Die Mutter aller Hässlichkeiten

Von Daniel Reimann
Und plötzlich brannten ihm die Sicherungen durch: Juanitos übler Tritt gegen Lothar Matthäus
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8.4.1987, Halbfinal-Hinspiel, 4:1: Die Mutter aller Hässlichkeiten

Es begann schon ein wenig hässlich. Was Klaus Augenthaler da im Fallen produzierte, war auf den ersten Blick nicht gerade ein Leckerbissen für Fußball-Ästheten. Während ihm das Standbein leicht wegknickte, schwang er sein rechtes Bein eher rustikal durch und drückte die Kugel damit aus 19 Metern durch die Beine seines Gegenspielers in Richtung Tor.

Während das Stadion bereits jubelte, musste sich der verdutzte TV-Reporter erst die Augen reiben, ehe er realisierte: "Der Ball ist drin!" Irgendwie war der Ball unhaltbar rechts unten eingeschlagen. Die Abzüge bei der Haltungsnote nahmen die Bayern gerne in Kauf.

In der Folgezeit wurde es hässlich für Madrid. Innerhalb von 25 Minuten schraubten die Bayern den Vorsprung auf drei Tore hoch, den Königlichen drohte eine krachende Blamage. Was dann passierte, beschrieb der "Guardian" wie folgt: "Nachdem Real wie eine Pub-Truppe verteidigte, war es womöglich nicht überraschend, dass sie sich schließlich auch so benahmen."

Es war Juanito, der für die Mutter aller Hässlichkeiten sorgte. Er suchte sich den zu Boden geschubsten Lothar Matthäus als Opfer aus, nachdem dieser einen Real-Spieler gefoult hatte. Mit etwa zehn schnellen Schritten Anlauf stieg er Matthäus herzhaft in den Rücken. Und noch während Schiedsrichter Bob Valentine dazwischen ging, verpasste Juanito Bayerns Libero noch einen üblen Stollenabdruck auf die rechte Wange. "Dass sich Lothar nicht den Kiefer bracht, war ein Wunder", erinnerte sich Andi Brehme.

Die Folge: Rote Karte für Juanito, eine Rekord-Geldstrafe von Seiten des Vereins, eine fünfjährige Sperre im Europapokal und auch: Das Ende seiner Karriere bei Real. Ein paar Monate später wechselte er nach Malaga. Ach ja: Das Spiel endete 4:1, bei Real flog auch noch Mino vom Platz.

1976: Chancenlos mit neun Mann

1987: Die Mutter aller Hässlichkeiten

2000: Abreibung und Abschied

2001: Trauma-Bewältigung dank Jerry

2012: "Ich bin einfach blind durchgelaufen"