Robert Lewandowski erneuert Forderung nach Top-Verstärkungen: Ein allerletztes Alarmsignal

Von Dennis Melzer
Robert Lewandowski am Samstag in Dortmund.
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Nach der Supercup-Pleite gegen Borussia Dortmund kritisiert Robert Lewandowski die Kadergröße des FC Bayern. Der Torjäger fordert Neuzugänge, die sofort helfen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic reagiert dünnhäutig.

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Robert Lewandowski war sichtlich frustriert, als er am späten Samstagabend durch die Mixed Zone des Signal Iduna Parks tigerte. Zunächst hatte er noch den Eindruck vermittelt, diesmal nicht mit den aus München angereisten Pressevertretern sprechen zu wollen.

Schnell und wortlos machte er sich auf in Richtung Ausgang, nur um wenige Minuten später doch noch einmal zurückzukehren. Er hatte Redebedarf. Trotz der verhältnismäßig geringen Relevanz des zuvor ausgespielten Supercups gegen Borussia Dortmund.

"Das tut weh. Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht", sagte er bezüglich der 0:2-Niederlage seines FC Bayern gegen den schwarz-gelben Dauerrivalen. Es ging dem Polen aber nicht bloß um dieses eine Spiel, er schien vielmehr hinsichtlich der künftigen Wettbewerbsfähigkeit seiner Mannschaft besorgt.

Robert Lewandowski am Samstag in Dortmund.
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Robert Lewandowski am Samstag in Dortmund.

Robert Lewandowski: "Man braucht Spieler, die der Mannschaft direkt weiterhelfen"

"Man konnte sehen, dass wir Probleme haben. Die jungen Spieler haben Potenzial, das stimmt. Aber man braucht Spieler, die der Mannschaft direkt weiterhelfen und neue Impulse geben können", erklärte er vor allem mit Blick auf die mit vielen Nachwuchskickern besetzte Bayern-Bank, auf der sich unter anderem die unerfahrenen Ryan Johansson, Sarpreet Singh sowie der etwas erprobtere Jann-Fiete Arp wiederfanden.

Jungs, die ihr Potenzial während der Vorbereitung durchaus andeuteten, für das Tanzen auf drei Hochzeiten voraussichtlich aber nur bedingt als ernsthafte Alternativen infrage kommen sollen. Zumindest sofern sich noch etwas an der Personalsituation ändert. Denn: die Youngster mitzunehmen war für Trainer Niko Kovac diesmal alternativlos. Obwohl mit Serge Gnabry, Javi Martinez und Lucas Hernandez "nur" drei Arrivierte ausgefallen waren.

"Ich bleibe bei meiner Meinung und bei dem, was ich in den USA gesagt habe", ergänzte der Mittelstürmer. Der Hintergrund: Bereits in den Vereinigten Staaten, wo der deutsche Rekordmeister sich für die neue Spielzeit rüstete, hatte Lewandowski die geringe Kadergröße angeprangert.

"Wenn du auf Top-Niveau spielst und darüber nachdenkst, alle Titel zu gewinnen, dann brauchst du auch Verstärkungen in der Mannschaft", hatte der 30-Jährige im Rahmen einer Medienrunde gefordert und ergänzt: "Ich muss ehrlich sagen, dass es momentan nicht optimal ist, dass wir so wenige Profispieler im Kader haben. Das weiß jeder. Ich hoffe, dass der Vorstand und die Leute, die daran arbeiten, uns als Mannschaft verstärken. Nicht nur mit jungen Spielern, sondern auch mit Spielern, die direkt top in der Welt sind. Das ist klar unser Wunsch, und ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen passiert."

Lewandowski: "Heute konnte man sehen, was passiert ..."

In den "nächsten Tagen", so kann man im Nachhinein konstatieren, war nicht sonderlich viel aus Münchner Sicht auf dem Transfermarkt passiert. Lewandowskis Appell liegt schon über zwei Wochen zurück. Vielleicht auch ein Grund, warum der amtierende Bundesliga-Torschützenkönig in den Katakomben des Dortmunder Stadions noch einmal in dieser Vehemenz nachlegte. "Denn heute konnte man sehen, was passiert, wenn wir nur eine bestimmte Anzahl an Profispielern haben."

Nicht nur Lewandowski vermittelte einen unzufriedenen Eindruck. Joshua Kimmich, ein weiterer Bayern-Akteur, der zuletzt vermehrt über Qualität und Quantität im FCB-Team gesprochen hatte, sagte auf die Supercup-Leistung bezogen: "Das war ein Stück weit naiv, fehlende Konzentration - und dann auch fehlende Qualität."

Zu der ständigen Diskussion um einen zu dünn besetzten Kader habe er "schon ein paar Sachen gesagt. Ich habe sehr, sehr großes Vertrauen in unseren Verein." Eine Aussage, die mehr als Durchhalteparole denn als ernstgemeinter Optimismus anmutete.

FC Bayern: Sportdirektor Hasan Salihamidzic erweckt dünnhäutigen Eindruck

Dass die Ungeduld innerhalb der Mannschaft, in den Medien und in der eigenen Anhängerschaft mit jedem Tag, an dem keine Neuverpflichtung verkündet wird, wächst, ist ganz besonders Sportdirektor Hasan Salihamidzic anzumerken. Der Bosnier, der nach der abgelaufenen Saison stets gutgelaunt und zuversichtlich auf die viele Zeit verwiesen hatte, die ja noch bliebe, um Transfers abzuschließen, wirkt mittlerweile enorm dünnhäutig. "Dass wir was machen müssen, wissen wir ja", blaffte er, ohne näher auf die für ihn offenbar nervtötende Thematik einzugehen.

Natürlich, mit Leroy Sane ist ein echter Hochkaräter auf dem Sprung nach München. Der ehemalige Schalker wäre selbstredend eine dieser von Lewandowski und Co. beschworenen Verstärkung, die sofort weiterhelfen kann. Wie schnell der Nationalspieler seinem voraussichtlich neuen Arbeitgeber aber die erhoffte Unterstützung gewährleisten kann, ist derzeit noch offen. Im Community Shield am Sonntagnachmittag hatte sich der Angreifer von Manchester City im Duell mit dem FC Liverpool am Knie verletzt, eine genaue Diagnose steht derzeit noch aus.

Doch selbst wenn sich die Verletzung als nicht allzu schlimm herausstellen sollte, würde die Verpflichtung Sanes lediglich eine geschlossene von zwei Planstellen auf den Außenbahnen bedeuten. Blieb ein weiterer vakanter Posten im defensiven Mittelfeld. Ebenda hatten die Münchner besonders gegen die umschaltstarken Borussen mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Die großen Lücken, die sich nach Ballverlusten im Aufbauspiel für den Kontrahenten offenbarten, waren spielentscheidend.

Bayern-Trainer Niko Kovac: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns"

Das weiß auch Kovac. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", gestand er sich nach der Pleite gegen den BVB, der "dieses Jahr eine Klasse-Mannschaft" habe, ein. Eine Klasse-Mannschaft, deren Kaderplanung seit vielen Wochen bereits abgeschlossen ist. "Wir haben noch zwei Wochen, da möchten wir uns strecken", proophezeite der Bayern-Coach abschließend.

Strecken nicht nur auf dem Trainingsplatz, sondern auch auf dem Transfermarkt. "Heute war der richtige Zeitpunkt, um das zu erkennen", sagte Lewandowski, ehe er sich dann wirklich aufmachte, um in den Mannschaftsbus zu steigen. Es dürfte von der Vereinsführung als allerletztes Alarmsignal gedeutet werden.