August 2016, Playoff-Runde zur Champions League: Nach einem 3:1-Sieg im Hinspiel überrennt die Gladbacher Borussia im Rückspiel eine überforderte Mannschaft von Young Boys Bern. Am Ende steht ein 6:1-Sieg für die Elf von Andre Schubert. In einer schwachen Berner Mannschaft geht auch die Nummer 28, Denis Zakaria, unter und leitet mit einem ungenauen Zuspiel sogar das zweite Gegentor ein.
Erlebe die Bundesliga-Highlights auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Die Qualitäten des physisch starken Mittelfeldspielers sind den Machern der Borussia jedoch schon damals bekannt. Zakaria steht bei den Gladbacher Bossen auf der Liste im Falle möglicher Abgänge im Mittelfeld. Spätestens seitdem Mahmoud Dahoud vor wenigen Wochen seinen Wechsel zur Borussia aus Dortmund verkündete, wird der 20-Jährige vermehrt als möglicher Neuzugang bei den Fohlen gehandelt.
Zakaria: Schritt zurück nach vorne
Der Wechsel in die Bundesliga wäre für den Sohn einer Sudanesin und eines Kongolesen ein Riesensprung. Seine fußballerische Ausbildung begann bei Servette Genf, wo er zu Beginn als Stürmer eingesetzt wurde. Aufgrund seiner Zweikampf- und Kopfballstärke wurde er jedoch schnell in die Abwehr versetzt, sehr zum Unmut Zakarias: "Am Anfang war ich etwas wütend darüber, in der Verteidigung spielen zu müssen, denn als Jugendlicher willst du einfach Tore vorbereiten und schießen", verriet er im April 2016 im Gespräch mit sport.ch.
Für seine persönliche Entwicklung war dies im Nachhinein aber wohl ein entscheidender Schritt in den Profibereich, denn durch die Umschulung lernte er seine persönlichen Ambitionen den Zielen der Mannschaft unterzuordnen: "Irgendwann war ich aber reif genug, um einzusehen, dass man dort spielen soll, wo man seinem Team den meisten Nutzen bringt."
Nach den Lehrjahren als Innenverteidiger ging es in der U21 wieder eine Position nach vorne ins zentrale Mittelfeld, wo Zakarias Spielmacherqualitäten und Offensivdrang voll zur Geltung kamen. So ließen auch die ersten Einsätze in der Profimannschaft nicht lange auf sich warten.
Nach lediglich sechs Ligaeinsätzen verpflichtete ihn Young Boys Bern im Sommer 2015, wo er sich auf Anhieb als Stammspieler behauptete. Nach nur einem Jahr in der ersten Schweizer Liga debütierte Zakaria im Mai 2016 für die Schweizer Nationalmannschaft. Auch zur EM durfte er mitfahren, blieb dort aber ohne Einsatz.
Denis Zakaria wird mit Patrick Viera verglichen
Im Mittelfeld der Young Boys Bern nimmt Zakaria die Rolle des klassischen Box-to-Box-Spielers ein, der mit seiner starken Physis besticht. Oftmals ist er in der Mannschaft von Trainer Adi Hütter die erste Station im Umschaltspiel, wenn er nach Balleroberungen seine Mitspieler mit Pässen in die Tiefe bedient oder selbst den Ball dynamisch in die gegnerische Hälfte treibt.
Aufgrund seines Spielstils wird er in der Schweiz sogar schon als der "neue Patrick Vieira" bezeichnet, auch wenn für Zakaria selbst dieser Vergleich noch zu früh kommt. "Der Spielstil ist sehr ähnlich, aber um auf sein Level zu kommen, muss ich noch eine Menge Suppe essen. Ganz ehrlich, ich muss in jedem Training und Spiel hart arbeiten, um je an einen Weltklassespieler wie ihn heranzukommen", erzählte er im Interview.
Neben den nationalen Medien zeigt sich auch Hütter beeindruckt von der Spielweise seines Zöglings: "Er spielt oft, als sei er ein Routinier, und das in zentraler Rolle im Mittelfeld. Seine Zweikampfstärke, seine Kraft, die Übersicht auch, all das macht ihn zu einem besonderen Spieler", merkte der Trainer in einem Interview mit der Berner Zeitung an.
Doch nichtsdestotrotz sieht Hütter noch reichlich Potential zur Verbesserung: "Zaki kann noch viel lernen, das weiß er auch, er ist ein kluger, bescheidener Junge, der nicht abhebt. Seine Statik ist noch nicht ausgereift, und ich glaube, er wird noch viel besser, wenn seine körperliche Entwicklung abgeschlossen sein wird." Auch in Sachen Torgefährlichkeit bestehe noch Verbesserungsbedarf.
Zakaria soll Dahoud ersetzen
Nach dieser Saison könnte Zakaria nun der nächste große Karrieresprung bevorstehen. Wie verschiedene Medien übereinstimmend berichten möchte Borussia Gladbach den 20-jährigen Schweizer als Ersatz für den abwandernden Dahoud verpflichten.
Bei der Elf von Dieter Hecking würde Zakaria die Tradition der Schweizer Neuzugänge fortsetzen. Yann Sommer, Nico Elvedi und Djibril Sow wagten alle den direkten Weg von der Schweizer Super Ligue an den Niederrhein, Josip Drmic komplettiert das aktuelle Eidgenossen-Quartett.
Über allen steht aber der Werdegang von Granit Xhaka als Paradebeispiel für die Transferpolitik der Borussia. 2012 kam der Nati-Kapitän für 8,5 Millionen Euro vom FC Basel, reifte im Gladbacher Mittelfeld zum Führungsspieler und wurde vergangenen Sommer schließlich für 45 Millionen an den FC Arsenal abgegeben.
Zakara als neue Komponente
Wie zuletzt bei Laszlo Benes oder Sow ist auch bei Zakaria denkbar, dass dieser zunächst über Einsätze in der zweiten Mannschaft langsam an die Bundesliga herangeführt wird. Selbst im Falle einer perfekten Akklimatisierung würde der 20-jährige aber keinen direkten Eins-zu-Eins-Ersatz für Dahoud darstellen, allein schon aufgrund der unterschiedlichen Spielstile und physischen Vorrausetzungen der Beiden.
Doch dies möchte man bei Borussia Gladbach auch augenscheinlich gar nicht, immerhin merkte Trainer Dieter Hecking zuletzt an, den "neuen Mo Dahoud" in Person von Benes schon in den eigenen Reihen zu haben.
Vielmehr würde Zakaria mit seiner Physis und seinem starken Kopfballspiel dem Mittelfeld der Borussia eine neue Komponente hinzufügen. Den "neuen Patrick Vieira" dürfte man bei der Borussia aber wohl auch mit offenen Armen empfangen.
Denis Zakaria im Steckbrief