"Arsenal hat keine drei Pässe gespielt!"

Von Jochen Tittmar / Martin Rösch
David Villa (l.) geht nach dem Ball, Arsenals Bacary Sagna lauert schon
© Getty

Der FC Barcelona steht im Viertelfinale der Champions League. Die Katalanen gewannen das Rückspiel im Achtelfinale gegen den FC Arsenal mit 3:1 (1:0). Das Hinspiel hatten die Gunners noch mit 2:1 in London für sich entschieden. Leo Messi war mit zwei Treffern einmal mehr der Matchwinner für die Katalanen.

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Vor 90.000 Zuschauer im Camp Nou traf Lionel Messi (45.+3) zum 1:0 für die Hausherren. Arsenal glückte der Ausgleich durch ein Eigentor von Sergi Busquets (53.). Drei Minuten später musste Robin van Persie mit Gelb-Rot vom Platz.

In Überzahl gelangen Barca noch zwei Treffer: Xavi erzielte das 2:1 (69.), Messi per Elfmeter das 3:1 (71.).

Reaktionen:

Pep Guardiola: "Ich habe Sympathien für Arsenal. Ich mag es, wie sie spielen. Ich weiß nicht, wie sie diese Niederlage analysieren werden. Ich denke, sie werden sie mit der Roten Karte begründen. Das ist okay, aber die Wahrheit ist, dass Arsenal keine drei Pässe in Folge gespielt hat. Wir haben bei Elf gegen Elf genauso gut gespielt wie bei Elf gegen Zehn. Arsenal spielt um die Spitzenplätze der Premier League, hat aber keinen Torschuss. Das sagt schon viel aus."

Andres Iniesta: "Arsenal hat sehr defensiv gespielt. Oft haben sich sogar Nasri und Rosicky in die Verteidigung zurückfallen lassen. Wir haben das Spiel bestimmt und gut gespielt. Der Sieg ist hochverdient. Ganz stark spielt unsere Defensive in dieser Saison. Jetzt kommt der härteste Abschnitt der Saison. Wir müssen so weitermachen wie bisher."

Cesc Fabregas: "Es ist sehr schade, dass wir ausgeschieden sind. Wir haben Barca einige Momente der Angst beschert, insbesondere beim Ausgleich. Das ist Fußball und es war nicht unser Abend. Ich bin stolz auf das Team. Ich wünsche Barcelona alles Gute und ich hoffe, sie kommen so weit wie möglich."

Arsene Wenger: "Wie kann man ein Fußballspiel so kaputt machen? Menschen, die Arsenal lieben und Menschen, die Fußball lieben, sind unglücklich. Es ist schwer, Busacca zu verstehen. Ich kann kein Verständnis dafür aufbringen, auf diesem Niveau so zu entscheiden. Die Entscheidung hat ein fantastisches Spiel ruiniert. Wir haben gegen ein sehr gutes Barcelona verloren. Ich wünsche ihnen viel Glück für die Zukunft."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Barca mit zwei Änderungen im Vergleich zum Hinspiel: Mascherano und Adriano spielen für Maxwell und den gesperrten Pique. Abidal rückt in die Innenverteidigung, Adriano nach links hinten und Mascherano auf die Sechs. Messi spielt im Sturm in der Mitte.

Bei Arsenal gibt es drei Veränderungen: Sagna, Diaby und Rosicky laufen positionsgetreu für Eboue, Song und Walcott auf.

28.: Messi bleibt nach einer feinen Direktkombination durch die Mitte an der Strafraumgrenze hängen. Pedro versucht den Schlenzer mit der linken Innenseite, zielt aber deutlich neben den linken Winkel.

36.: Adriano hinterläuft Villa links im Sechzehner, Villa steckt an die Grundlinie durch. Von dort lädt Adriano aus spitzem Winkel ab. Der Hammer donnert an den linken Außenpfosten.

45.+3, 1:0, Messi: Fabregas spielt in der Vorwärtsbewegung kurz hinter dem Strafraum einen verheerenden Pass mit der Hacke. Diesen schnappt sich Iniesta und steckt umringt von drei Gegnern wunderbar für Messi durch. Der hebt das Leder mit ganz viel Gefühl über den herausstürzenden Almunia hinweg und locht aus fünf Metern ein.

53., 1:1, Busquets (ET): Aus heiterem Himmel fällt der Ausgleich. Nasri mit einer eigentlich harmlosen Ecke von links. Am kurzen Pfosten steigt Busquets hoch und verlängert per Kopf unglücklich ins linke Eck.

55.: Fast die postwendende Antwort. Pedro legt von rechts in die Mitte zu Villa ab, der alleine auf Almunia zuläuft. Der Schlussmann riskiert Kopf und Kragen und wirft sich in Villas Schuss.

56., Gelb-Rot gegen Van Persie: Der Holländer überhört einen Abseitspfiff von Busacca und schießt noch auf die Kiste. Das gibt die zweite Gelbe. Harte Entscheidung von Busacca.

58.: Xavi leitet eine Hereingabe von rechts für Villa weiter, der am langen Pfosten vollkommen blank steht. Der Winkel ist verdammt spitz, Almunia pariert im kurzen Eck.

60.: Pedro versucht Almunia mit einem direkten Versuch vom linken Flügel zu überraschen. Der Schlussmann reißt am linken Pfosten gerade noch den rechten Arm hoch.

69., 2:1, Xavi: Iniesta lässt in der Mitte drei Mann stehen und bedient Villa an der Strafraumgrenze, der direkt zu Xavi weiterleitet. Xavi ist durch und schiebt die Kugel aus kurzer Distanz mit ein bisschen Dusel an Almunia vorbei.

71., 3:1, Messi (Elfmeter): Nach Xavi-Pass umkurvt Pedro Koscielny im Strafraum. Der lässt das Bein stehen - klarer Strafstoß. Messi tritt an und schiebt den Ball rechts unten ins Tor.

So diskutierten die SPOX-User während des Spiels

79.: Nach schöner Ballstaffette über Iniesta und Xavi kommt Messi rechts im Strafraum aus zehn Metern zum Abschluss. Almunia hält sein Team mit einer guten Parade im Spiel.

83.: Der eingewechselte Afellay läuft nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte auf und davon und hat nur noch Almunia vor sich. Afellay legt das Leder aus acht Metern knapp rechts vorbei.

88.: Die Chance für Arsenal! Schneller Konter über Wilshere auf rechts. Der passt mustergültig zum mitgelaufenen Bendtner in die Mitte. Der nimmt den Ball aber unsdauber mit. Mascherano ist dabei und nimmt dem Dänen mit einer riskanten Grätsche gerade noch das Leder vom Fuß.

Fazit: Hochverdienter Sieg für Barca, das mit den tiefgestaffelten Gästen aber vor allem im ersten Durchgang erhebliche Probleme hatte. Im zweiten Abschnitt mal wieder Barca wie aus einem Guss.

Der Star des Spiels: Andres Iniesta. Eine absolute Augenweide, wie der Spanier das Spiel liest und defensiv wie offensiv immer blitzschnell genügend Ideen zur Hand hat, um brenzlige oder enge Situationen zu lösen. Sehr hohes Laufpensum, zweikampfstark, ballsicher. Mit einem genialen Ball auf Messi vor dem 1:0, mit einem genialen Dribbling vor dem 2:1.

Der Flop des Spiels: Bei seinem selbsterklärten Lieblingsklub erwischte Cesc Fabregas einen schwachen Tag. War kaum ins Spiel eingebunden und fast ausschließlich defensiv beschäftigt. Offensiv konnte der Spanier für keinerlei Entlastung sorgen oder den Ball über einen längeren Zeitraum halten - genau das war aber seine Aufgabe. Zudem mit einem haarsträubenden Absatzkick, der unnötig das 0:1 einleitete.

Der Schiedsrichter: Massimo Busacca zeigte eine solide Leistung - mehr nicht. Der Zweikampf zwischen Diaby und Messi (32.) hätte einen Elfmeterpfiff zur Folge haben müssen. Die Griffe von Valdes und Abidal ins Gesicht von Van Persie bei der Rudelbildung kurz vor der Pause hätte man zwingend bestrafen müssen. Hätte er Van Persie nicht vom Platz gestellt und ein Tick mehr Fingerspitzengefühl gezeigt, es hätte sich niemand beschwert. So pfiff der Schweizer gerade im Hinblick zu den sonstigen Foulspielen etwas unverhältnismäßig.

Analyse: Unglaublich intensive erste 45 Minuten. Arsenal mit der Inter-Taktik aus dem Vorjahr: Sobald Barca den Ball hatte - und das war fast immer der Fall - zogen die Gunners ein engmaschiges Fünfermittelfeld auf, standen mit zehn Mann hinter dem Ball und ließen nur Van Persie vorne rumstehen.

Die Katalanen versuchten es zu Beginn verstärkt über die Außen, so dass Nasri so weit zurück gedrängt wurde, dass er beinahe einen zweiten Linksverteidiger gab. Messi war mittig anfangs etwas isoliert, ließ sich nach 20 Minuten aber vermehrt zurückfallen und war so prompt mehr eingebunden.

Arsenal stand defensiv sehr weit vom eigenen Tor entfernt und verteidigte sehr diszipliniert. Mehrfach tappten die Hausherren in die kluge Abseitsfalle der Gäste. Eine deutlich reifere und abgeklärtere Leistung der Wenger-Elf als noch im Vorjahr an selber Stelle.

Entlastung gab's für die Gunners keine, da die Umschaltbewegung bei Ballgewinn viel zu behäbig war. Zudem attackierte Barca bei gegnerischem Ballbesitz extrem giftig mit mehreren Spielern und eroberte sich verloren gegangene Bälle im Nu zurück.

In der zweiten Halbzeit änderte auch Arsenals Glückstreffer nichts an den Begebenheiten. Barca rannte an und erspielte sich in der üblichen Manier Chance um Chance.

Arsenal rückte in der Vorwärtsbewegung erst nach dem 1:3 etwas mehr nach, die Gastgeber erzeugten jedoch in Ballnähe blitzschnell Überzahl und erliefen sich dank ihres unglaublichen Laufpensums Ball für Ball und schalteten dann genauso schnell um.

Bei konsequenter Chancenverwertung hätte das Spiel längst entschieden sein müssen. Arsenal lief gegen die wohl beste Mannschaft der Welt in dieser Phase nur noch hinterher und baute körperlich zusehends ab.

Aber Barca passte in der Rückwärtsbewegung einmal nicht auf und ließ Arsenal noch eine hochkarätige Chance aufs Weiterkommen - die Bendtner kläglich vergab. Barca hätte die Partie früh entscheiden müssen, vergab aber viel zu viele Chancen und musste so unnötig lange zittern.

Barcelona - Arsenal: Daten & Fakten zum Spiel

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