Die Mutter aller Hässlichkeiten

Von Daniel Reimann
Und plötzlich brannten ihm die Sicherungen durch: Juanitos übler Tritt gegen Lothar Matthäus
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8.3.2000, Zwischenrunde, 4:1: Abreibung und Abschied

Schon im Hinspiel wurden die Königlichen nach Strich und Faden vermöbelt. Vier wunderschöne Tore von Mehmet Scholl, Stefan Effenberg, Thorsten Fink und Paulo Sergio besiegelten einen 4:2-Auswärtssieg und standen stellvertretend für eines der besten Bayern-Spiele der letzten Jahre.

Von Euphorie beflügelt, stichelte Giovanne Elber nach dem Spiel in Richtung des Gegners: "Dieser Trainer, Camacho, Caramba oder wie der heißt, hat vor dem Spiel im spanischen Fernsehen gesagt, die Deutschen können nur kämpfen und Fußball in Deutschland ist nur bumm, bumm, bumm. Nächstes Mal soll er die Fresse halten." Dass er Madrids Coach Vicente del Bosque mit Nationalcoach Jose Antonio Camacho verwechselt hatte, war bei diesem eindeutigen Statement eher Randnotiz.

Das Rückspiel in München mutierte zu einer Gala sondergleichen. Wie schon anno 87 erhielten die Königlichen eine saftige Abreibung im Olympiastadion. Scholl und Elber stellten nach 30 Minuten die Weichen auf Sieg, Routinier Fernando Hierro hingegen wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Alexander Zicklers Doppelpack in der Schlussphase besorgte die Krönung. Doch der größte Moment blieb einem Anderen vorbehalten.

In der 90. Minute erleuchtete auf der Tafel an der Seitenlinie das letzte Mal die legendäre Nummer 10, als Lothar Matthäus für Patrick Anderson Platz machte. Das Stadion erhob sich, Matthäus verabschiedete sich von seinen Teamkollegen und Gegenspielern persönlich. Mit Tränen in den Augen klatschte er ein letztes Mal die Bayern-Bank ab. Zwei Tage später wechselte er nach New York.

1976: Chancenlos mit neun Mann

1987: Die Mutter aller Hässlichkeiten

2000: Abreibung und Abschied

2001: Trauma-Bewältigung dank Jerry

2012: "Ich bin einfach blind durchgelaufen"