SPOX: Ihre eigene Karriere verlief nicht so geradlinig. Sie mussten Ihre Spielerlaufbahn aufgrund eines Zeckenbisses vorzeitig beenden.
Titz: Ich hatte mir aber mit einer Fußballschule parallel ein zweites Standbein aufgebaut. Als Spieler bei Waldhof Mannheim habe ich damals Eugen Hach kennengelernt. Durch ihn kam ich 2000 zu Alemannia Aachen, wo ich die A-Jugend trainierte und Teil des Trainerstabs der Profis war.
SPOX: Nebenbei haben Sie auch noch Bücher geschrieben. Wie kam es dazu?
Titz: Ich habe schon immer gerne konzeptionell gearbeitet und mich mit dem Schreiben und der Dokumentation befasst. Deshalb habe ich meine Ideen der Trainingslehre in Büchern niedergeschrieben und den Fußballlehrer gemacht. Bis zu meiner ersten Station als Trainer in Passau hat es aber ein bisschen gedauert und so hatte ich Zeit für meine Buchprojekte. Ab Passau hat mich der Fußball getragen.
SPOX: Obwohl die Zeit des Engagements in Passau nur fünf Spiele dauerte.
Titz: Die Zeit in Passau war aufgrund von schwierigen Umständen innerhalb des Klubs eine kurze, aber lehrreiche Zeit. Danach habe ich für den US-Fußballverband gearbeitet. Der Kontakt kam über Steven Dooley zustande, damals Trainer der U23 in Aachen und Bruder von Tom Dooley.
SPOX: Was haben Sie da gemacht?
Titz: Der US-Fußballverband wollte, dass ich ein Auswahlprojekt für die USA in Europa aufbaue. Wir haben in Stuttgart und Kaiserslautern-Ramstein Stützpunkte aufgebaut, in denen ich zehn Trainer aus meiner Fußballschule beschäftigen konnte mit jeweils einem Amerikaner als Co-Trainer. Wir haben am Wochenende zwischen 150 und 200 Kinder trainiert, die aus verschiedenen Ländern, in denen die USA Militärstützpunkte unterhalten, zusammenkamen.
SPOX: Warum ging dieses Engagement nach drei Jahren zu Ende?
Titz: Ich stand vor der Entscheidung, entweder fest in die USA zu gehen oder in Europa zu bleiben. Da ich mich als Mannschaftstrainer sehe, blieb ich in Deutschland und bekam das Angebot von Viktoria Köln, die A-Jugend nach dem Aufstieg in die Bundesliga und die erste Mannschaft in der Oberliga zu trainieren. Ich hatte allerdings das Pech, dass der Verein Insolvenz anmelden und fünf Monate später die erste Mannschaft abmelden musste.
SPOX: Nach einem einjährigen Abstecher in die USA zur Dooley Soccer University ging es im Sommer 2011 zurück nach Deutschland zum FC Homburg.
Titz: Das war auch eine Projektarbeit. Wir haben eine junge Mannschaft aufgebaut mit Spielern, die in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten nicht übernommen wurden. Gleichzeitig haben wir ein Schulprojekt ins Leben gerufen, zuerst mit einer Fußball-AG und später mit einer Fußballklasse.
SPOX: Wie muss man sich das vorstellen?
Titz: Mit den Spielern haben wir die Schüler trainiert, dadurch konnten wir Mehreinnahmen generieren und den Verein nach und nach semi-professionell aufstellen. Mit Homburg sind war dann auch aufgestiegen, haben im ersten Jahr die Klasse gehalten und uns im zweiten Jahr für den DFB-Pokal qualifiziert.
Die Trainerstationen von Christian Titz
Verein/Verband | Amtsdauer |
Hamburger SV | März 2018 - ? |
Hamburger SV U21 | Juli 2017 - März 2018 |
Hamburger SV U17 | Juli 2015 - Juli 2017 |
FC 08 Homburg | Juli 2011 - April 2014 |
Viktoria Köln (1. Mannschaft & U19) | Juli 2009 - Dezember 2009 |
US-Fußballverband Stützpunkttrainer Europa | Juli 2007 - Juni 2009 |
1. FC Passau | November 2005 - August 2006 |
Alemannia Aachen U19 | Juli 2000 - Juni 2004 |
SPOX: Als es in Homburg zu Ende ging, dauerte es wieder über ein Jahr, bis zur Ihrem Engagement beim HSV. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?
Titz: Durch meine Autorentätigkeit bin ich regelmäßig zu Vorträgen eingeladen worden und durch die Welt gereist. Später, als ich schon beim HSV arbeitete, war ich auch mal im Iran. Eine fantastische Erfahrung.
SPOX: Erzählen Sie.
Titz: Der Kontakt kam über Mehdi Mahdavikia zustande, der im Iran einen eigenen Verein aufgebaut hat und sich sehr in der Nachwuchsarbeit in seiner Heimat engagiert. Ich war vier Tage im Iran und habe mit den Vereins- und Verbandstrainern vor Ort über das Thema Spielsysteme gesprochen und nachmittags auf dem Platz trainiert. Es war sehr spannend, einen Einblick in die Kultur und die Gepflogenheiten dieses Landes zu bekommen.
SPOX: Über Lewis Holtby kamen Sie dann zum HSV.
Titz: Das ist nicht ganz richtig. Ich habe zwar parallel zu meinen anderen Aufgaben auch als Individualtrainer von Lewis und Spielern wie Christoph Moritz oder Elias Kachunga gearbeitet. Aber der HSV hat mich unabhängig davon während der Zeit von Joe Zinnbauer zum Gespräch eingeladen. Daraufhin hat mich der Verein immer wieder für Individualtraining, Vorträge und Fortbildungen gebucht und mir schließlich die U17 angeboten. Nach zwei Jahren wurde ich zum Trainer der U21 befördert.
SPOX: Da war der Schritt zu den Profis jetzt folgerichtig.
Titz: Ich habe mit dem Aufbau der Fußballschule, dem Schreiben, den Vorträgen, der Arbeit in einer Nachwuchsabteilung und im Profibereich so viele Facetten des Fußballs kennengelernt, dass ich die Möglichkeit hatte, mich zu entwickeln. Diese Zeit hat mich geprägt. Ich fühle mich gewappnet für den Job als HSV-Trainer.