Königliches Gelb-Rot-Schauspiel

SPOX
25. November 201012:30
Reals Sergio Ramos holte sich kurz vor Schluss eine Gelb-Rote Karte abGetty
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Real Madrid schießt Ajax Amsterdam ab - und holt sich am Ende freiwillig noch zwei Platzverweise ab. Chelsea entgeht ganz knapp einer Blamage, in Belgrad gibt es ukrainisches Tici-Taca und in Basel den Glasscheiben-Rambo.

Gruppe E

Gruppe E: Ergebnisse/Tabelle

AS Rom - FC Bayern München 3:2 (0:2)

Tore: 0:1 Gomez (34.), 0:2 Gomez (39.), 1:2 Borriello (49.), 2:2 De Rossi (81.), 3:2 Totti (84., Foulelfmeter)

Ballbesitz: 43:57 Torschüsse: 17:15 Ecken: 3:4

Fünf Siege in den ersten fünf Spielen der Champions League schaffte noch keine deutsche Mannschaft. Lange Zeit sah es so aus, als sollte der FC Bayern die neue Bestmarke aufstellen. Am Ende passierte den Münchnern allerdings etwas, das ihnen in der Königsklasse zuvor nie passiert war: Erstmals verloren sie ein Spiel nach einer Zwei-Tore-Führung.

Zuvor hatten die Bayern das Spiel eine Halbzeit lang dominiert. Gomez brachte den Rekordmeister mit seinen CL-Saisontoren fünf und sechs in Führung. In Halbzeit zwei drehten Marco Borriello, Daniele De Rossi und Francesco Totti die Partie. Ersatzkeeper Thomas Kraft machte seine Sache sehr gut, verursachte allerdings den entscheidenden Elfmeter. Zur SPOX-Analyse

Spieler des Spiels: Mario Gomez (FC Bayern)

FC Basel - CFR Cluj 1:0 (1:0)

Tor: 1:0 Almerares (15.)

Rote Karte: Felice Piccolo (88./Cluj)

Ballbesitz 61:39 Torschüsse 15:3 Ecken 6:0

Die Geschichte ist schnell erzählt. Basel war in einem durchschnittlichen Spiel die reifere Mannschaft und gewann am Ende verdient durch das frühe Tor von Federico Almerares. Das Duell des Spiels lieferte sich Alex Frei mit der gelb-orangenen Fahne. Der Basel-Angreifer schnappte sich alle vier Abseitspositionen seiner Mannschaft.

Ebenfalls viermal musste die Partie aufgrund von Verletzungen von Cluj-Spielern unterbrochen werden. Der Volltreffer des Spiels geht an Cluj-Coach Sorin Cartu. Wütend zertrümmerte der 55-Jährige mit den Füßen während der zweiten Halbzeit die Plexiglasscheibe seines Trainerhäuschens. Durchsetzungsvermögen, das seiner Mannschaft auf dem Rasen fehlte.

Spieler des Spiels: Federico Almerares (FC Basel)

Gruppe F: Moskaus Welliton dreht durch

Gruppe F

Gruppe F: Ergebnisse/Tabelle

Spartak Moskau - Olympique Marseille 0:3 (0:1)

Tore: 0:1 Valbuena (18.), 0:2 Remy (54.), 0:3 Brandao (68.)

Rote Karte: Welliton (64./Moskau)

Ballbesitz: 50:50 Torschüsse: 4:7 Ecken: 5:2

Im für beide Teams wichtigsten Spiel des Jahres bekam Spartak in der Anfangsphase keinen Fuß auf den Platz. Marseille nahm bei leichtem Schneeregen das Heft in die Hand und ging durch ein Traumtor von Valbuena in Führung. Moskau agierte oftmals einfallslos durch die Mitte und blieb so in der dichten OM-Defensive hängen. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit tauten die Hausherren auf und hätten nach Foul von Azpilicueta an Welliton einen Strafstoß bekommen müssen. Schiedsrichter Wolfgang Stark ließ jedoch weiterspielen.

Nach dem Seitenwechsel drängte Spartak auf den Ausgleich, doch es waren wiederum die Gäste, die eiskalt zuschlugen. In der 64. Minute brannten beim bis dahin besten Moskauer Welliton die Sicherungen durch. Zunächst hebelte er OM-Keeper Mandanda im Fünfer aus, dann folgte der Schubser gegen Diawara. Die logische Folge: Rot! Dank des klar besseren Torverhältnisses kann Olympique schon fürs Achtelfinale planen.

Spieler des Spiels: Matthieu Valbuena (Olympique Marseille)

FC Chelsea - MSK Zilina 2:1 (1:0)

Tore: 0:1 Bello (19.), 1:1 Sturridge (51.), 2:1 Malouda (86.)

Ballbesitz 58:42 Torschüsse 31:6 Ecken 12:1

Fünf Neue standen bei den Blues im Vergleich zum Premier-League-Auftritt am Wochenende bei Birmingham City in der Startelf, darunter Ross Turnbull, der Petr Cech im Kasten vertrat. Carlo Ancelotti ließ an eine bessere B-Elf auflaufen - und rieb sich 45 Minuten lang die Augen. Zilina ging in Führung (19.), Chelseas junge Truppe ließ Struktur und Dominanz vermissen.

Erst nach einer ordentlichen Halbzeit-Standpauke legten die Hausherren los. Sturridge blühte von Minute zu Minute mehr auf, Zilinas Defensive zerfiel parallel in ihre Einzelteile. Das teilweise abenteuerliche Abwehrverhalten der Slowaken ermöglichte einen regelrechten Sturmlauf der Blues und so kam nach dem Ausgleich durch Sturridge Teamkollege Malouda zu seinem ersten Champions-League-Treffer seit zwei Jahren.

Spieler des Spiels: Daniel Sturridge (Chelsea)

Gruppe G: Reals kryptische Platzverweise

Gruppe G

Gruppe G: Ergebnisse/Tabelle

AJ Auxerre - AC Milan 0:2 (0:0)

Tore: 0:1 Ibrahimovic (64.), 0:2 Ronaldinho (90.+1)

Ballbesitz: 44:56 Torschüsse: 12:8 Ecken: 5:3

Milan, wie man es kennt: Die Italiener begannen defensiv, beschränkten ihr Angriffsspiel zunächst auf ein paar weite Bälle auf Ibrahimovic und ließen Auxerre kommen. Doch die Deckung rund um Altstar Nesta hielt dicht und bei Distanzschüssen war Keeper Abbiati auf dem Posten. Auxerre biss sich die Zähne aus und wurde nach der Pause durch kurzzeitig stürmerische Mailänder überrascht.

Trotzdem: Lediglich zwei Schüsse der Mailänder gingen aufs Tor - beide landeten im Netz. Gegen Teams wie Auxerre reicht der Catenaccio der Rossoneri aus, um zweimal 2:0 zu gewinnen und dank des Real-Siegs über Ajax ins Achtelfinale einzuziehen. Doch Auxerre ist eben nur Auxerre und seit heute raus aus der Champions League.

Spieler des Spiels: Alessandro Nesta (Milan)

Ajax Amsterdam - Real Madrid 0:4 (0:2)

Tore: 0:1 Benzema (36.), 0:2 Arbeloa (44.), 0:3 Ronaldo (70.), 0:4 Ronaldo (81./Elfmeter)

Gelb-Rot: Xabi Alonso (87./Real), Ramos (90./Real)

Ballbesitz: 48:52 Torschüsse: 9:20 Ecken: 2:5

Real zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein. Die Königlichen bewiesen in Amsterdam mal wieder, warum sie die Königlichen sind: weil sie irgendwie über allem schweben. Das wirkt oft überheblich, führt letztlich dann aber doch zum Erfolg - wie beim arrogant in die Mitte gelupften Ronaldo-Elfmeter zum 4:0. Da half es dem jungen Ajax-Team auch nicht, dass Trainer Martin Jol sich vor dem Spiel minutenlang mit Jose Mourinho unterhielt - die genialen Ideen der Real-Spieler, wie etwa Özils Hackentrick-Ablage vor dem 0:1, hatte ihm der Portugiese wohl nicht vorab verraten.

In der Schlussphase sorgte Real dann für Staunen - allerdings nicht durch tollen Fußball, sondern durch zwei Platzverweise für Xabi Alonso und Sergio Ramos. Beide hatten vorher schon eine Gelbe Karte erhalten. Wenige Minuten vor dem Ende eilte dann Ersatzkeeper Jerzy Dudek zu Iker Casillas und flüsterte seinem Kollegen etwas. Kurz darauf holten sich sowohl Alonso als auch Ramos wegen Zeitspiels Gelb-Rot ab. Der vermeintliche Grund für dieses Theater: Die beiden Real-Spieler wollen damit einer drohenden Gelbsperre im Achtelfinale vorbeugen.

Spieler des Spiels: Cristiano Ronaldo (Real Madrid)

Gruppe H: Matheus hackt und trifft

Gruppe H

Gruppe H: Ergebnisse/Tabelle

Sporting Braga - FC Arsenal 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Matheus (83.), 2:0 Matheus (90.+2)

Ballbesitz: 36:64 Torschüsse: 8:7 Ecken: 2:4

15 Tore hatte der FC Arsenal nach vier Spielen in der Champions League auf dem Konto. Mehr als alle anderen Teams in der Gruppe zusammen. In Braga ging nichts, obwohl die Gunners mehr Ballbesitz hatten und die Pässe häufiger an den Mann brachten.

Zugegebenermaßen wurden die Engländer um einen Elfmeter gebracht, als Carlos Vela im Strafraum von Rodriguez heftig von den Beinen geholt wurde. Schiedsrichter Kassai zeigte Vela die Gelbe Karte wegen Schauspielerei.

Mann des Spiels war Matheus - nicht nur wegen seiner beiden sehenswerten Tore. Kurz vor dem 1:0 trat er Eboue aus den Latschen und bekam nicht mal Gelb dafür. Eboue musste verletzt vom Platz.

Spieler des Spiels: Matheus (Braga)

Partizan Belgrad - Schachtjor Donezk 0:3 (0:0)

Tore: 0:1 Stepanenko (52.) 0:2 Jadson (59.) 0:3 Eduardo (68.)

Ballbesitz: 44:56 Torschüsse: 10:7 Ecken: 6:8

Bei eisiger Kälte rackerten beide Teams um jeden Millimeter in Belgrad. Als Schiedsrichter de Bleeckere aber mit fünf Minuten Verzögerung die zweite Hälfte anpfiff, weil er selbst zu spät aus der Kabine kam, schien Donezk plötzlich gewillt zu sein, die Serben zu vernichten. In der zweiten Halbzeit bekamen die Fans plötzlich ukrainisches Tici-Taca zu sehen.

Und Partizan schaute zu. Willian, Jadson und Co. liefen ohne Gegenwehr durch das Mittelfeld der Serben und innerhalb von einer Viertelstunde hatten die Ukrainer aus einem ausgeglichenen Spiel eine Klatsche für Partizan gemacht. Den Fans in Belgrad schien das alles nichts auszumachen. Torschütze Jadson erhielt bei seiner Auswechslung Beifall von allen Seiten und am Ende sangen alle zusammen ihre Lieder. Warum auch traurig sein? Belgrad war ja vorher schon draußen.

Spieler des Spiels: Jadson (Schachtjor)

Gruppe E: Der Plexiglas-Treter

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