Während die Fans bereits lauthals vom Europapokal träumten, gab sich Matchwinner Deniz Undav nach der nächsten Stürmergala mit einer ganz bescheidenen Belohnung zufrieden. "Im Bus was Schönes essen und eine Cola trinken. Das war's", sagte der Doppelpacker mit einem verschmitzten Grinsen. Gemeinsam mit Serhou Guirassy schoss der Senkrechtstarter an den ersten zwölf Spieltagen satte 22 Tore, nur in einer Partie traf keiner der beiden.
Die Super-Angreifer lassen den VfB Stuttgart auf einer vor der Saison unvorstellbaren Euphoriewelle surfen - und stellen ihren Trainer nun vor Luxusprobleme. "Es muss einen Weg geben, damit beide zusammen auf dem Platz stehen. Ich habe eine gewisse Idee", sagte Sebastian Hoeneß nach dem 2:1 (2:1) bei Eintracht Frankfurt. Beide würden "in sehr naher Zukunft" gemeinsam von Beginn an auflaufen.
Bislang spielten sie nur in der Endphase einiger Begegnungen gemeinsam, einer der beiden Torgaranten kam (auch aus Verletzungsgründen) immer erst von der Bank. "Bei uns gibt es keinen Konkurrenzkampf, es freut sich einer für den anderen", stellte Undav nach seinen beiden Treffern (1., 45.+1) energisch klar: "Serhou wird im Endeffekt sowieso von Anfang an spielen. Der hat 15 Tore gemacht, den kannst du nicht rausnehmen."
Aber ihn selbst eben auch kaum noch. Sieben Tore in den ersten neun Bundesliga-Spielen sind eingestellter Vereinsrekord. "Er ist im Stile eines Torjägers im richtigen Moment da", schwärmte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth: "Er ist ein richtiger Torjäger, der das Bauchgefühl für die Brennpunkte hat und öfter richtig steht als sein Gegenspieler." Vom Drittliga-Stürmer hat sich Undav in drei Jahren zum Nationalmannschaftskandidaten entwickelt.
"Ich versuche einfach meine Leistung zu bringen. Wenn es darin resultiert, dass ich einen Anruf bekomme, bin ich überglücklich", erzählte der gebürtige Niedersachse. Er genieße "jeden Moment in der Bundesliga. Ich habe nie geträumt, irgendwann hier spielen zu dürfen." Es könne "nicht besser laufen" als aktuell: "Und wenn du einen Lauf hast, versuchst du ihn so lange wie möglich zu halten."
Die Saisonziele bleiben trotz der besten Spielzeit seit 20 Jahren und Rang drei beim Relegationsteilnehmer des Vorjahres erstmal bescheiden. Dies bleibe solange so, "bis wir auch wirklich sorgenfrei sind", betonte Wohlgemuth: "Wir haben erst ein Drittel der Saison gespielt. Der Spielplan sieht nun die vermeintlich stärkeren Gegner für uns vor. Wir lassen uns nicht verleiten, unser Saisonziel zu verändern. Das hat auch nichts mit feige zu tun."
Er werde vielleicht mal "Mitte der Rückrunde auf die Tabelle gucken", ergänzte Undav. Treffen er und Guirassy so weiter, könnten die derzeit noch vagen Fanträume tatsächlich in Erfüllung gehen.