Kommentar zum DFB-Team: Hansi Flick sendet falsche Signale

Nino Duit
13. Juni 202311:34
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Bundestrainer Hansi Flick sendet beim 3:3 gegen die Ukraine die falschen Signale, die Mannschaft enttäuscht abermals. So wird es nichts mit einem ordnungsgemäßen Ablauf für eine Heim-EM-Euphorie. Ein Kommentar.

In exakt einem Jahr und einem Tag wird die deutsche Nationalmannschaft die Heim-EM in München eröffnen. Die Veranstalter erhoffen sich ein zweites Sommermärchen nach 2006 - aber darauf deutet aktuell rein gar nichts hin. Ganz im Gegenteil: Beim 1000. Länderspiel gegen die Ukraine am Montag in Bremen erlebte das DFB-Team in vielerlei Hinsicht einen weiteren Tiefpunkt. Sofern das nach all den Vorfällen der vergangenen Jahre überhaupt noch möglich ist.

Die Mannschaft präsentierte sich enttäuschend, die Fans pfiffen und Bundestrainer Hansi Flick, der trotz des Vorrunden-Aus bei der WM in Katar eine zweite Chance bekommt, sendete viele fragwürdige Signale.

Warum verbannte Flick die großen EM-Hoffnungsträger Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz zunächst auf die Bank? Mit ihnen ließe sich leichter eine Aufbruchstimmung kreieren als beispielsweise mit den abermals schwachen Leon Goretzka und Leroy Sané. Zumal Havertz nach seiner Einwechslung maßgeblichen Anteil am späten Ausgleich hatte. Das 2:3 erzielte er selbst, den Elfmeter zum 3:3 holte er heraus.

Warum wechselte Flick den Bremer Lokalmatador Niklas Füllkrug zur Halbzeit aus? Er hatte Deutschland in Führung gebracht und schon beim Lehrgang im März drei der vier deutschen Treffer erzielt. Wenn jemand in der Nationalmannschaft aktuell Tore verspricht, dann er. Das Bremer Publikum pfiff Flick für diese Maßnahme aus - und nach dem Gegentor zum 1:3 Anfang der zweiten Halbzeit sicherheitshalber auch noch die ganze Mannschaft.

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DFB-Team: Erst Ergebnisse und Leistungen, dann Euphorie

In den vergangenen Wochen und Monaten, vor allem im Nachgang der WM in Katar, bemängelten verschiedene DFB-Protagonisten fehlende Fan-Unterstützung für die Nationalmannschaft und kritisierten eine vermeintlich zu negative Berichterstattung vieler Medien. Man ist durchaus geneigt, ihnen einen legendären Satz von Bayern-Patron Uli Hoeneß zuzurufen: "Eure Scheiß-Stimmung, da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir!"

Der einzig mögliche Ablauf für ein neuerliches Sommermärchen lautet: erst Leistung und Ergebnisse, dann Euphorie. Zuletzt passten aber weder Leistungen noch Ergebnisse. Auf den halbwegs ansehnlichen 2:0-Sieg gegen Außenseiter Peru folgte im März der schwache Auftritt gegen Belgien und nun das enttäuschende 3:3 gegen die Ukraine.

Die Mannschaft zeigte dabei altbekannte Probleme, sie scheint sich nicht weiterzuentwickeln. Im Angriffsspiel fehlten Ideen und die nötige Zielstrebigkeit. In der - diesmal zunächst als Dreierkette formierten - Abwehr fehlte wiederholt die Abstimmung, alle drei Gegentore waren außerdem auf individuelle Schnitzer zurückzuführen. In nur zwei der vergangenen 14 Länderspiele blieb das DFB-Team ohne Gegentor.

Durchaus verwunderlich war Flicks Entscheidung, auf den formstarken Niklas Süle zu verzichten - und ihn darüber hinaus auch noch öffentlich anzuzählen. Unterstützung bekam Flick in dieser Causa übrigens von Rudi Völler, der in seiner Rolle als Rudi Völler eigentlich für gute Laune und Eintracht sorgen sollte. Doch schon die Berufung des 63-Jährigen zum Sportdirektor Anfang des Jahres sorgte bei vielen Fans eher für Verwunderung als für Euphorie.