"Ich hatte die Sorge, dass Magath ihn verheizt"

Silvio Meißner (r.) spielte in Philipp Lahms erster Bundesligasaison an dessen Seite
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SPOX: Die jungen Spieler schienen in dieser Zeit nicht so große Schwierigkeiten mit Magath zu haben. Zumindest brachte er diese voran.

Meißner: Dass der VfB auf so viele junge Spieler setzte, entstand ursprünglich aus der Not heraus, weil der Verein finanziell nicht so gut aufgestellt war. Nach und nach sind immer mehr Junge eingebaut worden und haben direkt Leistung gezeigt. Felix hat daran Gefallen gefunden und sich ein funktionierendes Gefüge aufgebaut. Balakov, Soldo und Todt waren die Routiniers. Gerber, Seitz und ich waren auch schon erfahren. Und dann gab es eben die ganz jungen Spieler wie Kuranyi, Hildebrand oder Hinkel. Die ganze Mischung im Kader hat einfach enorm gut gepasst, sodass sich die Jungs auch von den Älteren etwas abschauen konnten.

SPOX: War es für Lahms Laufbahn vorteilhaft, dass sein Förderer Magath später auch sein erster Trainer bei Bayern war?

Meißner: Bevor er zurückgegangen ist, hat er sich bei uns zuerst einen Ermüdungsbruch und im Mai auch noch einen Kreuzbandriss zugezogen. Natürlich hat man sich da Gedanken gemacht, ob es so gut ist, dass er danach direkt zu Felix kommt.

SPOX: Wieso?

Meißner: Ich hatte die Sorge, dass Magath ihn mit seinem harten Training verheizt. Aber er hat ihn ruhig und behutsam herangeführt. Und dann war es schon ein Glücksfall für Philipp, dass sein Trainer bei Bayern ihn kannte und wusste, was er an ihm als Spieler hat. Dadurch hat er den nächsten Schritt gemacht, als Spieler und als Persönlichkeit.

SPOX: Sie sprechen das Thema Persönlichkeit an. Vor anderthalb Jahren sagten Sie, bezogen auf Ihre Berater-Tätigkeit, im SPOX-Interview: "Grundsätzlich will ich mündige und eigenständige Spieler, die ihre Meinung vertreten können." Wie sehr ist Lahm in dieser Hinsicht Vorbild?

Meißner: Philipp war immer jemand, der seine Meinung gesagt hat und der auch dann vor die Kameras getreten ist, wenn es mal nicht so lief. Das ist nicht selbstverständlich. Viele äußern sich nur, wenn sie drei Tore geschossen haben. Er hat immer Stellung bezogen und das ausgesprochen, was er gedacht hat. Mich hat überrascht, dass er den Posten des Sportdirektors beim FC Bayern abgeschlagen hat, den ihm der Verein offenbar angeboten hat. Das hätte zu seinem Werdegang gepasst. Dass er ein Jahr vor Vertragsende einen Schlussstrich unter seine Karriere zieht, macht auch nicht jeder. Für so einen Abgang braucht man Eier.

SPOX: Wie bewerten Sie dieses vorgezogene Karriereende?

Meißner: Ich glaube, dass er für sich persönlich den richtigen Zeitpunkt erkannt hat. Die Belastung wird im Alter immer höher. Wenn die Profis heutzutage in der Nationalmannschaft, der Champions League, der Liga und im Pokal dabei sind, haben sie alle drei Tage ein Spiel. Er war selten verletzt, hat eigentlich immer alle Pflichtspiele absolviert. Dann merkst du irgendwann schon, dass es mit einer ausreichenden Regeneration eng wird.

SPOX: Deshalb ist er nach dem WM-Titel in Brasilien aus der Nationalmannschaft zurückgetreten.

Meißner: Eben. Es gibt nun mal auch ein Leben nach dem Fußball und da kann man seine Knochen auch noch gebrauchen. Man will ja auch mit 70 Jahren noch normal laufen können. Ich glaube, Philipp Lahm mit Rollator braucht man nicht unbedingt. (lacht) Wichtig ist, dass man nach der Karriere kein völliges Wrack ist. Er hat erkannt, dass er genug getan hat. Womöglich macht er jetzt erst einmal ein Jahr Pause und gewinnt Abstand. Eines Tages wird er aber sicherlich bei einem Verein einsteigen und ich gehe fest davon aus, dass das bei Bayern sein wird.

SPOX: Am Wochenende tritt Lahm als Weltmeister, Triplesieger und achtmaliger Deutscher Meister ab. Zu Deutschlands Fußballer des Jahres wurde er jedoch nie ausgezeichnet. Darüber haben sich zuletzt unter anderem Jupp Heynckes, Manuel Neuer und Hermann Gerland geärgert. Wie stehen Sie dazu?

Meißner: Gute Frage. Die Reporter stimmen doch darüber ab, da müssen Sie also Ihre Kollegen fragen. Natürlich wundert man sich bei all den Titeln, warum er nie persönlich für seine konstant starken Leistungen ausgezeichnet wurde. Aber die Situation muss jede Saison neu bewertet werden. Es gab immer gute Gründe für die Spieler, die ausgezeichnet worden sind. Vielleicht wird er irgendwann mal Trainer des Jahres.

SPOX: Lahm schloss zuletzt ein mögliches Abschiedsspiel nicht aus. Rechnen Sie im Fall der Fälle mit einer Einladung als Wegbegleiter am Beginn seiner Karriere?

Meißner: Alles andere würde mich enttäuschen. (lacht)

SPOX: Wenn eine Einladung käme, würden Sie also mitspielen?

Meißner: Aber sicher! Ich spiele ja sowieso noch Traditionsmannschaft und bin fit. Wenn er mich einladen würde, würde ich mich sehr darüber freuen und auf jeden Fall kommen.

Philipp Lahm im Steckbrief

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