Schalke-Manager Christian Heidel hat sich im Interview mit dem Deutschlandfunk klar gegen die Abschaffung der 50+1-Regel positioniert. Die Probleme des deutschen Fußballs wären damit nicht gelöst.
Zuletzt begrüßten beispielsweise Uli Hoeneß und Ralf Rangnick das Vorhaben 50+1 abzuschaffen, um das Niveau der Bundesliga zu steigern und im internationalen Vergleich wettkampffähiger zu werden.
Christian Heidel: "Leicht zu reden, wenn man bei RB Leipzig ist"
Für Heidel birgt das die Gefahr, die Fußballkultur in Deutschland aufs Spiel zu setzen: "Dann kommt eben ein Amerikaner oder Chinese mit dem großen Geldkoffer zu einem Klub aus den Niederungen der Zweiten Liga, spielt in zwei oder drei Jahren um die Deutsche Meisterschaft mit. Der hat dann ein Fanaufkommen von 3754 und auswärts fährt ein VW-Bus mit."
Heidel ging dabei vor allem auf die Meinung von Leipzig-Macher Rangnick ein, der jüngst in der Süddeutschen Zeitung fragte: "Was wollen wir? Weiter unsere Tradition pflegen? Dann werden wir als Liga irgendwann dort landen, wo der eine oder andere Traditionsklub leider schon gelandet ist: auf dem Friedhof der Erinnerung."
Heidel entgegnete, dass er sich wohl ähnlich zu diesem Thema äußern würde, wäre er bei RB Leipzig involviert: "Es ist auch leicht zu reden, wenn man bei RB Leipzig ist, dass Tradition keine Rolle spielt, wenn Tradition nur fünf oder sechs Jahre alt ist."
Christian Heidel: Schlechte Europapokal-Bilanz eine Momentaufnahme
Eine Schere zwischen der Bundesliga und den anderen europäischen Ligen sieht Heidel nicht, weswegen er dafür plädiert, das "Rad der Kommerzialisierung" nicht zu überdrehen.
Das schlechte Abschneiden der Bundesligaklubs im Europapokal im vergangenen Jahr bezeichnet Heidel als eine "Momentaufnahme".
Die Dominanz der englischen und spanischen Teams führt er zwar durchaus auf die Kaufkraft dieser Mannschaften zurück, relativierte jedoch: "Irgendwann ist da auch mal das Geld alle."
Christian Heidel über Transfermarktentwicklung: "Da entsteht eine Blase"
Besonders wirtschaftlich sei das Vorgehen dieser finanzstarken Klubs nämlich häufig nicht. "Die englischen Agenten nerven momentan von morgens bis abends, weil sie wahrscheinlich in England noch 100 Spieler abzugeben haben. Da die Mannschaftgrößen teilweise 30, 40 Spieler sind", sagte der 55-Jährige.
"Da entsteht eine Blase", meint Heidel. Bis diese aber platzt, muss Schalke solche Verluste wie den von Thilo Kehrer, der jüngst für 37 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain wechselte, hinnehmen.
Dass Schalke als weniger finanzstarker Klub in einigen Verhandlungen mal das Nachsehen hat und auch vielversprechende Talente aus dem eigenen Stall abgeben muss, sei eben "das Fußballgeschäft". "Ich gebe zu, dass da die Romantik teilweise etwas zu kurz kommt, geht mir auch so, aber das zählt heute wenig", erklärte Heidel.