Weitere Europapokal-Spiele unter Verdacht

SID
In der Champions-League-Quali sollen Spiele geschoben worden sein
© Getty

Im Wettskandal stehen weitere Champions-League-Quali-Spiele unter Verdacht. Dabei seien auch Partien betroffen, die bislang nicht von der Staatsanwaltschaft untersucht wurden.

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Die internationale Fußball-Wettmafia hat mit Hilfe von Profis und Schiedsrichtern offenbar weitere Spiele der Champions League und Europa League verschoben.

Wie die Europäische Fußball-Union (UEFA) nach einem dreistündigen Krisengipfel berichtete, stehen alleine im Jahr 2009 fünf weitere Teams, sechs Spiele aus der Qualifikation zur Europa League sowie eine Begegnung aus der Champions-League-Qualifikation unter Manipulationsverdacht.

Damit hat der Betrugsskandal im europäischen Fußball, bei dem insgesamt mindestens 200 Spiele manipuliert worden sein sollen, eine neue Dimension erreicht.

Welche Auswirkungen die neuen Fälle auf den laufenden Wettbewerb in der Champions und Europa League haben, war zunächst noch unklar. Ins Visier der UEFA-Ermittler geraten sind die Klubs KF Tirana, KS Vilaznia (beide Albanien), FC Dinaburg (Lettland), NK Ljubljana (Slowenien) sowie Honved Budapest (Ungarn).

Folgende Spiele sollen betroffen sein:

Champions-League-Qualifikation, 2. Runde vom 21. Juli 2009: Stabaek IF - KF Tirana

Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 16. Juli 2009: Bnei Yehuda Tel Aviv - FC Dinaburg

Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 23. Juli 2009: FC Dinaburg - Bnei Yehuda Tel Aviv

Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 23. Juli 2009: KS Vllaznia - Rapid Wien

Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 16. Juli 2009: Rapid Wien - KSV Vllaznia

Europa-League-Qualifikation, 3. Runde vom 6. August 2009: NK Ljubljana - FC Metalurg Donezk

Europa-League-Qualifikation, 3. Runde vom 30. Juli 2009: Fenerbahce Istanbul - Honved Budapest

Platini: "Große Gefahr und Bedrohung für den Fußball

"Das ist eine große Gefahr und Bedrohung für den Fußball", sagte UEFA-Präsident Michel Platini nach der Sitzung mit den neun vom Wettskandal betroffenen Nationen am Mittwoch im schweizerischen Nyon.

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach meinte: "Wir dürfen nicht in Hektik verfallen, sondern müssen den Behörden die nötige Zeit geben. Und wie bitter auch immer die Wahrheit sein mag: Sie muss komplett auf den Tisch, und die Sanktionen werden knallhart sein."

Laut UEFA-Angaben sind möglicherweise auch drei Schiedsrichter und ein UEFA-Mitarbeiter involviert. Die entsprechenden Namen wurden nicht bekannt gegeben. Allerdings hat die UEFA wie zuvor auch der DFB Akteneinsicht beantragt, um gegen die in den Wettskandal involvierten Personen schnellstmöglich sportgerichtlich Vorgehen zu können.

Unterdessen hat der ungarische Klub Honved Budapest seine Beteiligung am Wett- und Manipulationsskandal bestritten. Der Klub sei von dieser Affäre nicht betroffen, hieß es in einer Stellungnahme des Vereins. Es könne allerdings Spieler geben, die bereit seien, den Klub zu verraten, hieß es weiter.

18 Europa- und vier CL-Spiele unter Verdacht

Zusammen mit den Europapokal-Spielen, die von der Bochumer Staatsanwaltschaft am Freitag als verdächtig bezeichnet wurden, stehen somit insgesamt 18 Spiele aus der Europa League sowie vier Spiele aus der "Königsklasse" unter massiven Manipulationsverdacht. Betroffen sind hauptsächlich Vereine aus kleineren Verbänden.

Zumindest aus DFB-Sicht beruhigt zeigte sich im Anschluss an die Sitzung in der UEFA-Zentrale auch Niersbach. Denn deutsche Vereine sind von den jüngsten Enthüllungen nicht betroffen. Zudem machte Niersbach beim Krisengipfel der "W9" die Erfahrung, dass der DFB dank des "Alptraums Hoyzer" in den vergangenen Tagen seit Bekanntwerden des Skandals weitaus besser aufgestellt und präpariert gewesen sei als die übrigen acht betroffenen Verbände.

"Aus Sicht des DFB ist das ein absolut positiver Aspekt. Es hat sich eindeutig bewährt, dass wir ein unter anderem ein Wettverbot in den Statuten verankert haben. Die UEFA hat noch einmal deutlich gemacht, dass sie wie beim Thema Doping eine Null-Toleranz-Linie fährt, um den Missbrauch des Fußballs zu bekämpfen", sagte Niersbach.

UEFA beschließt Sieben-Punkte-Plan

Derweil beschloss die UEFA auf der Krisensitzung einen Sieben-Punkte-Plan, um den Manipulationen Zukunft Herr zu werden. Unter anderem forderte der Kontinentalverband alle Spieler auf, die etwas über Wettbetrug wissen, sich bei der UEFA zu melden.

Falls einige der bislang betroffenen Verbände Deutschland, Schweiz, Österreich, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn, Slowenien und der Türkei Probleme haben sollten, den Skandal sportgerichtlich aufzuarbeiten, will die UEFA den Verbänden helfend zur Seite springen.

UEFA-Mitarbeiter im Zwielicht des Wettskandals