Per und das Quintett

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Stefan Rommel
Per Mertesacker wird gegen Südafrika sein 57. Länderspiel für den DFB absolvieren
© Getty

In der Defensiv-Zentrale hat sich der zweite Mann neben Per Mertesacker noch immer nicht herauskristallisiert. Es zeichnen sich Tendenzen ab, der Konkurrenzkampf bleibt aber noch lange offen.

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Hansi Flick wirkte schon ein wenig zugeknöpft. Eben hatte er freizügig erklärt, dass Mesut Özil im Testspiel gegen Südafrika (Sa., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) von Beginn an auflaufen wird, und dass Sami Khedira vor seinem ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft stehe.

Bei der Frage nach der personellen Besetzung der deutschen Innenverteidigung im Spiel gegen den WM-Gastgeber in Leverkusen gab sich der Co-Trainer der Nationalmannschaft dann aber reserviert. "Wir wollen uns die Optionen bis zum Abschlusstraining offen halten. Deshalb möchte ich dazu nichts sagen", erklärte Flick auf SPOX-Nachfrage.

Idealbesetzung gesucht

Eine der wichtigsten vakanten Positionen im DFB-Team bleibt also auch vor dem letzten Testspiel vor der heißen Qualifikationsphase ein kleines Geheimnis. Bundestrainer Jogi Löw hat im Zentrum der Viererkette eine ganze Menge an Optionen - aber offenbar noch nicht seine Idealbesetzung gefunden.

"Jeder Innenverteidiger hat ganz klare Vorgaben, die er zu erfüllen hat. Jeder, der die Position auch im Verein spielt, kennt die Abstimmung. Dafür gibt es universelle Kommandos, die in jedem Verein dieselben sind", sagt Per Mertesacker im SPOX-Interview.

Sicher ist bisher nur, dass der Bremer über alle Zweifel erhaben und gesetzt ist. Aber wie sieht die Lösung neben dem Bremer aus? Ein Überblick der potenziellen Kandidaten und ihren Status quo.

Serdar Tasci: Der Stuttgarter gab sein Debüt gleich im ersten Spiel nach der EM beim 2:0 gegen Belgien in Nürnberg und hat die letzten drei Qualifikationsspiele allesamt über 90 Minuten bestritten. Lediglich in den Testspielen war Tasci nicht immer erste Wahl. Zwei Indizien, die klar für Tasci sprechen.

Der Bundestrainer schätzt die gute Spieleröffnung des 22-Jährigen und dessen Ruhe am Ball. Allerdings hatte Tasci im DFB-Dress zuletzt auch einige Wackler im Defensivverhalten, die ganz große Souveränität fehlt. Trotzdem hat er in Löws Überlegungen momentan die Nase vorn.

Arne Friedrich: Der Berliner steckt etwas in der Zwickmühle. Durch die Versetzung von Philipp Lahm auf die rechte Seite der Viererkette ist Friedrichs ehemalige Position besetzt. Eine Alternative für einen Startplatz in der Mannschaft fällt damit weg. Im Verein hat er erfolgreich durchgesetzt, in der Innenverteidigung zu spielen. Die Folge ist sehr viel Spielpraxis auf der Position.

Allerdings hat Löw den 30-Jährigen erst 135 Minuten im Zentrum getestet (auf der Asienreise). Pflichtspielminuten seit der EM 2008 in der Innenverteidigung: Null. Friedrichs Stärke sind seine enorme Schnelligkeit und seine Erfahrung, Defizite offenbart er beim Spielaufbau aus dem Zentrum heraus.

Heiko Westermann: Noch mehr als Friedrich steckt der Schalker im Dilemma. Ihm fehlt die Spielpraxis für die Innenverteidigerposition. Seit über einem halben Jahr wird ihm seine Flexibilität zum Verhängnis. Auf Schalke bekleidete Westermann beide Außenverteidigerposten sowie derzeit die Stelle im defensiven Mittelfeld.

"Natürlich ist es mein Nachteil, wenn ich im Verein auf einer ganz anderen Position spiele. Aber wenn ich im Abwehrzentrum längere Zeit spiele, glaube ich, da am stabilsten zu sein", sagt Westermann über seine Situation. Ähnlich wie Friedrich reichen Löw die spielerischen Fähigkeiten Westermanns nur bedingt aus, seine Fähigkeiten im Zweikampf sind dagegen unbestritten.

Christoph Metzelder: Der Ex-Dortmunder war ob seines Reservisten-Daseins und den Trainern Bernd Schuster beziehungsweise Juande Ramos bei Real Madrid lange Zeit mehr oder weniger weg vom Fenster. Der neue Coach Manuel Pellegrini aber will wieder verstärkt auf Metze setzen - was dessen Chancen auf einen Platz im Löw-Team zumindest am Leben hält.

Metzelders großes Plus: Zusammen mit Mertesacker hat er schon zwei große Turniere gespielt, die beiden verstehen sich sowohl auf als auch abseits des Platzes sehr gut. "Wir haben uns sportlich und menschlich gut verstanden und wollten uns auf Jahre hinaus gemeinsam weiterentwickeln", lässt Mertesacker seine Sympathien für Metzelder durchblicken.

Doch vor dem zweiten Schritt müsste erst der erste erfolgen: Metzelder muss fit sein, bei Real Spielpraxis vorweisen und dann vom Bundestrainer wieder eingeladen werden.

Jerome Boateng: Der Aufstrebende mit dem meisten Schwung. Boateng hat sich nach Martin Jols Weggang aus Hamburg und bei der U-21-EM seine Position in der Innenverteidigung mit ganz starken Leistungen erarbeitet und gilt neben dem Schalker Benedikt Höwedes und Dortmunds Mats Hummels als Deutschlands größte Verteidigerhoffnung.

"Ich bin erst 20 und kann in vielen Bereichen noch dazulernen. Stellungsspiel, Spiel nach vorne, Zweikampfverhalten. Und ich finde, gerade Abwehrspieler leben von einer gewissen Erfahrung. Einige Schwächen bei jüngeren Spielern gehören einfach dazu", gibt Boateng im SPOX-Interview selbstkritisch zu. Dennoch ist er eine echte Alternative - womöglich schon in naher Zukunft.

Per Mertesacker im SPOX-Interview: "Momentan ist etwas der Zug raus"