Hendrie Krüzen von Bayer Leverkusen im Interview: "In Dortmund gab es Spieler, die in ihrer eigenen Welt lebten"

Jochen Tittmar
28. August 201913:50
Hendrie Krüzen arbeitet seit vielen Jahren als Co-Trainer von Peter Bosz.imago images
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Seit fast 20 Jahren arbeitet Hendrie Krüzen als Co-Trainer eng an der Seite von Peter Bosz. Im Januar 2019 trat das Gespann bei Bayer Leverkusen nach der 163-tägigen Amtszeit beim BVB seine zweite Stelle in der Bundesliga an.

Im Interview mit SPOX und Goal spricht Krüzen über die Gründe für das Ende bei Ajax Amsterdam, benennt die Fehler, die bei Borussia Dortmund gemacht wurden, und äußert sich zur damaligen Kritik am Spielsystem.

Zudem zieht Krüzen ein Zwischenfazit von der Zeit in Leverkusen und spricht über die besten Spieler, die er je trainiert hat - unter anderem Bayer-Juwel Kai Havertz.

Herr Krüzen, Peter Bosz hat zu Dortmunder Zeiten mal verraten, dass Albert Capellas derjenige im Trainerteam war, der am besten mit dem Computer umgehen kann. In Leverkusen ist Capellas nicht mehr dabei, mittlerweile arbeitet er als Trainer der U21 Dänemarks. Haben Sie das jetzt gemeinsam mit Bosz in die Hand genommen?

Hendrie Krüzen: Nein, immer noch nicht. Ich selbst habe noch nie in meinem Leben mit dem Computer gearbeitet. Ich muss auf dem Platz stehen und dort beobachten - das ist meine Arbeit. In Leverkusen sind diese Dinge bei unserem Videoanalysten Simon Lackmann und Marcel Daum als dafür verantwortlichem Co-Trainer in sehr guten Händen. Für Peter und mich ist das eine große Erleichterung.

Capellas arbeitete in der vergangenen Saison als Co-Trainer von Jordi Cruyff in der chinesischen Super League. Wieso ist er nicht mit nach Leverkusen gekommen?

Krüzen: Weil es in Leverkusen in Xaver Zembrod bereits einen Co-Trainer gab, der den Verein und die Spieler sehr gut kennt. Das war eine der Lehren aus der Zeit in Dortmund, dass Peter einen deutschen Co-Trainer wollte, der schon beim Klub angestellt ist und die Bundesliga kennt. Wir hatten mit Xaver vor unserem Engagement ein Gespräch. Das war so gut, dass es keine Alternative zu ihm gab. Die bisherige Zusammenarbeit gibt uns auch recht.

SPOX-Redakteur Jochen Tittmar sprach mit Hendrie Krüzen im Leverkusener Trainingslager in Kaprun.spox

Auch Sie nahmen im letzten Sommer einen neuen Job an, als Co-Trainer der niederländischen U21. Das Engagement dauerte nur vier Monate, da Sie mit Bosz im Dezember nach Leverkusen gingen. War das im Vorfeld so besprochen, dass Sie wieder zusammenarbeiten, sobald Bosz einen neuen Verein findet?

Krüzen: Ja. Ich habe im niederländischen Verband sehr viele Freunde und Bekannte. Man hat mich dann gefragt, ob ich in dieser Zwischenzeit, in der Peter und ich ohne Verein waren, mithelfen möchte. Ich habe mich mit Trainer Erwin van de Looi unterhalten und unter der Bedingung zugesagt, dass ich sofort die Freigabe erhalte, sollte Peter einen neuen Verein finden. Ich habe nicht einmal einen Vertrag unterschrieben, um dort zu arbeiten. Ich konnte einfach nicht so lange gar nicht auf dem Platz stehen. Ich habe dort viele junge Spieler genauer kennengelernt - und das kann eines Tages vielleicht auch ein Vorteil für Leverkusen sein.

Wie hat denn Bosz das Jahr ohne Traineramt verbracht und wie sah Ihr Kontakt zueinander aus?

Krüzen: Wir hatten jeden einzelnen Tag Kontakt. Ich habe ihn auch gefragt, ob er damit einverstanden ist, dass ich zur U21 gehe. Er meinte sogar: Das musst du machen. Peter selbst hat sich in der Zeit vor allem viele Spiele angeschaut und sich mit Vereinsvertretern ausgetauscht, um Kontakte zu halten. Auch der Draht zu Leverkusen bestand ständig, er wurde ja schon vor der Zeit beim BVB etabliert.

Bosz und Sie kennen sich seit über 30 Jahren. Sie spielten Anfang der Jahrtausendwende in Apeldoorn, Bosz war damals Ihr Trainer. Wie erinnern Sie sich daran?

Krüzen: Kennengelernt habe ich ihn Ende der 1980er Jahre im Kreis der Nationalmannschaft. Ich erinnere mich noch an unser Spiel im Wembley-Stadion gegen England. Das waren die ersten Male, bei denen ich Peter begegnet bin. Etwas mehr als zehn Jahre später wurde Peter dann Trainer in Apeldoorn. Ich wollte eigentlich meine Karriere beenden. Dann rief mich Peter an und fragte, ob ich nicht noch zwei Jahre weiterspielen könne. Das war damals die dritte niederländische Liga. Ich habe mich dann breitschlagen lassen, weil wir ein echt cooles Team mit einigen ehemaligen Profis wie Torhüter Stanley Menzo hatten.

Bosz meint, Sie seien eine ganz andere Persönlichkeit als er. Stimmt das?

Krüzen: Er ist halt ein Verteidiger, der haut nur rein. Ich bin mehr der Filigrane für den schönen Fußball. Letztlich sind wir beide direkt und ehrlich. Dadurch können wir ideal miteinander umgehen. Mittlerweile verstehen wir uns blind.

"Hendrie ist immer noch Spieler im Kopf", sagte Bosz mal über Sie.

Krüzen: Da hat er voll und ganz Recht. Ich mache am liebsten noch selbst mit, das hat sich bis heute nicht verändert. Gerade wenn wir das kleine Positionsspiel trainieren, bin ich gerne mit dabei, auch wenn meine Knie nicht mehr so mitmachen. Vor allem bin ich aber dabei, wenn im Mannschaftskreis Tischtennis, Darts oder Fußballtennis gespielt wird. Das ist Eins gegen eins, man ist nicht abhängig von anderen - und ich halte mit den jungen Burschen mit, das kann ich Ihnen sagen!

Wenn Sie noch Spieler im Kopf sind, was ist dann Bosz?

Krüzen: Er ist ein großer Denker. Er denkt unheimlich viel nach, bei ihm muss alles geradlinig in dieselbe Richtung gehen. Alles muss vorher geregelt sein, damit es keine Überraschungen gibt. Zum Beispiel beim Training: Deshalb gehe ich mit Xaver immer eine halbe Stunde vor Trainingsstart auf den Platz, um alles so anzurichten, wie es Peter gerne hat.

International bekannt geworden ist Bosz in seiner Saison bei Ajax, als er das Europa-League-Finale erreichte. Nach einer Saison war es aber schon vorbei, da man mit dem Rest des Trainerstabs, der bei Ajax bereits war, nicht harmonisch zusammenarbeiten konnte. Wie schade fanden Sie es, dass es dort nicht weiterging?

Krüzen: Sehr schade. Wir hätten gerne weitergemacht, weil wir uns sehr darüber gefreut haben, beim größten Klub unserer Heimat zu arbeiten.

Wo lag genau das Problem?

Krüzen: Ich habe innerhalb des relativen großen Trainerstabs von Anfang an eine Distanz uns gegenüber gespürt. Nach zwei, drei Wochen habe ich zu Peter gesagt: Du, das klappt so nicht, das wird nicht gutgehen. Peter meinte dann, ich solle der Sache eine Chance geben und mir weitere Kommentare verkneifen. Zwei Monate später kam Peter zu mir und meinte: Hendrie, du hattest Recht.

Wie haben Sie diese Distanz wahrgenommen?

Krüzen: Ich behaupte, dass ich dafür eine gewisse Fähigkeit habe. Ich kann das fühlen. Es war einfach keine ideale Zusammenarbeit. Die größte Leistung war es wohl, dass wir trotzdem gemeinsam das Europa-League-Finale erreicht haben.

Die Vereinsführung von Ajax hat nicht versucht, sie beide zu halten?

Krüzen: Wir wollten nur unter der Bedingung weitermachen, dass wir uns einen eigenen Trainerstab zusammenstellen können - mit Leuten aus der zweiten Mannschaft, weil dort einige gute Coaches gearbeitet haben. Da hat die Vereinsführung aber nicht mitgespielt. Und kaum waren wir weg, hat ein Co-Trainer nach dem anderen den Verein verlassen.

Wieso haben Bosz oder Sie das Problem nicht selbst bei der Vereinsführung angesprochen?

Krüzen: Geschäftsführer Edwin van der Sar hat das gegenüber dem Aufsichtsrat auch nie getan. Was er aber hätte tun sollen, wie ich finde. Schließlich ist Peter nach Saisonende selbst zum Aufsichtsrat gegangen und hat die Thematik erklärt. Danach sagten sie ihm: Wir ändern das, du bleibst bei uns. Doch da kam dann schon das Angebot aus Leverkusen und später aus Dortmund dazwischen. Letztlich war es einfach zu spät.

Nach dem Aus bei Ajax hat Bosz bereits Gespräche mit Leverkusen geführt. Plötzlich kam jedoch der BVB um die Ecke und sie gingen zusammen nach Dortmund. Hatte Sie das Angebot aus Dortmund überrascht?

Krüzen: Ja. Vor allem deshalb, weil der BVB von unserem Fußball überzeugt war und künftig auch so spielen wollte. Damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet. Leverkusen war von unserem Fußball auch angetan, doch die Gespräche zogen sich etwas hin, es hat ein wenig gedauert. Auf einmal kam das Angebot vom BVB. Es war ein bisschen, wie wenn man die Wahl zwischen Valencia und Barcelona hat. Dortmund ist schließlich der zweitgrößte Verein in Deutschland und hat die meisten Zuschauer in ganz Europa. Daher haben wir uns damals für den BVB entschieden.

Hätten sie damals schon lieber zu Bayer gehen sollen?

Krüzen: Mit dem Wissen von heute: Ja. In Dortmund gab es damals Spieler, die ein bisschen in ihrer eigenen Welt gelebt haben. Wenn zu viele Spieler denken, sie können tun, was sie wollen, dann bist du als Trainer ohne Chance.

Letztlich dauerte die Amtszeit in Dortmund nur 163 Tage und war ein wahres Auf und Ab. Wie ordnen Sie die Zeit beim BVB mittlerweile ein?

Krüzen: Wenn man irgendwo entlassen wird, kann man es später natürlich immer als Fehler bezeichnen, dort überhaupt hingegangen zu sein. Aber das ist müßig. Vielleicht hätte man etwas mehr Ruhe bewahren können. Gerade nach dem super Start hat man ja gesehen, dass das, was sie in Dortmund gerne haben wollten, klappen kann. Dass es dann nach unten ging, hatte natürlich auch personelle Gründe, als sich Lukasz Piszczek verletzte und wir viel in der Abwehr tüfteln mussten. Möglicherweise hätten wir schon im Sommer auf hochkarätige Neuzugänge drängen sollen.

Warum haben Sie das nicht?

Krüzen: Wir wollten den aktuellen Kader erst einmal kennenlernen und jedem Spieler eine Chance mit unserem Spielstil geben, anstatt gleich von Beginn an für großartige Änderungen zu sorgen. Der tolle Beginn hat dieses Vorgehen ja auch gerechtfertigt. Als wir dann die Schwächephase hatten, so ist es nun einmal oft im Profifußball, bekamen wir leider nicht mehr die Zeit, das geradezubiegen und im Winter neue Spieler zu holen. Wir standen mit einigen auch schon in Gesprächen. Und das waren Spieler, die auch für einen Klub wie den BVB Hochkaräter gewesen wären. Ob man es hätte umsetzen können, weiß ich nicht. Aber einer davon ist jetzt im Sommer für viel Geld von Ajax zu Juventus Turin gewechselt.

Da können Sie nur Matthijs de Ligt meinen. Der Abwärtstrend begann damals in der Tat mit der Verletzung von Piszczek. War das nur Zufall?

Krüzen: Nein. Lukasz ist ein Gewinnertyp, der eine Mannschaft mitreißen kann und auf dem Feld immer einen offensiven Geist ausstrahlt. Für unseren Spielstil benötigen wir Spieler, die nicht nach hinten laufen, sondern nach vorne verteidigen. Lukasz war einer derjenigen, die unseren Ansatz richtig gut fanden und nicht gezweifelt haben.

Als es nicht mehr lief, wurde das Spielsystem sehr kritisiert. Es sei zu risikoreich, die Spieler seien zudem in einer schlechten körperlichen Verfassung, hieß es. Fanden Sie diese Kritik ungerecht?

Krüzen: Natürlich, denn als wir zu Saisonbeginn jedes Spiel gewonnen haben, gab es diese Kritik nicht.

Dass in einer Krise aber kritisiert wird, ist auch kein ungewöhnlicher Vorgang.

Krüzen: Das stimmt, daher meine Erklärung: Als Piszczek ausfiel, mussten Innenverteidiger als Außenverteidiger ran. Wenn die Dinge nicht mehr richtig umgesetzt werden, dann bekommt man Probleme. Wir hatten in dieser Phase letztlich zu viele Spieler, die bei Ballverlust nach hinten und nicht nach vorne liefen. Das hat den gesamten Mannschaftsverbund aus der Balance gebracht.

Was haben Sie aus der Dortmunder Zeit gelernt?

Krüzen: Dass wir drastischer werden müssen, wenn innerhalb des Teams etwas passiert, was das gesamte Mannschaftsgefüge gefährden kann.

Mit wem vom BVB stehen Sie heute noch in Kontakt?

Krüzen: Mit vielen Spielern, zum Beispiel mit Mario Götze. Aber auch mit einigen der Physiotherapeuten und Betreuer. Ich denke trotz des bitteren Verlaufs auf jeden Fall gerne an die Zeit beim BVB zurück. Das ist ein geiler Verein. Ich habe jedes Mal Gänsehaut bekommen, als ich vor der gelben Wand stand, bei jedem Heimspiel.

Mittlerweile kennen Sie die Arbeit bei Ajax und Dortmund als große europäische Klubs. Wo lässt sich Leverkusen einordnen?

Krüzen: Leverkusen ist noch ein kleines bisschen darunter angesiedelt, allein schon, weil man hier ja seit längerer Zeit auf einen Titel wartet. Aber die Gier darauf wird im Klub immer größer und das gefällt uns sehr. Wir alle wollen bei Bayer richtig etwas erreichen und auch einen Titel holen. Man sollte als Leverkusen in den einzelnen Wettbewerben immer mit dem Ziel antreten, am Ende auch um den Titel mitzuspielen.

Was ist anders in Leverkusen als in Dortmund?

Krüzen: Die Zuschauerkapazitäten unterscheiden sich natürlich. Die Trainingsbedingungen und -anlagen sind dagegen wirklich fantastisch und in meinen Augen sogar noch besser als in Dortmund. Wir haben in Leverkusen sehr kurze Wege und machen alles rund um das Stadion. Dadurch haben wir jeden Tag dieselben Abläufe und müssen den Ort quasi nie verlassen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil, die Spieler lieben so etwas.

Wie fällt Ihr Zwischenfazit bei Leverkusen aus?

Krüzen: Es gefällt uns sehr. Hier können wir innerhalb des Staffs mit jedem alles bereden, wir machen alles zusammen. Die Zusammenarbeit mit Rudi Völler, Simon Rolfes oder Fernando Carro ist wirklich gut. Sie lassen uns unsere Arbeit machen, weil sie uns vertrauen. Gerade auch das Ende der vergangenen Saison macht uns zuversichtlich, dass es auch in der neuen Spielzeit erfolgreich weitergeht.

Gibt es inhaltliche Unterschiede bei der Trainerarbeit zwischen der Zeit in Dortmund und nun bei Bayer?

Krüzen: Nein. Einzig die Erfahrungen, die wir außerhalb des Spielfelds gemacht haben. Daraus haben wir unsere Schlüsse gezogen. Unser Fußball muss auch nach der Zeit beim BVB derselbe bleiben. Es gibt ein paar Details, an denen wir geschraubt haben, aber die verrate ich natürlich nicht. Sie sind aber wichtig, weil es immer Details sind, die darüber entscheiden, ob du ein Spiel gewinnst oder verlierst.

Wenn Sie zu einer neuen Mannschaft kommen, wie überzeugen Sie dann die Spieler vom bevorzugten Spielstil?

Krüzen: Wir haben jeden Tag eine Sitzung, in der wir über unsere Spielweise reden. Wenn ein Spieler nicht einverstanden ist, wie wir spielen, muss er das zwingend sagen, denn dann kann er nicht zu unserer Mannschaft gehören. Wir wollen nur die Spieler haben, die bereit sind, unseren Ansatz mit Leben zu füllen und idealerweise sogar so darüber denken wie wir. Es ist dabei immer wichtig, dass man vor allem die älteren und gestandenen Spieler davon überzeugt, dass auch das Nach-vorne-Verteidigen eine Möglichkeit ist. Wenn man dann einmal das Vertrauen von Jungs wie den Bender-Zwillingen oder Kevin Volland hat und sie gesehen haben, dass es funktionieren kann, ist es leichter. Auch wenn man mal mit drei, vier oder fünf Gegentoren verliert, müssen sie weiter von unserem Ansatz überzeugt sein. Denn Gegentore passieren nicht zwangsläufig dadurch, dass man zu hoch steht. Das kann immer auch ein simpler Standard sein.

Am schwersten zu überzeugen werden sicherlich die Defensivspieler sein, oder?

Krüzen: Klar, Verteidiger und Torhüter wollen immer unter allen Umständen Gegentore vermeiden. Die meisten Abwehrspieler laufen meist intuitiv nach hinten oder erzeugen erst dann Druck auf den Ball, wenn sie tief stehen. Das ist aber nicht die einzige Lösung, denn denselben Druck auf den Ball kann ich auch ausüben, wenn ich höher stehe. Das ist der springende Punkt in unserem Spiel: sofortiger Druck auf den Ball, sobald er verloren gegangen ist, damit das Spielfeld eng bleibt.

Mit Kai Havertz trainieren Sie eine der großen deutschen Fußballhoffnungen. Ist er ein Spieler für Teams wie den FC Bayern oder Real Madrid?

Krüzen: Ich denke, Kai ist in Zukunft definitiv ein Spieler für die ganz großen Klubs. Er hat extrem viel Talent und bringt alles mit für eine herausragende Karriere. Er schießt Tore, bereitet sie vor und kann einfach sehr gut mit dem Ball umgehen. Was er noch verbessern kann, ist das Verhalten beim defensiven Umschaltmoment, die 5-Sekunden-Regel. Dass er da nicht stehenbleibt, sondern direkt wieder drauf geht. Das wird er aber auch noch lernen.

Ist Havertz der beste Spieler, den Sie je trainiert haben?

Krüzen: Einer der Besten, ja. Ich würde noch Hakim Ziyech, Frenkie de Jong und Matthijs de Ligt bei Ajax nennen. Und es ist sehr schade, dass wir in Dortmund nicht mit Marco Reus arbeiten konnten, weil er verletzt war. Er und Mario Götze haben unsere Spielweise geliebt. Das sind alles Spieler, die nicht nur an den nächsten Pass, sondern bereits an die übernächste Spielsituation denken, bevor sie überhaupt in Ballbesitz kommen.

Wie groß beziffern Sie die Chance, dass Havertz auch in der nächsten Saison noch in Leverkusen spielt?

Krüzen: Er muss es in diesem Jahr schaffen, noch mehr zum Führungsspieler zu werden und eine größere Verantwortung zu tragen. Wenn er seine Leistungen aus der letzten Saison bestätigt, dann wird die Wahrscheinlichkeit wohl nicht geringer, dass er geht. Das wäre auch in Ordnung, denn dann müsste er vielleicht auch den nächsten Schritt bei einem der ganz großen Klubs machen. Aber mal sehen - in jedem Fall fühlt sich Kai bei uns im Moment pudelwohl.