4ever FCB - nur wie?

Philipp Lahm will dem FC Bayern erhalten bleiben
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Die Eignung für den Posten des Sportvorstand

Böse Zungen haben Matthias Sammer in seiner Zeit beim FC Bayern den "Mann ohne Aufgaben" getauft. Eine polemische Überspitzung, doch tatsächlich war nach außen nicht immer zu 100 Prozent transparent, wo Sammer tatsächlich die Fäden zog, was er in die Wege leitete.

Auf ein Attribut konnten sich bei Bayerns Ex-Sportvorstand jedoch alle einigen: Er war ein Mahner. Einer, der auch dann den Finger in die Wunde legte, wenn scheinbar alles rosig war. Eine Eigenschaft, die viele Philipp Lahm auf den ersten Blick absprechen. Der Bayern-Kapitän sei eher diplomatisch, wolle es sich mit niemandem verscherzen.

Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Lahm ist kein Motzki, aber er hat in der Vergangenheit ebenfalls regelmäßig gezeigt, dass er ein gutes Gespür für Strömungen in Mannschaft und Verein hat und diese auch dann formuliert, wenn es unangenehm ist.

Erstmals wirklich aufgefallen ist er in dieser Funktion im Herbst 2009, als er mit einer Kritik an der Strategie des FC Bayern den Weg über ein Interview in der Süddeutschen Zeitung wählte, das nicht der Verein, sondern sein Berater Roman Grill autorisierte. Inhalt: Der FC Bayern hat keine Spielphilosophie, hinter den Transfers steht kein System und die Trainer werden zu häufig gewechselt.

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Öffentlich wurde er dafür von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge abgekanzelt und mit einer Rekord-Geldstrafe bedacht, intern hat er sein Profil gestärkt. Und man kann auch darüber diskutieren, dass er durch die Aktion einiges ans Licht brachte, was in den Folgejahren sukzessive verbessert wurde.

Klare Kante zeigte Lahm seitdem immer wieder. Nicht ganz so häufig wie ein Sammer, doch regelmäßig und pointiert.

Darüber hinaus ist der Routinier jemand, der das große Ganze im Blick behält: "Es sind jetzt einige Spieler in einem Alter, wo man nicht mehr lange auf diesem Niveau Fußball spielen kann. Deswegen wird irgendwann ganz klar ein Umbruch anstehen", kündigte Lahm kürzlich gegenüber Sport1 Veränderungen in der Kaderstruktur an, sich selbst eingeschlossen. Dass dieser tatsächlich bevorsteht, ist klar: Mit Arjen Robben, Franck Ribery und Xabi Alonso sind neben Lahm weitere wichtige Stammspieler bereits jenseits der 30. Lahm könnte eine treibende Kraft dabei sein, diesen Umbruch in verantwortlicher Position anzuschieben.

Auch in anderen Bereichen denkt Lahm bereits jetzt wie ein Manager. Beispielsweise fordert er für den ganzheitlichen Erfolg des Klubs eine starke Jugendarbeit: "Für den Verein ist es wichtig, dass immer wieder Spieler aus der Jugend nach oben kommen, die die nötige Qualität haben, oben dabei zu sein. Das sind alles Aufgaben, die vor der Tür stehen und ich hoffe, dass dann wieder Jugendspieler heraus kommen, die den Durchbruch beim FC Bayern schaffen."

Durch seine Repräsentation des FC Bayern und jahrelang auch des DFB ist Lahm in der Fußballbranche darüber hinaus gut vernetzt. Zudem hat er in den vergangenen Jahren durch diverse Unternehmensbeteiligungen erste Einblicke in die freie Wirtschaft gewonnen.

Identifikation mit dem Verein, der Mut, Unangenehmes auszusprechen, der Blick für das große Ganze - die Voraussetzungen für den Posten als Sportvorstand bringt Lahm mit. Kein Wunder, dass Karl-Heinz Rummenigge unlängst in der Süddeutschen Zeitung betonte, "dass Philipp für den Verein in der Zukunft auch außerhalb des Platzes eine wichtige Rolle spielen könnte". Uli Hoeneß sagte, er sehe "Parallelen" zu seinen Anfängen als junger Manager.

Einzig die Erfahrung fehlt Lahm für das optimale Gesamtpaket. Mit einem Bald-wieder-Präsident Hoeneß und dem starken Vorstandsvorsitzenden Rummenigge, die ihm den Rücken freihalten, hätte er jedoch die Möglichkeit, in seine neue Aufgabe hineinzuwachsen.

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