Der sportliche Wert
Keine Frage: Philipp Lahm ist auf der Position des Rechtsverteidigers nach wie vor eine Institution. Und dort darf er nach drei Jahren unter Pep Guardiola, in denen er auch häufig im defensiven oder sogar offensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, auch wieder spielen.
Etwas Neues ist seine Stellung im Ancelotti'schen 4-3-3 dennoch: "Wir haben jetzt ein anderes Positionsspiel. Die Positionen sind anders aufgeteilt. Ein klares Beispiel ist, dass wir Außenverteidiger außen sehr hoch stehen und dafür andere innen spielen", erklärte Lahm kürzlich in der Mixed Zone.
Durch die höhere Positionierung kommt er auch wieder häufiger in Abschlusssituationen. So erzielte er bereits zwei Pflichtspieltore und hatte noch zahlreiche weitere Gelegenheiten. Nach seinem Tor im Pokal gegen Augsburg bezeichneten ihn seine Mitspieler im Spaß als "weißen Brasilianer", weil er in der Partie seinen Gegner Philipp Max technisch anspruchsvoll getunnelt und danach zum 1:0 getroffen hatte.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist allerdings deutlich zu merken, dass die Beanspruchung des Kapitäns heruntergefahren wird. An den ersten zehn Spieltagen stand er nur 524 Minuten auf dem Rasen. Zuletzt war dies vor neun Jahren in der Saison 2007/2008 der Fall (360 Minuten), als er jedoch nach dem vierten Spieltag mit einer Bänderdehnung im Knie verletzt ausfiel.
"Ich glaube, dass es wichtig ist", sagte Lahm selbst über seine dosierten Einsatzzeiten: "Jeder weiß, dass es bei uns keine erste Elf gibt. Ich habe schon in der vergangenen Saison Pausen bekommen, auch schon früh in der Saison. Rotation gehört heutzutage dazu, vor allem wenn man so einen Kader hat, wie wir ihn haben."
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Die durchschnittliche Laufleistung des Kapitäns ist im Vergleich zu den letzten beiden Jahren ebenfalls gesunken. Laut Opta lief er in dieser Spielzeit im Schnitt 10,22 Kilometer pro 90 Minuten. In der Vorsaison waren es 10,56, 2014/2015 sogar 11,21.
Diese Zahlen muss man aber in Perspektive setzen, schließlich sind die Anforderungen an einen Außenverteidiger andere als an einen defensiven Mittelfeldspieler. Dafür schlägt er in dieser Saison 1,72 Flanken pro Spiel (0,98 in der Vorsaison) und ist an 2,58 Torschüssen beteiligt (2,41).
Die Daten legen einen Rückschritt also nicht nahe. Aber genau darum geht es Lahm auch. Er will nicht vom Hof gejagt werden, sondern ihn erhobenen Hauptes als Leistungsträger verlassen: "Ich will mich auf höchstem Niveau messen können und den richtigen Zeitpunkt für mein Karriere-Ende erkennen."
In der Nationalmannschaft ist er auf dem Höhepunkt mit dem Weltmeister-Titel abgetreten. Auch wenn öffentlich viele Experten immer wieder sein Comeback gefordert wurde, blieb er standhaft. Der letzte Eindruck von ihm als Nationalspieler ist der einer Legende, die den WM-Pokal in den Nachthimmel von Rio reckt. Auch bei den Bayern könnte er als Legende abtreten.