Starke Dortmunder punkten im Bernabeu

Von Thomas Gaber / Markus Matjeschk
Mesut Özil (l.) erzielte in der 89. Minute den Ausgleich zum 2:2
© Getty

Borussia Dortmund hat erneut kurz vor Schluss einen Auswärtssieg in der Champions League verspielt. Wie beim 1:1 in Manchester kassierte der BVB bei Real Madrid den späten Ausgleich. Mesut Özil erzielte in der 89. Minute das Tor zum 2:2 (1:2)-Endstand.

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Die weiteren Tore im Santiago Bernabeu erzielten Marco Reus (28.) und Pepe (34.), zudem unterlief Arbeloa ein Eigentor (45.). Mit acht Punkten aus vier Spielen bleibt der BVB Tabellenführer der Gruppe D.

Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Ein wahnsinnig intensives Spiel mit zwei sehr guten Mannschaften. Meine Mannschaft hat eine phantastische erste Halbzeit gespielt und nach der Pause leidenschaftlich gut verteidigt. Natürlich ist es schade, dass wir wieder einen späten Ausgleich kassiert haben."

Jose Mourinho (Trainer Madrid): "Wir haben dieses Spiel eigentlich gewonnen, weil wir drei reguläre Tore geschossen haben. Ich habe schon vor Beginn der Gruppenphase gesagt, dass Dortmund besser ist als Manchester City. Sollten wir am Ende nur Zweiter in der Gruppe werden, haben eben die Gruppenersten ein Problem: sie könnten auf Real Madrid treffen. Übrigens wurden meine Mannschaften, mit denen ich die Champions League gewonnen habe, jeweils Gruppenzweiter."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Real ersetzen Modric und Higuain die verletzten Khedira und Benzema. Ramos spielt Rechtsverteidiger, links verteidigt Arbeloa, weil Mourinho den im Hinspiel schwachen Essien auf die Bank setzt.

Der BVB startet wie erwartet. Kapitän Kehl schützt seine gebrochene Nase mit einer Maske.

9.: Zauberpass links in die Gasse, wo Schmelzer den Turbo zündet und Ramos hinterläuft. Satter Linksschuss aufs kurze Eck, Casillas pariert mit dem rechten Fuß, Lewandowskis Nachschuss vom Elferpunkt fliegt drüber.

22.: Higuain hebt die Kugel rechts vom Sechzehner butterweich auf den Elfmeterpunkt. Ronaldo steht mutterseelenallein seitlich zur Kiste, köpft aber weit links vorbei.

28., 0:1, Reus: Langer Hafer von Subotic auf Lewandowski. Der legt per Kopf ab auf Reus, der Arbeloa auf rechts entwischt ist. Aus 13 Metern zieht Reus ab, Casillas wischt den harten Schuss mit der linken Hand ins Tor.

34., 1:1, Pepe: Özil bekommt nach einem Eckball links die zweite Chance zur Flanke. Heber punktgenau auf den zweiten Pfosten, wo Schmelzer pennt, Pepe dafür in der Luft steht und den Ball unter die Latte wuchtet.

45, 1:2, Arbeloa (ET): Lewandowski verlängert wieder per Kopf links in den Lauf von Großkreuz, der den Ball in die Mitte chippt, wo sich Götze im Duell mit Arbeloa durchsetzt und Arbeloa den Ball beim Klärungsversuch über Casillas ins Tor spitzelt.

47.: Alonso schickt Callejon steil. Schmelzer rückt zu spät raus, Callejon rennt auf Weidenfeller zu und schießt das 2:2 - doch der Linienrichter sah ihn bei Alonsos Pass im Abseits. Fehlentscheidung!

78.: Di Maria spielt von rechts scharf an den Fünfer, Direktschuss Ronaldo aus vier Metern und eine Wahnsinns-Fußabwehr von Weidenfeller.

89., 2:2, Özil: Özil zirkelt einen Freistoß aus 20 Metern mit rechts über die Mauer. Weidenfeller zögert, der Ball trifft den rechten Pfosten und springt ins Tor.

Fazit: Dortmund dominiert die erste Halbzeit holt einen verdienten Punkt im Bernabeu.

Der Star des Spiels: Mario Götze. Überragende erste, kämpferisch tadellose Leistung in der zweiten Halbzeit. Götze war vor der Pause von keinem Real-Spieler aufzuhalten, zauberte im Tandem mit Reus und war am 1:2 maßgeblich beteiligt. Götze hatte die meisten Ballkontakte beim BVB (60) und gewann 50 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Flop des Spiels: Cristiano Ronaldo. Schwache Spiele des Portugiesen sind selten, das gegen den BVB gehört zu seinen schwächsten. Ronaldo gelang in 90 Minuten nichts. In der ersten Halbzeit verzettelte er sich bei Einzelaktionen und vergab eine Großchance. Nach der Pause kam kaum ein Pass auf den Nebenmann an und in der 78. Minute vergab Ronaldo seine zweite Großchance.

Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir aus der Türkei hatte die Partie weitgehend im Griff, ließ aber zu viel durchgehen. Alonso hätte für sein fieses Foul an Lewandowski zwingend Gelb sehen müssen. Zudem sah einer seiner Assistenten Callejon fälschlicherweise im Abseits, als dieser den Ball kurz nach der Pause ins Tor schoss.

Die Trainer:

Jose Mourinho reagierte auf die schwache Leistung von Modric in der Pause und brachte Essien. Weil Higuain wegen einer Oberschenkelverletzung ebenfalls in der Kabine blieb, stellte Mourinho seine Offensivreihe komplett um: Özil auf rechts, di Maria auf links, den eingewechselten Callejon auf die Zehn und Ronaldo in die Spitze.

Jürgen Klopp trieb seine Mannschaft 90 Minuten an und feierte die BVB-Tore ausgelassen. In der 73. Minute wechselte er positionsgetreu Bender für Kehl ein.

 

Das fiel auf:

 

  • Dortmund trat im Bernabeu von Beginn an mutig auf. Gündogan und Kehl hatten das Zentrum im Griff, gewannen die Zweikämpfe und machten das Spiel nach dem Ballgewinn umgehend schnell.
  • Piszczek und Schmelzer nutzten die lasche Defensivarbeit von Ronaldo und di Maria immer wieder zu Vorstößen auf den Außenbahnen. Ein entfesselt aufspielender Götze und ein schwer zu verteidigender Lewandowski, der sich immer wieder fallen ließ, um die Bälle zu verteilen, ermöglichten dem BVB jede Menge gute Torchancen.
  • Ein plausibler Plan war bei Real Madrid in der ersten Halbzeit zu erkennen. Ronaldo verzettelte sich ständig in Einzelaktionen. Vernünftige Ideen gingen ausschließlich von Alonso aus.
  • Bei Ballbesitz Madrid lief Götze als zweite Spitze den Ball führenden Real-Spieler an, während sich Reus und Großkreutz auf einer Linie mit Kehl und Gündogan zurückzogen und eine zweite Viererkette bildeten.
  • Nach der Pause drückte Real, der BVB verlor viele einfache Bälle und war dann defensiv unsortiert. Glück, wie bei Callejons regulärem Treffer, und ein starker Weidenfeller verhinderten vorerst Ausgleich, der Real aber verdientermaßen kurz vor Schluss noch gelang.
  • Der BVB schaffte es nach der Pause kaum noch für Entlastung zu sorgen. Reus und Götze rieben sich in der Defensive auf, Lewandowski war vorne auf sich alleingestellt.

 

Real - Dortmund: Daten und Fakten

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