebildete Spieler sehr wichtig für den Verein werden. So langsam trägt das auch erste Früchte. Dies soll langfristig ein wichtiger Baustein sein, um einerseits Gelder und andererseits sportliche Qualität zu generieren, damit wir auch in Zukunft die Perspektive Bundesliga bieten können.

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