"Da ist einiges nicht optimal gelaufen"

Stefan Reuter ist seit 2012 Manager des FC Augsburg
© getty

Seit etwas mehr als vier Jahren arbeitet Stefan Reuter nun schon als Manager beim FC Augsburg. Der Weltmeister von 1990 etablierte den FCA in der Bundesliga und zog mit dem Verein erstmals in der Klubgeschichte in den Europapokal ein. Im Interview spricht Reuter über Alltag und Erfahrungen in seiner langen Phase außerhalb des Profigeschäfts, die Zeit im Management bei Borussia Dortmund und dem TSV 1860 München sowie die Probleme mit den Trainern Markus Weinzierl und Dirk Schuster.

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SPOX: Herr Reuter, als Sie im Februar 2009 nach drei Jahren beim TSV 1860 München Ihr Engagement beendeten, dauerte es vier Jahre, bis Sie wieder als Manager einstiegen und beim FC Augsburg unterschrieben. Dort sind Sie nun ebenfalls seit vier Jahren im Amt. Welche Zeitspanne verging denn schneller?

Stefan Reuter: Gute Frage. Ich glaube, dass die Zeit ohnehin sehr schnell verrinnt, weil man in diesem Fußball-Kosmos permanent mit vielen Dingen beschäftigt ist. Ich wundere mich immer: Wo ist all die Zeit hin? (lacht) Langeweile hatte ich zumindest schon eine Weile nicht mehr. Denn auch in den vier Jahren zwischen 1860 und dem FCA gab es ständig neue Projekte zu betreuen, wodurch ich mich wohlgefühlt habe.

SPOX: Sie haben in dieser Zwischenzeit bei der Sportmarketingagentur mmsports gearbeitet und neuartige Spielfelder, Naturrasen gemischt mit Kunstfasern, verkauft. Wie hat man Sie dazu überredet?

Reuter: Das musste man gar nicht. Diese Sache kam über Kontakte aus der Sportszene zustande. Wir haben damals den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgebaut. Ich bin auch immer mal wieder nach England geflogen, um die dort lange etablierte Rasen-Kultur kennen zu lernen. Ich habe mir Plätze angeschaut und mich mit Greenkeepern oder Managern über die Vor- und Nachteile der Rasenflächen ausgetauscht. Das war eine rundum spannende Geschichte.

SPOX: Haben Sie nach Ihrem Aus bei 1860 gedacht, dass Sie einmal einen solchen Job machen würden?

Reuter: Das würde niemals eine Aufgabe sein, die mich komplett ausfüllt. Es ist eher ein Teil, der zu meinem jetzigen Job auch irgendwo dazu gehört. Rückblickend kann man sagen, dass ich die Zeit, in der ich nicht in diesem Tagesgeschäft arbeitete, dazu genutzt habe, Ideen und Gedanken anzusammeln. Ich habe in dieser Phase auch sehr viele Spiele gesehen und mich mit zahlreichen Menschen aus der Branche unterhalten. Ich wollte den Draht zur Liga nicht verlieren.

SPOX: Sie sprachen eben von Projekten. An welchen weiteren haben Sie zu diesem Zeitpunkt noch gearbeitet?

Reuter: Wir waren auch beratend für Fußballvereine tätig. Es kommt immer wieder vor, dass die Klubs nach Rat oder Hilfestellungen suchen. Wir haben uns dann mit Juristen und Sportrechtlern der Vereine ausgetauscht. Das wurde nie an die große Glocke gehängt, denn Beratung ist dann am effektivsten, wenn sie im Hintergrund stattfindet. Ich habe letztlich nie die Seite gewechselt. Es gab einige Angebote, in die Spielerberater-Branche zu gehen. Das habe ich jedoch immer abgelehnt, da mir klar war, dass ich langfristig wieder bei einem Verein richtig einsteigen möchte.

SPOX: Gab es nach der Zeit bei den Löwen keine Angebote?

Reuter: Doch. Für mich war allerdings die Zeit reif, um vieles zu reflektieren und mir Gedanken zu machen. Was möchte ich künftig anders machen, welche Fehler habe ich begangen, wie funktioniert ein Unternehmen am besten, welche Vereinsstrukturen sind sinnvoll? Danach wurde mir absolut klar, wie es künftig für mich persönlich aussehen muss, um bei einem Angebot davon überzeugt zu sein, dass es auch erfolgreich wird. Ich wollte Abstand gewinnen und das geht nicht von heute auf morgen. Anfragen oder Angebote müssen am Ende auch zur aktuellen Lebenssituation passen. In Augsburg ist das sehr gut, denn meine drei Kinder leben in München. Das sind alles Dinge, die rund um eine Entscheidung zusammenkommen können.

SPOX: Wie sah Ihr Alltag als Rasen-Verkäufer aus?

Reuter: Ich war viel im Auto unterwegs. Ich habe häufig die Dinge nebeneinander geplant, so dass ich einerseits viele Spiele anschauen und andererseits das Rasen-Geschäft vorantreiben konnte. Damals blieb auch noch genügend Zeit für Privates. Das war ein Luxus, wenn man das mit heute vergleicht. Nun ist es weitaus schwieriger, sich Freiräume zu schaffen.

SPOX: Hätten Sie gedacht, dass zwischen Ihren beiden Management-Aufgaben im Fußball eine derart lange Pause liegen könnte?

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Reuter: Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Es gab Anfragen noch im selben Monat, als ich bei 1860 aufhörte. Ich hätte oft die Chance gehabt, wieder irgendwo einzusteigen. Mir war aber klar, dass ich zunächst einmal eine Pause einlegen werde. Im Nachhinein bin ich davon überzeugt, richtig entschieden zu haben. In Augsburg bin ich völlig frei und hoch motiviert angetreten, denn ich halte es für sehr entscheidend, einen solchen Job zu 100 Prozent zu leben.

SPOX: In München wurde Miroslav Stevic nach Ihnen zum Sportdirektor ernannt, doch man bot auch Ihnen einen neuen Vertrag an. Weshalb war das für Sie nicht hinnehmbar?

Reuter: Im Verein wurde der Weg der Geschäftsführung, zu der ich gehörte, nicht vollumfänglich mitgegangen. Ich war daher nicht bereit, Dinge zu tun, von denen ich nicht überzeugt war. Im Nachhinein wurde meine Entscheidung auch mehr als bestätigt.

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