Adriano - Vom goldenen Schuh zur goldenen Mülltonne
2004 wurde Adriano von keinem geringeren als Ronaldo als dessen Nachfolger auserkoren. "Er ist ein Kämpfer, und seine Lebensgeschichte, wie er sich immer wieder aufrappelt, ist fantastisch", erklärte der dreimalige Weltfußballer seine Wahl.
Die erschien damals auch logisch: Die Selecao hatte der "Imperator" gerade als bester Spieler zum Sieg der Copa America geführt. In Italien feierte er in dieser Zeit seinen Durchbruch zum nächsten dominanten Stürmer der Serie A, hatte sich endlich bei seinem Verein Inter etabliert.
Ein Jahr später schien es, als würde Ronaldo Recht behalten. Adriano schoss 28 Pflichtspieltore und wurde zum Welttorjäger des Jahres, zudem führte er Brasilien als bester Spieler zum Sieg beim Confed Cup. Es war aus heutiger Sicht allerdings die letzte Phase seiner Karriere, in der er den Großteil der Schlagzeilen auf und nicht neben dem Feld machen sollte.
Das Blatt wendet sich
Denn 2006 erfolgte ein Knick in der bis dahin so vielversprechenden Karriere des Adriano Leite Ribeiro. Der frühe Tod seines Vaters stürzte den damals 24-Jährigen in schwere Depressionen. Er suchte sein Heil im Alkohol, wodurch er binnen kurzer Zeit seine Stammplätze sowohl bei Inter als auch in der Selecao verlor. Schlagzeilen machte er in dieser Zeit durch Partys und Disziplinlosigkeiten.
"Nach dem Tod meines Vaters und der Trennung von meiner Freundin habe ich Zuflucht im Alkohol gesucht", gab Adriano später zu. Die Presse prügelte damals auf ihn ein: Zweimal in Folge wird ihm die zweifelhafte Ehre zuteil, mit der "goldenen Mülltonne" (Bidone d'oro) als schlechtester Spieler der Serie A ausgezeichnet zu werden.
2008 scheint Adriano seine persönlichen Probleme zwischenzeitlich überwunden zu haben. Als Leihgabe erzielt er in Brasilien für den FC Sao Paulo in 28 Spielen 17 Tore, bevor er im Sommer zu Inter zurückkehrt. Diese fällt allerdings nicht gerade triumphal aus, auch wenn Inter mit Jose Mourinho einen neuen Trainer hat, der schon bei Chelsea als Fan des Brasilianers galt.
Rückendeckung vom Heimatverein
Schon früh wird deutlich, dass er sich fernab von der Heimat abermals nicht auf den Fußball konzentrieren kann. Im April 2009 wird sein Vertrag einvernehmlich aufgelöst, nachdem er unter anderem einmal sturzbetrunken zum Training erschien. "Ich werde eine Auszeit nehmen, weil ich die Lust am Spielen verloren habe", erklärt Adriano damals.
Wieder kehrt er nach Brasilien zurück. Er unterschreibt nach der besagten Auszeit bei seinem Jugendklub Flamengo Rio de Janeiro, wo er trotz sichtbaren Übergewichts zu seiner Spielfreude zurückfindet. In 38 Pflichtspielen kommt er auf 23 Tore. Wohl auch, weil der Verein über seine Eskapaden hinwegsieht, die weiterhin stattfinden.
Die skurrilste davon: Adriano schwänzte mit Teamkollegen das Training, um sich zu betrinken. Seine Freundin bekam das mit und bewarf die Autos der Spieler mit Steinen, bis Adriano sie kurzerhand an einen Baum fesselte, an dem sie dann die Nacht verbrachte. "Adriano braucht Verständnis und Hilfe von allen, damit er seine Probleme überwindet", kommentierte der damalige Flamengo-Trainer Andrade.
Die nächste Mülltonne
Beim AS Rom hofft man im Jahr 2010, dass er ebendiese Probleme überstanden hat, und stattet ihn mit einem Dreijahresvertrag aus. Adriano erschien allerdings abermals mit etwa 20 kg Übergewicht. Nach nur acht Monaten wurde der Vertrag wieder aufgelöst, er schoss für die Roma kein einziges Tor und "gewann" als einziger Spieler überhaupt zum dritten Mal die goldene Mülltonne.
Erneut kehrte Adriano nach Brasilien zurück, sein neuer Klub Corinthians sicherte sich allerdings schon im Voraus vertraglich gegen etwaige Undiszipliniertheiten ab. Es kam, wie es kommen musste: Adriano fiel wieder negativ auf und der Klub machte 2012 von seinem Recht Gebrauch, den Vertrag zu annullieren. Noch im selben Jahr wiederholte sich diese Geschichte bei Flamengo. Seit November 2011 hat Adriano kein Spiel mehr bestritten.
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