Niko Kovac genoss höchstens innerlich. Nicht das kleinstes Lächeln war im Gesicht des Trainers zu erkennen, als er nach dem harten Stück Arbeit seine Schützlinge an die Brust drückte. Dennoch darf der Coach des VfL Wolfsburg aufatmen - die Diskussion um ihn ist rechtzeitig vor dem Bayern-Spiel zum Jahresabschluss fürs Erste beendet.
Trotz langer Unterzahl gewannen die Niedersachsen am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga 1:0 (0:0) beim Schlusslicht Darmstadt 98. Lovro Majer (63.) traf entscheidend für den VfL, der zuvor in acht Punktspielen nur vier Zähler geholt hatte und aus dem DFB-Pokal ausgeschieden war. Der frühe Platzverweis für Wölfe-Abwehrchef Maxence Lacroix nach einer Notbremse (27.) brachte Darmstadt nichts. Die Hessen warten seit acht Spielen auf einen Sieg.
"Nach der frühen Roten Karte habe ich mich schon gefragt, was wir verbrochen haben", sagte Kovac nach dem Abpfiff bei Sky: "Aber die Mannschaft lebt, sie hat über 90 Minuten einen kämpferischen Willen gezeigt und sich für den Aufwand belohnt."
Im letzten Spiel des Jahres wartet auf Kovac nun der Ex-Arbeitgeber: Der VfL muss am Mittwoch gegen Rekordmeister Bayern München ran. "Die Partie gegen die Bayern ist ein Bonusspiel", äußerte Kovac: "Gegen die 'Über-Bayern' erwartet niemand etwas - aber vielleicht nehmen wir doch was mit."
Vor 16.900 Zuschauern hatten die Gäste schon in der 3. Minute eine erste Chance. Mattias Svanberg kam mit seinem Schuss aber nicht an Darmstadts Torwart Marcel Schuhen vorbei.
VfL Wolfsburg: Lacroix sieht Rote Karte
Die Fans protestierten auch in Darmstadt gegen das grüne Licht des deutschen Profifußballs für den Einstieg eines Geldgebers. "Unsere Stimme hätte den DFL-Investor verhindern müssen", stand auf einem Banner der Lilien-Anhänger. Nach einer Viertelstunde musste das Spiel für zweieinhalb Minuten unterbrochen werden, weil im Gäste-Fanblock massenhaft Pyrotechnik abgebrannt wurde.
Als wieder Fußball gespielt wurde, war Kampf Trumpf. Dabei konnten die stark ersatzgeschwächten Gastgeber zumeist mehr überzeugen als die Wolfsburger. Zudem schwächten sich die Gäste rasch selbst. Lacroix wurde von Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) des Feldes verwiesen. Zuvor hatte der Franzose den Ball gegen Luca Pfeifer verloren und seinen Gegenspieler als "letzter Mann" gefoult.
Mit zehn Mann konzentrierten sich die Wolfsburger, bei denen unter anderem der gesperrte Kapitän Maximilian Arnold fehlte, auf die Defensive. Die einfallslosen Darmstädter erarbeiteten sich in dem ganz schwachen Kick bis zur Pause keine Tormöglichkeit.
Im zweiten Durchgang wurde es etwas besser. Beide Teams verbuchten immerhin ein paar Halbchancen. Majer brachte den VfL mit dem ersten gelungenen Abschluss der Partie in Führung. Pfeifer vergab in der 76. Minute die große Gelegenheit zum Ausgleich.
SV Darmstadt vs. VfL Wolfsburg: Die Daten zum Spiel
- Darmstadt: Schuhen - Klarer (75. Ronstadt), Gjasula, Isherwood (84. Maglica) - Riedel (75. Torsiello), Schnellhardt (84. Kempe), Franjic, Karic - Pfeiffer - Honsak (75. Bader), Skarke. - Trainer: Lieberknecht
- Wolfsburg: Casteels - Bornauw, Jenz, Lacroix - Vranckx, Baku (90. Zesiger), Maehle - Svanberg (90. Amoako), Gerhardt (87. Paredes) - Wind, Majer (87. Kaminski). - Trainer: Niko Kovac
- Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
- Tor: 0:1 Majer (63.)