Borussia Mönchengladbach: Wie geht es weiter? Die vielen Aufgaben des Mister X

Von Stefan Rommel / Fatih Demireli
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Borussia Mönchengladbach - Aufgabe: Mannschaft

Der Neue sieht sich ein bisschen mit den Verhältnissen zu Eberls Anfangszeit als Sportchef vor 13 Jahren konfrontiert. Nicht auf dem selben, damals eher überschaubaren Niveau - die Borussia war nach zwei Abstiegen in den zehn Jahren davor alles andere als ein gefestigter Bundesligist - aber in der Vielfalt der Aufgaben doch ähnlich. Das trifft insbesondere auch für die Planung und Ausrichtung des Kaders zu.

Seit zwei Jahren hat sich an Gladbachs Mannschaft allenfalls in der Peripherie des Kaders etwas geändert. Alle wichtigen Spieler konnten gehalten werden, was auf den ersten Blick natürlich ein großer Faktor für die kontinuierliche Arbeit ist. Aber gleichzeitig wurde auch kaum frisches Blut zugeführt und die Stützen der Mannschaft wurden nochmal zwei Jahre älter. Mittlerweile stellt Gladbach auch deshalb mit im Schnitt 25,4 Jahren den fünftältesten Kader der Liga.

Die Verjüngung hat Eberl noch angestoßen mit dem Transfer von zuletzt Luca Netz (18), den Beförderungen von Joe Scally (19) und Keanan Bennets (22) oder Kouadio Kone (20), der so etwas wie der Gewinner der bisherigen Saison ist. Hannes Wolf (22), letztlich rund elf Millionen Euro teuer, hat sich bisher als wenig nützliche Investition erwiesen. Netz, Kone, mit Abstrichen Scally oder Bennets: Das reicht auf Dauer natürlich nicht als Verjüngungskur.

Das Gerüst der Mannschaft ist gebaut aus Spielern um die 30 Jahre - die in ihrem fortgeschrittenen Alter nun auch keine zweistelligen Millionenbeträge bei einem möglichen Verkauf mehr einbringen dürften. Eher ist anzunehmen, dass Spieler wie Christoph Kramer, Lars Stindl, Tony Jantschke oder Patrick Herrmann ihre Karriere in Gladbach beenden werden. Dabei wurde die Borussia mehr als andere Klubs vom in ihrem Preissegment seit zwei Jahren darbenden Transfermarkt beeinflusst.

Mehrere Jahre in Folge schaffte es Eberl, auf der Verkaufsseite ein zweistelliges Millionenergebnis zu erzielen. Neun der zehn Gladbacher Top-Transfers wickelte Eberl ab, von Marco Reus bis Michael Cuisance. Fast 170 Millionen Euro wurden mit diesen Spieler generiert. Seit Cuisance vor zwei Jahren für acht Millionen Euro zum FC Bayern ging, hat Gladbach aber keinen Spieler mehr für mehr als eine Million veräußern können.

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Je mehr Luft aus dem zuvor aufgeblähten Transfermarkt entwich, desto schwieriger wurde es für einen Klub wie die Borussia, deren originäres Geschäftsmodell es unter Eberl war, Spieler zu entdecken, für vergleichsweise kleines Geld zu kaufen, sie zu entwickeln und dann meistbietend weiterzuschicken. Eberl trägt nicht die Schuld an den sich verändernden Vorzeichen auf dem Transfermarkt, der durch Corona sein Gesicht veränderte. Aber er hatte auch keine echte Lösung parat, um auf die veränderten Gegebenheiten angemessen zu reagieren.

Von den erhofften Wahnsinnssummen, die man mit dem Verkauf von Spielern wie Matthias Ginter, Dennis Zakaria oder Marcus Thuram angeblich hätte erzielen können, ist kaum noch etwas geblieben. Ginter und Zakaria werden im Sommer ablösefrei wechseln, einen zahlungsfreudigen Abnehmer für Thuram zu finden, dürfte nach den Eindrücken der bisherigen Saison schwer werden.

Yann Sommer, Ramy Bensebaini, Breel Embolo, Alassane Plea, Thuram, Jonas Hofmann, Herrmann: Das sind Spieler, deren Verträge in diesem oder im nächsten Jahr auslaufen. Wie umgehen mit diesen zum Teil sehr verdienten Spielern? Noch ein paar Runden drehen lassen oder auf eine Trennung hinarbeiten, um wenigstens noch ein bisschen Ablöse zu generieren?

Und noch ein Problem wird hinzukommen: Trotz der hohen Einnahmen gab es auch finanzielle Unterdeckungen, wenn man die Ausgaben gegengerechnet hat. Das Saldo konnte durch sechs Europapokal-Teilnahmen in neun Jahren aber problemlos aufgefangen werden. Nun bricht die Teilnahme am internationalen Wettbewerb aber erneut weg - es fehlt also das nötige Kleingeld, um satt einzukaufen.

Der oder die neuen sportlichen Leiter stehen vor einer gewaltigen Aufgabe: Die Mannschaft benötigt in allen Mannschaftsteilen größere Veränderungen, derzeit sind vielleicht vier, fünf Spieler absolut unumstritten, der Rest wackelig. Ein Umbau wird aber Geld kosten, das nicht da ist und so schnell auch nicht durch Verkäufe eingenommen werden kann.

Borussia Mönchengladbach - Aufgabe: NLZ-Neuausrichtung?

Gladbach und Eberl haben sich in den letzten zehn Jahren einen Namen als hervorragender Käufer-Klub gemacht und als Sprungbrett für ambitionierte Spieler, die in Ruhe reifen und dann den nächsten Schritt gehen wollen. Aus dem eigenen Fohlen-Stall aber versiegt der Nachschub an Bundesligaspielern seit vielen Jahren.

Während andere Klubs wie Freiburg, Hertha BSC, Hoffenheim oder Stuttgart für die eigene Lizenzspielermannschaft oder aber gegen entsprechende Vergütung für andere Bundesligaklubs entwickeln, wartet man in Gladbach schon länger auf Spieler, die sich nachhaltig für die erste Mannschaft empfehlen können. Mit der Aussicht auf fehlende Einnahmen aus dem internationalen Geschäft und lukrativen Spielerverkäufen wäre die Stärkung des Nachwuchsleistungszentrums aber ein plausibles Vorhaben.

Denn momentan reicht die Qualität weder für Spieler, die es ganz nach oben packen, noch für den einen oder anderen Erfolg im Jugendbereich. Vor über 40 Jahren hat die Borussia mal den Titel bei den B-Junioren geholt, auf eine Meisterschaft in der A-Jugend wartet man bis heute vergebens. Das muss nicht zwingend ein Makel sein, Silberware ist im Jugendbereich nicht das höchste aller Ziele. Aber es dokumentiert auch eine gewisse Wertschätzung und die Arbeit, die von den Verantwortlichen in dem Bereich geleistet wird.