Hasan Salihamidzic war darum bemüht, kein Öl ins Feuer zu gießen. Er werde sich nicht in das Privatleben seiner Spieler einmischen, betonte der Sportdirektor des FC Bayern mit Nachdruck. Thema abgehakt? Nicht wirklich.
Mehrere Reporter hatten Salihamidzic im Anschluss an das wilde 5:4 im Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Heidenheim auf den Plan von Jerome Boateng angesprochen, eine Party im Münchner Nachtclub "P1" zu schmeißen. Am Samstagabend. Unmittelbar nach dem vorentscheidenden Liga-Kracher gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr im LIVETICKER).
Er wisse davon nichts, beschwichtigte Salihamidzic, stellte auf Nachfrage aber schließlich klar: "Das würde ich als Spieler nicht machen, besonders wenn man so ein Spiel hat und auch nicht weiß, wie das Spiel ausgeht. Ich hätte ihm davon abgeraten."
Kovac über Boateng-Party: "Nicht zu einem Drama machen"
Ähnlich reagierte Niko Kovac tags darauf. Zwar sagte der Trainer auf Nachfrage von SPOX und Goal, jeder Spieler dürfe in seiner Freizeit machen, was er wolle. "Ob er zum Italiener geht, zum Griechen, zum Türken oder zum Kroaten, ist jedem selbst überlassen. Erst bei sich anfangen und nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Wir dürfen das nicht hochstilisieren und zu einem Drama machen. Das geht zu weit", so Kovac. Allerdings: "Ich persönlich hätte diese Party nicht so angesetzt."
Zu Boatengs Verteidigung: Das Datum der Feier steht schon seit mehreren Wochen fest. Anlass ist die Veröffentlichung der zweiten Ausgabe seines Lifestyle-Magazins BOA. Der 30-Jährige erwartet neben seinen engsten Familienmitgliedern, Freunden und Mannschaftskollegen auch zahlreiche Promis wie Sängerin Lena Meyer-Landrut, TV-Moderatorin Palina Rojinski, Ex-Sprinter Usain Bolt sowie die Rapper Kurdo, Samra, Luciano und Capital Bra. Es wäre schwierig gewesen, den Termin zu verlegen.
Trotzdem bleibt nicht nur bei Salihamidzic und Kovac ein fader Beigeschmack. Boatengs Abwehrpartner Mats Hummels meinte etwa, er werde im Falle einer Niederlage gegen den BVB "mit Sicherheit nicht" der großen BOA-Party beiwohnen. Der Fokus aller, das betonten die Protagonisten des Rekordmeisters nach der chaotischen Generalprobe gegen Heidenheim, müsse sich ausschließlich auf den Fußball richten.
Boateng setzt sportlichen Abwärtstrend gegen Heidenheim fort
Boateng aber erweckt, und das ist ungeachtet seiner im Grunde genommen unanfechtbaren Freizeitaktivitäten das eigentliche Problem, auf dem Rasen nicht unbedingt den Eindruck, als würde er voll bei der Sache sein. Gegen Heidenheim sollte der Weltmeister von 2014 eigentlich eine Verschnaufpause erhalten, kam wegen des Platzverweises von Niklas Süle aber früh in die Partie.
Kovac erhoffte sich durch die Einwechslung mehr Kompaktheit und Stabilität. Ein Plan, der gehörig in die Hose ging. Kurz nach Boatengs Einwechslung kassierten die Bayern zwei Gegentore. Der Innenverteidiger (SPOX-Note 4,5) beging zwar keinen krassen Fehler, offenbarte allerdings einmal mehr seine in dieser Saison immer auffälligeren Defizite in Sachen Antizipation und Schnelligkeit.
Heidenheims Dreierpacker Robert Glatzel spielte mit Boateng, der schon am vergangenen Wochenende gegen den SC Freiburg neben sich gestanden hatte, Katz und Maus. Er gewann nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe. Einzig Thomas Müller und Franck Ribery beendeten die Partie mit einer schlechteren Quote (beide 25 Prozent). In dieser Form droht dem Ex-Nationalspieler gegen Dortmund die Bank.
Pavard und Hernandez kommen - kein Platz mehr für Boateng
Eine Trennung im Sommer erscheint mittlerweile ohnehin unvermeidlich. Die zusammen 105 Millionen Euro schweren Verpflichtungen der französischen Weltmeister Benjamin Pavard (VfB Stuttgart) und Lucas Hernandez (Atletico Madrid) sind ein klarer Fingerzeig der Bayern-Bosse: Sie wollen die Viererkette einer Verjüngungskur unterziehen, für Boateng und Hummels zusammen ist im prall gefüllten Kovac-Kader ab Sommer kein Platz mehr.
Dass Boateng anstelle des in München fester verwurzelten Hummels das Weite sucht, gilt laut der Süddeutschen Zeitung bereits als beschlossene Sache. Im vergangenen Jahr liebäugelte er schon mit einem Wechsel und führte intensive Gespräche mit PSG-Coach Thomas Tuchel. Die Pariser entschieden sich auch aufgrund der hohen Ablöseforderung der Münchner letztlich aber für eine Verpflichtung des jüngeren Schalkers Thilo Kehrer.
Dem gebürtigen Berliner wird es dennoch nicht an Angeboten aus dem Ausland mangeln, genießt er dort bekanntlich nach wie vor einen tadellosen Ruf. England und die USA gelten als wahrscheinliche Optionen. Nach Angaben der Welt, die sich auf italienische Medien bezieht, beschäftigt sich erneut der Serie-A-Krösus Juventus Turin mit dem vertraglich bis 2021 an die Bayern gebundenen Boateng.
Boatengs Leistungsdaten in der Bundesliga-Saison 2018/19
Kategorie | Wert |
Einsatzminuten | 1514 |
Gegentore | 16 |
Zweikampfquote | 68,4 % |
Tacklingquote | 71,4 % |
Passquote | 88,6 % |