"Es ist so, dass wir in der Konstellation wahrscheinlich nicht mehr zusammenspielen. Trotzdem war es so, dass die Jungs sich reingehängt haben, von daher kann man zufrieden sein. In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht, aber in der zweiten hätten wir das 2:0 nachlegen müssen", sagte Bundestrainer Joachim Löw bei RTL.
Auch von den beiden Debütanten Philipp Max und Ridle Baku, Nummer 111 und 112 in der Ära Löw, war der 60-Jährige angetan: "Ich denke, insgesamt kann man mit den Neuen zufrieden sein. In der ersten Halbzeit hatten wir mit Ilkay Gündogan mehr Spielqualität. Aber insgesamt war es engagiert von allen." Gündogan selbst sagte: "Dass Fehler passieren ist völlig normal. Das muss man gerade den jungen Spielern, die teilweise ihr erstes Länderspiel gemacht haben, verzeihen."
Florian Neuhaus, Deutschland bester Spieler des Abends, sagte: "Man hat schon gesehen, dass wir so noch nie zusammengespielt haben. Aber wir haben das gut verteidigt. Jetzt wollen wir am Samstag definitiv gegen die Ukraine gewinnen."
Deutschland - Tschechien: Die Analyse
Bundestrainer Löw warf ohne die noch nicht zur Verfügung stehenden Spieler des FC Bayern und Kroos die Rotationsmaschine an und hielt gegenüber dem Duell mit der Schweiz (3:3) vor einem Monat nur an Rüdiger von Beginn an fest.
Unter den zehn Neuen befanden sich mit Baku (Wolfsburg) und Max (Eindhoven) die Debütanten Nummer 111 und 112 der Ära Löw. Vor allem der Ex-Augsburger machte auf der linken Seite im Löw'schen 3-4-3 mächtig Dampf. Nach einem von Tschechiens Keeper Pavlenka parierten Schuss von Neuhaus war es Max, der den Ball scharf in den Fünfmeterraum legte, wo Waldschmidt bereit stand und zu seinem zweiten Länderspiel-Treffer abstaubte (13.).
Die frühe Führung gab dem DFB-Team viel Sicherheit. So entwickelte sich gerade in den ersten 45 Minuten gegen einen zugegebenermaßen limitierten Gegner ein durchaus munteres Spiel mit guten Passstafetten, die einige Male in aussichtsreichen Chancen mündeten. Die fehlende Präzision im Abschluss, aber auch die eine oder andere starke Rettungstat des hellwachen Bremers Pavlenka verhinderte eine höhere Führung zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel flachte die Partie zunächst ein wenig ab, wenngleich das deutsche Mittelfeld weiterhin die volle Kontrolle hatte. Gerade Neuhaus verlieh dem Spiel nach der Auswechslung von Kapitän Gündogan zur Halbzeit Struktur. Torgefährliche Aktionen blieben bis auf einen Lattenschuss von Neuhaus (77.) jedoch Mangelware.
Da die in der Schlussphase noch einmal mutig werdenden Tschechen im deutschen Keeper Trapp ihren Meister fanden, blieb es letztlich bei einem knappen, angesichts der guten ersten Hälfte aber verdienten Arbeitssieg der Deutschen.
Der einzige Wermutstropfen aus Sicht der Löw-Elf war die Verletzung von Hofmann: Der Gladbacher musste nach 21 Minuten aufgrund von Oberschenkelproblemen für Amiri weichen.
Deutschland - Tschechien: Die Aufstellungen
Deutschland: Trapp - Tah, Koch, Rüdiger - Baku, Gündogan (46. Dahoud), Neuhaus, Max (69. Schulz) - Hofmann (21. Amiri), Brandt, Waldschmidt
Tschechien: Pavlenka - Mateju, Brabec, Jemeika, Novak (46. Soucek) - Holes, Barak (69. Kral) - Cerny (46. Jankto), Dockal (69. Darida), Kopic (78. Ondrasek) - Krmencik (46. Vydra)
Deutschland - Tschechien: Die Daten des Spiels
Tor: 1:0 Waldschmidt (13.)
- Deutschland traf in jedem der vergangenen 19 Länderspiele (zuletzt torlos beim 0:3 in den Niederlanden im Oktober 2018).
- Deutschland gewann in Durchgang eins starke 62 Prozent der Zweikämpfe, war zu 60 Prozent in Ballbesitz und brachte sieben Schüsse auf das gegnerische Tor - so viele waren es in einer ersten Hälfte zuletzt im Mai 2010 gegen Malta (damals elf).
- Deutschland ist seit elf Länderspielen unbesiegt (sechs Siege, fünf Remis) - die letzte Niederlage war das 2:4 gegen die Niederlande im September 2019.
Der Star des Spiels: Florian Neuhaus (Deutschland)
Ließ seinem starken ersten Länderspiel ein starkes zweites folgen. Riss das Spiel im Mittelfeld an sich, forderte und verteilte viele Bälle meist klug und fehlerfrei. Darüber hinaus verzeichnete der Gladbacher mit zehn Balleroberungen die meisten aufseiten der Deutschen. Ebenfalls nennenswert: Trapp, der zwar lange nichts zu tun hatte, dann aber in der 82. Minute aus kurzer Distanz einen Kopfball von Vydra mit einer exzellenten Flugparade vereitelte und so den Sieg festhielt.
Der Flop des Spiels: Borek Dockal (Tschechien)
Keine Handlungsschnelligkeit, kein Durchsetzungsvermögen, keine Ideen: Tschechiens Spielmacher stand sinnbildlich für die fehlende Offensivqualität des Gegners. Kein Spieler leistete sich am Mittwochabend in Leipzig so viele Ballverluste wie Dockal (22).
Der Schiedsrichter: Andris Treimanis (Lettland)
Wie in einem Freundschaftsspiel üblich blieben die heiklen Szenen aus. Der 35-jährige Unparteiische aus Lettland hatte daher keine Probleme mit der Leitung der Begegnung.