Als die Feierlichkeiten nach der Übergabe der Trophäe auf dem Wembley-Rasen ihre Fortführung fanden, schwenkte eine Fernsehkamera weg von den jubelnden Barcelona-Spielern.
Sie fing Pep Guardiola ein.Der Trainer hielt wie so oft bei Titelfeiern einen gebührenden Abstand zu seinen ekstatischen Spielern und trabte hinterher. Als er sah, dass ihn die Kamera einfing, ballte er jubelnd die Faust und setzte ein breites Lächeln auf.
Sieg des Selbstverständnisses
An sich eine Normalität. Im Falle Guardiola war dies aber ein seltener emotionaler Ausbruch. Auch wenn er sich schnell wieder "im Griff" hatte, - so sieht man den 40-Jährigen nicht oft.
Natürlich ist der Gewinn der Champions League für einen Trainer die größtmögliche Genugtuung. Da dürfte es sogar einige geben, denen es am Ende ganz egal ist, wie das Ziel erreicht wurde.
Guardiola gehört ganz sicher nicht dazu. Für ihn hat am Samstag nicht einfach nur der FC Barcelona die Königklasse gewonnen. Es hat die gesamte Identität, die Seele und das Selbstverständnis des Klubs gesiegt. Kombiniert mit einer von der Vereinsphilosophie vorgegebenen Spielidee, die Guardiola mit seinen eigenen Vorstellungen vom Barca-Fußball verfeinert hat.
So einseitig wie selten
"Der Triumph bedeutet mir sehr viel. Es ist wahnsinnig wichtig für uns. Ich bin wahnsinnig stolz, wie wir gespielt haben. Wir haben das Spiel perfekt kontrolliert", war eines seiner ersten Statements nach der Partie.
Javier Mascherano drückte es noch genauer aus: "Wir sind erfreut, dass wir so gespielt haben, wie wir gerne spielen. Das ist wirklich toll für uns. Wir versuchen, jederzeit in Ballbesitz zu sein und den Großteil des Spiels in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Das ist uns gelungen."
Selten sah man ein solch einseitiges Finale wie jenes in London. Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass Manchester United die ersten zehn Minuten gehörten und der englische Rekordmeister schnell auf den Rückstand antwortete.
"Eine tolle Philosophie"
Es hat sich gezeigt, dass die Art von Fußball, wie Barcelona ihn spielt, im Grunde nicht zu verteidigen, geschweige denn zu besiegen ist. Erst recht nicht, wenn man die Katalanen in wirklich entscheidenden Partien zu bespielen hat - das Pokalendspiel gegen Real Madrid bildet da eine rare Ausnahme. Wie United in der zweiten Halbzeit abgewatscht und eine halbe Stunde vor dem Ende bereits zur Kapitulation gezwungen wurde, ist beinahe eine Frechheit.
"Wenn man sich unsere Vergangenheit anschaut, dann haben wir niemals gegen ein solches Team gespielt", sagte ein ratloser Nemanja Vidic.
Auch United-Trainer Sir Alex Ferguson wirkte seltsam apathisch, als er nach Spielende bei der Pressekonferenz hockte und sein Fazit zog: "Im Moment sind sie in großer Form und die Besten in Europa. Sie haben eine tolle Philosophie", so der Schotte. "Es war unmöglich, Messi zu kontrollieren."
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Messi der beste Fußballer der Welt
Ein Eingeständnis, dass Ferguson am meisten wurmen dürfte. Man darf getrost davon ausgehen, dass sich Ferguson seit Wochen den Kopf darüber zerbrochen hat, wie man die Zuspiele auf Messi unterbinden und dessen Wirkungskreis einengen könne. Da geht es ihm nicht anders als jedem anderen Übungsleiter. Aber Ferguson ist eben kein x-beliebiger Coach, sondern einer, von dem man eine erfolgsversprechende Lösung dieses Problems erwarten kann.
Doch Fergusons Maßnahmen gingen kolossal daneben. Messi lieferte eine abermals grandiose Leistung ab. Die letzten Zweifel - sollte es denn welche gegeben hatte -, wer derzeit der beste Fußballspieler der Welt ist, dürften beseitigt sein.
BlogEndspiel-Analyse von Taktikecke
Es ist eine wahre Freude zu sehen, mit welcher Unaufgeregtheit, Ruhe und unglaublichen Genialität der Argentinier ein solches Match herunterspielt.
Guardiola will Vertrag erfüllen
"Lionel ist vielleicht der beste Spieler aller Zeiten. Er machte den Unterschied, er ist einzigartig", schwärmte Guardiola, dessen Zukunft auch nach Spielschluss weiter ein Thema war.
Ob er jetzt seiner Wege gehe, wurde er gefragt. "Ich sage es noch einmal: Ich habe ein weiteres Jahr Vertrag und beabsichtige, ihn zu erfüllen. Ich bin glücklich, der Trainer dieser Jungs zu sein, aber das ist auch kein einfacher Job", verriet Guardiola.Eigentlich kann man sich Guardiola kaum bei einem anderen Verein vorstellen. Warum auch sollte er oder sonst jemand in diesem Klub daran interessiert sein, dieses phänomenale Team zu verlassen?
Zumal er Charaktere in seiner Truppe hat, die nach einem solchen Match Statements zum Besten geben wie David Villa: "Wenn Sie uns kennen, dann wissen Sie, dass wir uns niemals ausruhen. Wir haben Ehrgeiz, Potenzial und sind hungrig auf Titel. Wir dürfen diese Zeit nicht verschwenden."
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