Atleticos Strafraumverteidigung gegen Bayerns Ballbesitz
Früher oder später im Spiel wird der Moment kommen, in dem sich Atletico zurückzieht. Das Angriffspressing ist sehr fordernd, Simeone hat auch deshalb mehrere Phasen in das Spiel seines Teams eingebaut. Ob mit Auslöser durch Zeit, Spielstand oder auch durch etwaige Veränderungen im Personal, die Rojiblancos verteidigen irgendwann in der Partie am eigenen Strafraum.
Dies muss allerdings für die Hauptstädter kein Nachteil sein, verteidigen sie doch so gut wie kaum eine andere Mannschaft den eigenen Sechzehner. Oft passiert das in einem defensiven 4-4-2 oder 4-5-1, bei dem noch immer die gleichen Prinzipien gelten. Hohe Intensität, Lenken auf die Flügel, ständiges Versperren der Mitte und Verteidigen in einem sehr, sehr engen Block mit zwei flachen Linien.
Die hohe physische Präsenz kommt dann zum Tragen, durch die Enge am eigenen Strafraum können Spieler zudem freier herausrücken und Bewegungen der Mitspieler besser auffangen. Zwar verschiebt Atletico noch immer sehr stark, der ballferne Außenverteidiger steht regelmäßig auf Höhe des ballfernen Pfostens, in Ballnähe orientieren sich Juanfran und Filipe aber an ihren Männern und rücken teilweise weit heraus, um diese am Aufdrehen und Tempo aufnehmen zu hindern.
Große Dominanz im 2-5-3?
Dann kann entweder aus dem Mittelfeld einer der zentralen Akteure zurückfallen oder die Viererkette schiebt noch ein Stück extremer. Die Abläufe hierbei sind exzellent, selbst ohne Abwehrchef Godin. Dennoch wird ein Spieler wie Müller die Wechselbewegungen gelegentlich ausnutzen können.
Die Bayern werden gegen das tiefe Verteidigen Atleticos sehr weit aufrücken und eine große Dominanz aufbauen. Einrückende Außenverteidiger könnten hier für mehr Möglichkeiten im Mittelfeld sowie Läufe hinter die gegnerische Defensive sorgen, während die äußeren Flügelspieler, wie bei Pep gewohnt, die Breite halten und für schnelle Verlagerungen bereitstehen.
Ein Szenario gegen Atleticos tiefe Strafraumverteidigung
Über die Flügel zum Erfolg?
Da Atletico im 4-5-1 nur noch einen Stürmer aufbietet, ist das Spielen einer Viererkette dank einer 2-gegen-1-Überzahl möglich, ein weiterer Mann wäre schlicht verschenkt. Barca zog ein ähnliches Spiel in der ersten Begegnung auf und siegte - auch dank dem Platzverweis gegen Torres - nach 0:1-Rückstand noch mit 2:1.
Hier werden Spielertypen wie Martinez, Vidal oder Lewandowski interessanter als beispielsweise Thiago oder Kimmich. Das Spiel entscheidet sich mehr über Kopfballstärke und Präsenz nach Flanken wie Befreiungsschlägen. Luis Enrique beorderte sehr früh in der Partie Innenverteidiger Gerard Pique in den gegnerischen Strafraum.
Möglicher Angriffszug der Bayern gegen tiefes 4-4-2
Verteidigt Atletico weiter im 4-4-2, hat Schmalhofer auch hier einen Ansatz. "Zieht sich Atletico zurück, liegt ein möglicher Schlüssel für ein Tor auf der rechten Seite", denkt er an das Rückspiel gegen Benfica zurück. Dort zog Lahm von rechts ins Mittelfeld und band damit seinen direkten Gegenspieler. Der abgekippte Alonso spielte heraus, Costa konnte den Ball nahe an der Seite im Eins-gegen-eins annehmen.
"Costa kann nun ins Dribbling gegen den Außenverteidiger gehen und selbst den Torabschluss suchen oder den Pass in die Schnittstelle spielen, in die Lahm im Rücken des Außenverteidigers ziehen kann. Erhält Lahm den Ball, kann er per Flanke oder Rückpass eine gefährliche Torchance vorbereiten", führt Schmalhofer aus.
Auch hier kommt das mannorientierte Verteidigen von Filipe Luis zum Tragen. Rückt er heraus, kann Lahm in seinem Rücken davonziehen. Bleibt er in der Kette, muss er einen Spieler verteidigen, der Tempo aufnehmen konnte. Die Absprache zwischen Außenverteidiger und zentralem Mittelfeld wie Innenverteidigern wird entscheidend sein.