Ohne einen einzigen Spieler von Borussia Dortmund, dafür aber mit Neuling Anton Stach und einigen Rückkehrern startet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ins WM-Jahr. Das ergab die Nominierung von Bundestrainer Hansi Flick für die Länderspiele am 26. März in Sinsheim gegen Israel und drei Tage Später in Amsterdam gegen die Niederlande.
Weil Anton Stach gerade am Lenkrad saß, ließ er seinen Mainzer Teamkollegen Andy Lucoqui im Lautsprecher-Modus die unbekannte Nummer zurückrufen, die auf seinem Handydisplay erschienen war. "Als der Bundestrainer seinen Namen sagte, haben wir beide uns mit großen Augen angeguckt", berichtete der Nationalmannschafts-Neuling, "und ich musste mich wirklich sehr konzentrieren auf das Autofahren, bin dann gleich zweimal falsch abgebogen. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen."
Der Mittelfeldspieler des FSV Mainz 05 ist die größte Überraschung der Nominierung für die ersten zwei Länderspiele des WM-Jahres am 26. März gegen Israel und drei Tage später in den Niederlanden. Nach nur 21 Bundesligaspielen zur Nationalmannschaft - für Stach wurde unverhofft ein Traum wahr. "Ich selbst bin stolz, meine Familie ist auch stolz, ich bin noch etwas sprachlos, aber ich freue mich jetzt einfach", sagte der 23-Jährige auf der Homepage seines Klubs.
In der Nacht nach dem Flick-Anruf konnte der U21-Europameister "nicht richtig gut schlafen". Den rasanten Aufstieg vom Zweiligaprofi zum Nationalspieler innerhalb weniger Monate muss der frühere Fürther erst verkraften. "Es ist unfassbar", sagte Stach: "Die Entwicklung stellt man sich in seinen Träumen vor, daran, dass es so schnell gehen kann, glaubt man aber definitiv nicht."
Flick meint sogar, dass Stachs Entwicklung längst noch nicht beendet ist. "Er ist mit Sicherheit noch nicht ausgereift, er hat noch Luft nach oben", sagte der Bundestrainer, der beim Training und vielleicht auch in den Spielen ganz genau auf den Sechser schauen will: "Wir wollen sehen, was für ein Potenzial er uns anbietet." Gesucht wird noch ein WM-Backup für den gesetzten Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld - das ist Stachs Chance.
DFB-Team: Kein Dortmunder im Kader
Unter Flicks Beobachtung stehen auch die Rückkehrer Julian Weigl (Benfica Lissabon), Robin Koch (Leeds United) und Benjamin Henrichs (RB Leipzig). Eine Einsatzgarantie sprach der Bundestrainer dem zuletzt starken Freiburger Innenverteidiger Nico Schlotterbeck aus. Womöglich droht noch eine Absage des angeschlagenen Flügelspielers Karim Adeyemi.
Gegen Israel und die Niederlande muss Flick in seinem 26-köpfigen Aufgebot auf den erkrankten Marco Reus und die verletzten Niklas Süle, Jonas Hofmann und Florian Wirtz verzichten. Außerdem kommen die Länderspiele für die erst kürzlich aus einer langen Verletzungspause zurückgekehrten Leon Goretzka und Robin Gosens zu früh. Torhüter Bernd Leno (FC Arsenal) sowie die Dortmunder Emre Can und Julian Brandt sind wegen des fehlenden Spielrhythmus' nicht dabei.
Auch der zuletzt an Corona erkrankte Mats Hummels erhielt keine Chance auf ein Comeback. "Das hat nichts mit fehlender Qualität zu tun", sagte Flick über die abwesenden BVB-Profis, "sie sind weiter in unserem Blickfeld."
Der Länderspiel-Doppelpack sei geprägt durch den Krieg in der Ukraine, sagte Flick.
"Meine Erwartung an die Mannschaft ist, dass wir in dieser wirklich schwierigen Zeit zwei gute Spiele zeigen, dass Spaß und Freude zu erkennen sind, dass es eine kleine Ablenkung ist für all die Menschen, die sich viele Sorgen machen", forderte der Bundestrainer. "Wenn man die Bilder sieht, die uns aus der Ukraine zugespielt werden - es schmerzt einfach", ergänzte Flick, "da wird einem schnell klar, dass das, was wir machen, nur Fußball ist."
Das deutsche Aufgebot:
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Abwehr: Mathias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Christian Günter, Nico Schlotterbeck (beide SC Freiburg), Benjamin Henrichs (RB Leipzig), Thilo Kehrer (Paris St. Germain), Robin Koch (Leeds United), David Raum (TSG Hoffenheim), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
Mittelfeld/Angriff: Karim Adeyemi (Red Bull Salzburg), Julian Draxler (Paris St. Germain), Serge Gnabry, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Jamal Musiala, Leroy Sane (alle Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (FC Chelsea), Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg), Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), Anton Stach (FSV Mainz 05), Timo Werner (FC Chelsea), Julian Weigl (Benfica Lissabon)