Edin Terzic umarmte 2021 den DFB-Pokal, dass es beinahe Dellen gab. Danach machte er sich bei Borussia Dortmund ein Jahr lang quasi unsichtbar - nun springt der Liebling aller Fans zurück auf die Bühne. Der BVB vertraut dem 39-Jährigen den großen Umbruch seiner Mannschaft und die Jagd auf Bayern München an: Terzic wird Nachfolger des entlassenen Trainers Marco Rose und erhält einen Vertrag bis 2025.
"Wir haben mehrere intensive Gespräche mit ihm geführt und sind überzeugt, dass diese Personalentscheidung die richtige ist", sagte der künftige Sportdirektor Sebastian Kehl. Diesmal dauerhaft: "Edin kennt unseren Klub, das Umfeld, einen großen Teil der Mannschaft und weiß um die Stellschrauben, an denen wir drehen möchten, um unseren Fans erfolgreichen Fußball bieten zu können."
Der "sportliche Neuanfang" werde gemeinsam "mit großer Freude und Leidenschaft" vorangetrieben, versicherte Kehl - das bewies am Montag auch die Verpflichtung des türkischen Nationalspielers Salih Özcan (24) vom 1. FC Köln.
Terzic ist für Borussia-Fans ein Herzensmensch. "Mittlerweile dürfte vielen bekannt sein, welch besonderen Stellenwert der BVB in meinem Leben hat", sagte er. "Ich möchte mich daher herzlich bei Aki Watzke, Michael Zorc und Sebastian Kehl für das große Vertrauen und das Übertragen dieser großen Verantwortung bedanken. Wir werden jeden Tag alles für den Erfolg geben." So, wie er es 2020/21 nach der Entlassung Lucien Favres tat - mit der Krönung Pokalsieg.
Terzic als "unsichtbarer" BVB-Joker
Danach wurde er zum Technischen Direktor befördert, andere sagen, er wurde auf der Warmhalteplatte geparkt, um als Co-Trainer nicht ständig über Rose zu schweben. Der seinerseits hatte damals äußerst schwierige letzte Wochen bei Borussia Mönchengladbach. Terzic wurde also immer beliebter, an Rose gab es schon vor dem Amtsantritt immer mehr Zweifel. Für die Entscheidungsträger blieb der "Unsichtbare" im eigenen Stall daher stets so etwas wie ein Trainer-Joker - der nun gezogen wurde.
Seit dem Abschied des überlebensgroßen Erfolgstrainers Jürgen Klopp 2015 haben die BVB-Verantwortlichen kein glückliches Händchen bewiesen. Mit Thomas Tuchel gab es interne Querelen, Peter Bosz bekam keine Konstanz hinein, Peter Stöger musste auch gehen, Favre ging den Verantwortlichen am Ende auf die Nerven. Mit Rose passte es auch nicht.
Der für fünf Millionen Euro aus Mönchengladbach gekommene Coach war dennoch mit der Erwartung in die Saison-Analyse gegangen, den Umbruch zu moderieren. Doch am Ende gingen die Vorstellungen auseinander, das Vertrauen war nicht mehr da. Dabei blieb Rose bis zum Ende sehr beliebt bei seinen Spielern, wie die Abschiedsposts von Mats Hummels und anderen zeigten.
Viele Fans hatten aber auch keine angemessene Entwicklung von Schlüsselspielern gesehen, das Mannschaftsgefüge war nicht stimmig. Dem blamablen Aus in einer lösbaren Champions-League-Gruppe folgten das Pokal-Debakel beim FC St. Pauli und miese Europa-League-Vorstellungen. In der Liga riss der Kontakt zum Dauermeister Bayern früher ab als erhofft.
Terzic soll das ändern. Dieser riss Mannschaft und Umfeld mit seiner motivierenden, sympathischen Art vor eineinhalb Jahren schnell aus der Favre-Lethargie. Der Umbruch ist zudem eingeleitet: Vor Özcan hatte der BVB die deutschen Nationalspieler Niklas Süle, Nico Schlotterbeck (beide Innenverteidigung) und Karim Adeyemi (Angriff) verpflichtet. Terzic kann loslegen: von einer ganz neuen Basis aus.