18. September 2013: Neapel - Dortmund 2:1
Der Vulkan bricht aus
Die neue Champions-League-Saison nach dem verlorenen Finale startete verheerend. 1:2 hieß es zum Auftakt im San Paolo gegen Napoli, Roman Weidenfeller holte sich eine Rote Karte, Abwehrchef Mats Hummels musste verletzt ausgewechselt werden. Für den größten - und hässlichsten - Aufreger des Abends sorgte jedoch Jürgen Klopp persönlich.
Wutentbrannt darüber, dass der Schiedsrichter den wegen einer Platzwunde behandelten Neven Subotic erst zu spät auf den Platz ließ und dann nicht abwartete, dass der Verteidiger rechtzeitig zur Ecke, die zum 0:1 führte, wieder bei seinem Gegenspieler war, stürmte Klopp in beängstigender Manier auf den vierten Offiziellen zu. Mit weit aufgerissenen Augen und gefletschten Zähnen bedrängte er in schockierender Weise den Referee und schrie ihn an - und musste nach einem wahren Vulkanausbruch nach einer halben Stunde des Feldes verwiesen auf die Tribüne.
Es war bei Weitem nicht der erste Ausraster des für seine Emotionen bekannten Klopps. Doch die Szene aus Süditalien schlug hohe Wellen. So hoch, dass nicht nur Klopp selbst, sondern auch Manager Michael Zorc am nächsten Tag via Pressekonferenz Stellung beziehen und sich entschuldigen musste. "Dieser letzte Moment mit dem vierten Schiedsrichter in Neapel, der geht überhaupt nicht", gelobte der Coach Besserung. "Den verzeihe ich mir auch nicht und das ist nichts, über das man hinwegsehen muss, überhaupt nicht." Klopp wurde für zwei internationale Spiele gesperrt.
15. April 2015: Rücktritts-PK
Das Erdbeben
Unter Bert van Marwijk krebste der BVB im Mittelmaß, unter Thomas Doll stürzte der Traditionsklub ab und geriet sogar kurzzeitig in Abstiegsgefahr. Erst mit Jürgen Klopp kam die Stabilität. Es kam die erste Meisterschaft seit neun Jahren, das erste Double der Klubgeschichte, ein Champions-League-Finale, ein rundum neuer BVB. Eine der kitschigsten Fußballgeschichten seit der jüngerer Geschichte war diese junge, sympathische und erfolgreiche Mannschaft. In Jürgen Klopps siebtem Jahr stand sie zur Winterpause auf dem letzten Tabellenplatz.
Am 15. April um 10.50 Uhr veröffentlichte die Bild einen Artikel auf ihrer Homepage: Jürgen Klopp tritt zurück. Um 13.33 Uhr startete in Dortmund eine Pressekonferenz. Hans-Joachim Watzke, weiß wie eine Wand und mit Tränen in den Augen, Michael Zorc und Klopp verkündeten das, was schon länger die Runde machte, was aber niemand wirklich erfassen konnte, was Fußballdeutschland wie ein Erdbeben durchschüttelte: Klopp wird seinen Vertrag auflösen. Nach der Saison ist Schluss.
Er habe nicht mehr das Gefühl, der "perfekte Trainer" zu sein. Der Verein sei ohne ihn besser dran als mit. "Wenn ich hiergeblieben wäre, hätten viele Dinge geändert werden müssen. Nun können viele Dinge so bleiben, wie sie sind", so Klopp, an den Watzke zum Abschluss einer denkwürdigen Pressekonferenz die Worte richtete: "Du kannst dir sicher sein, dass dir der ewige Dank aller Borussen zuteil wird."
23. Mai 2015: Dortmund - Werder 3:2
DANKE JÜRGEN
"DANKE JÜRGEN. Wir brauchen viele Jahre, um zu verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können."
Nach einer beeindruckenden Rückrunde kletterte der BVB von Rang 18 auf sieben, mit einem 3:2 gegen Werder Bremen sicherte Klopp Klub und Nachfolger sogar noch das internationale Geschäft. Doch freilich verkam der Sport bei einem Klub der großen Emotionen und Gesten an diesem Mai-Nachmittag gänzlich zur Nebensache.
Sogar der letzte Auftritt von Kapitän Sebastian Kehl nach 314 Bundesligaspielen und 13 Jahren BVB rückte in den Schatten dessen, wie mehr als 80.000 Fans, Dortmunder und Bremer, Abschied nahmen vom Pöhler. Klopp ließ sich mit Tränen in den Augen von der Südtribüne feiern, schritt gleich doppelt durch ein Spalier aus Spielern und verschwand im Bauch des Signal Iduna Parks. Per Video-Botschaft, live wolle er sowas nicht mehr machen, richtete er seine Abschiedsworte an die Anhänger. "Ich nehme einen ganzen Sack voller positiver Erinnerungen mit". Und: "Der Verein hat eine großartige Zukunft vor sich."
Die Fans hatten ihm zu Beginn eine Gänsehaut-Choreographie geschenkt. Ihm, dem sie sieben unvergessliche Jahre, sensationellen Fußball und Momente für die Ewigkeit zu verdanken haben.
Da war zu lesen: "DANKE JÜRGEN. Wir brauchen viele Jahre, um zu verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können."