4. Das Umfeld
Die steigende Erfolgskurve der letzten Jahre hat auch die Euphorie um den Effzeh wieder wachsen lassen.
"Wo viel Interesse ist, da kann nicht immer alles positiv sein, das ist halt so. Wo viel Liebe ist, ist auch viel Trauer - und in Köln ist sehr viel Liebe", ordnete Peter Stöger kürzlich ein. Ein emotionales Umfeld wie das in der Domstadt kann Fluch und Segen sein. In den letzten Jahren hat sich das Gleichgewicht zunehmend in Richtung Segen verschoben.
"Diese Stadt ist so fußballverrückt geworden wie nie zuvor", stellte Reinhold Beckmann am Sonntag bei Sport 1 fest, seines Zeichens langjähriger Kölner Einwohner.
Bereits im Herbst, als die Kölner zwischenzeitlich auf Tabellenplatz zwei standen, deutete sich das große Begeisterungspotential des Umfelds an. Im Stadion waren zeitweise sogar Meisterschalen zu sehen. "Ich glaube, 90 Prozent der Leute machen das aus einer Selbstironie heraus. Meisterschalen im Stadion sind Spaß und Folklore. Das hat mit der nonchalanten Kölner Art zu tun, sich selbst auch mal auf den Arm zu nehmen", sagte Jörg Schmadtke dazu.
Der Klub hat in den vergangenen Jahren den Spagat zwischen Bescheidenheit und Lebensfreude, etwa der Teilnahme am Karnevalsumzug oder Training mit roten Nasen, perfekt hinbekommen und damit das Publikum wieder neu aktiviert.
Mit 49.571 Zuschauern hatten die Kölner in dieser Spielzeit den höchsten Schnitt ihrer Vereinsgeschichte. Neun seiner zwölf Saisonsiege feierte das Stöger-Team vor heimischer Kulisse.
Am Samstag kulminierte die Euphorie in einem Platzsturm, gefolgt von einer riesigen Europapokal-Party: "Da herrscht der absolute Ausnahmezustand", stellte Matthias Lehmann fest.
Exakt 9000 Tage ist der letzte Auftritt im Europapokal her. Im September 1992 verloren die Geißböcke mit 0:3 gegen Celtic. Das leidenschaftliche Publikum hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es in der kommenden Saison wieder in den europäischen Stadien singen darf.