BVB-Thesen zum 4:2 über Union Berlin: Borussia Dortmund ist den falschen Zwilling los

Thomas Meunier zeigt beim BVB endlich, was in ihm steckt.
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Thomas Meunier hat seinen steilen Formanstieg auch beim 4:2-Sieg über Union Berlin bestätigt. Außerdem offenbarte das Spiel der Schwarzgelben am Sonntag einen heimlichen BVB-Gewinner der vergangenen Wochen und die Tatsache, dass Erling Haaland keine Schwächen mehr hat. Vier Thesen zum Spiel.

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Wenn man Marco Reus nach dem Dortmunder Sieg über Union Berlin so reden hörte, konnte man annehmen, der BVB habe gerade im Meisterschaftskampf abermals und wie schon so oft in den vergangenen Jahren Federn gelassen.

"Auf Dauer kannst du das nicht durchhalten. Wir dürfen die Tore nicht so einfach herschenken, das bricht uns irgendwann das Genick, weil wir die Körner dafür irgendwann nicht mehr haben werden. Wir müssen viel cleverer sein, viel erwachsener spielen und vor allem bei Standards besser verteidigen. Das ist schon unerklärlich. Wir müssen und werden uns darüber unterhalten", echauffierte sich Reus.

Ein mahnender Finger in eine nach wie vor nicht geschlossene BVB-Wunde: Wieder hatten die Dortmunder trotz dominanter und teils berauschender Spielweise dem unterlegenen Gegner die Tür zum Spiel aufgemacht und mussten trotz zwischenzeitlicher 3:0-Führung zumindest kurz zittern. Und wieder war es ein Standardgegentor, das sich der BVB einfing. Am Ende war es eines ohne Folgen. Der BVB gewann sein drittes Ligaspiel in Folge und bleibt dem FC Bayern somit in der Tabelle dicht auf den Fersen.

Geht es nach Mats Hummels, fehlt den Dortmundern aber noch etwas, um dem Abo-Meister endlich wieder gefährlich werden zu können: "Wenn man den einen großen Unterschied von Bayern München zu uns sehen will, dann ist es die Tatsache, dass bei Bayern elf Spieler über 90 Minuten scharf sind und auf Erfolg spielen - durchgehend", stellte Hummels fest.

Vier weitere Thesen zum BVB-Sieg über Union Berlin:

Legte den Finger in eine nach wie vor offene BVB-Wunde: Kapitän Marco Reus.
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Legte den Finger in eine nach wie vor offene BVB-Wunde: Kapitän Marco Reus.

BVB: Der echte Meunier ist in Dortmund angekommen

Es war wahrlich keine berauschende Debüt-Saison, die Thomas Meunier beim BVB hingelegt hat. Im Gegenteil. Es war eine von Verletzungen, eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten durchseuchte Spielzeit, die der belgische Nationalspieler 2020/21 spielte, gekrönt vom Verlust seines Stammplatzes sowohl in Dortmund ab dem 18. Spieltag als auch bei Roberto Martinez und seinen Roten Teufeln zu Beginn der Europameisterschaft.

Der einst als Transfercoup beim BVB willkommen geheißene Meunier (kam ablösefrei von PSG), erntete schon bald reichlich Kritik aufgrund seiner Aussetzer in der Defensive und seiner unpräzisen Hereingaben von der rechten Seite, die alles trafen, nur nicht den Kopf, Fuß oder ein anderes Körperteil eines Mitspielers. Ein Tor und eine Torvorlage, so lautete das nüchterne Fazit der offensiven Produktivität des Rechtsverteidigers.

Vorgänger Achraf Hakimi verzeichnete hingegen in seiner zweiten BVB-Spielzeit 19 Torbeteiligungen. Nun war klar, dass Meunier Hakimi besonders als Offensivkraft nicht eins zu eins wird ersetzen können. Spötter frotzelten aber dennoch, PSG habe nur den unbegabten Zwillingsbruder von Meunier nach Dortmund geschickt, der Echte müsse noch irgendwo in den Katakomben des Prinzenparks weilen.

"Das war nicht der Thomas Meunier, den ich kenne - und das haben die Leute ebenfalls gesehen. Sie hatten daher jedes Recht, nicht glücklich mit meinen unterschiedlichen Leistungen zu sein", sagte Meunier im Mai im Interview mit SPOX und Goal.

BVB-Profi Meunier schwimmt sich bei EM frei

Doch dann kam die EM, die für den Perfektionisten Meunier - als solchen bezeichnete ihn Nationaltrainer Martinez - zumindest eine erste Wende zum Guten bedeuten sollte. Weil sich Timothy Castagne von Leicester City im Auftaktspiel gegen Russland nach nur 27 Minuten eine Gesichtsfraktur zuzog, musste Meunier mangels Alternativen ran - und besonders kritische Beobachter aus Nordrhein-Westfalen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Da war er plötzlich, der echte Meunier. Das 2:0 erzielte er selbst per Abstauber, das 3:0 bereitete er nach tollem Solo-Lauf und Schnittstellenpass vor. Im Achtelfinale gegen Portugal folgte der Assist zum Siegtor, zwischenzeitlich wurde es gar magisch, als er nach Doppelpass per Außenrist den Winkel nur knapp verfehlte.

Meunier nutzte die EM, um sich freizuschwimmen, kehrte mit frisch getanktem Selbstvertrauen nach Dortmund zurück - und musste direkt den nächsten Rückschlag einstecken: Corona-Infektion. Zwei Wochen Quarantäne. Kein Mannschaftstraining. Die ganze Vorbereitung wieder zunichte.

Doch Meunier ist ein Kämpfer und Arbeiter. Sofern er Social-Media-Postings bei Twitter oder Instagram absetzt, verwendet er immer den #TÔTOUTARD, was übersetzt "früher oder später", bedeutet. "Wenn du für das, was du möchtest, arbeitest, wirst du es auch bekommen", sagt er über sein Lebensmotto.

Rose lobt Meunier: "Macht richtig Spaß"

Und seitdem er von seiner Corona-Infektion Ende August zurückkehrte bekamen die BVB-Fans nicht etwa den falschen Zwilling, sondern den echten Meunier zu sehen. Offensiv stark verbessert, defensiv stabiler, wenngleich - wie beim Anschlusstreffer von Union durch Andreas Voglsammer - noch längst nicht fehlerfrei.

Aber: Seine Flanken kommen mittlerweile nicht nur bei Mitspielern an, sondern sie sind eine echte Waffe. In den vergangenen drei Spielen bereitete Meunier drei Treffer mustergültig vor. Außerdem war Meunier gegen Besiktas und Union jeweils einer der zwei besten Balleroberer in Reihen der Dortmunder.

Der Trend stimmt beim Belgier. Das bemerkte auch Marco Rose, der die "butterweiche Flanke" des Belgiers zum 2:0 gar mit einem Hand-Küsschen honorierte: "Thomas macht momentan richtig Spaß, weil er richtig in Form und ins Rollen kommt."

Dass es so kommen würde, hatte er selbst bereits angekündigt. "Es geht jetzt nochmal von vorne los, als hätte ich gerade erst in Dortmund unterschrieben", sagte er vor der EM. Gut möglich also, dass sich Meunier noch einmal ein neues Motto überlegen müsste, hält sein starker Spätstart in Dortmund weiter an. Statt "früher oder später" täte es auch "mieux vaut tard que jamais" - "besser spät als nie".