Chuck Norris kann einpacken

SID
Arbeitslosigkeit? Politische Probleme? Kein Problem: Rudi Garcia, call me maybe
© getty
Cookie-Einstellungen

Primera Division

Von Frank Oschwald

Gefühle des Spieltags: Rayo Vallecano als Wundertüte der Liga zu bezeichnen, wäre eine hoffnungslose Untertreibung. Die Hauptstädter, die aufgrund von verschwurbelten Finanzgeschäften trotz sportlicher Qualifikation nicht international antreten dürfen, taumeln seit Wochen wie ein wild um sich fuchtelnder Boxer durch die Liga. Ab und an wird ein Gegner ausgeknockt, doch aus den letzten zehn Spielen gab's acht Pleiten und lediglich zwei 1:0-Siege. Man gewinnt oder verliert, das war schon letzte Saison schon so. Ein Remis gibt's aufgrund der offensiv ausgerichteten Spielweise eigentlich prinzipiell nicht und hat unter den Fans einen ähnlichen Stellenwert wie Fenchel-Brokkoli-Suppe.

Was bei den Rayo-Fans in Zeiten von Wappenküssern und romantischen Vereins-Liebeserklärungen vielmehr zählt, ist die Hingabe und Identifikation mit dem Verein. Das hört sich zwar nach großem Pathos an, scheint das Team von Paco Jemez aber verinnerlicht zu haben. Wie ein unterdurchschnittlicher C-Jugendspieler ließ sich Rayo-Verteidiger Anaitz Arbilla vor dem 0:3 gegen Real von Superstar Gareth Bale austanzen. Ein blöder und ärgerlicher Fehler, klar. Aber das sind schließlich Profis, die den Fauxpas beim Gedanken an ihr Sparbuch längst wieder vergessen haben und vom Sommerurlaub auf den Malediven träumen. Könnte man meinen. Arbilla hing der Fehler schwer nach. Als er unmittelbar nach dem Tor aufgrund einer taktischen Umstellung vom Feld musste, trottete der 26-Jährige zur Bank, legte sich eine Trainingsjacke über den Kopf und fing an, bitterlich zu weinen. So sieht Hingabe aus.

Lovestory des Spieltags: Unter der Woche hatte FIFA-Präsident Sepp Blatter im ewigen Duell zwischen Messi und Ronaldo klar Stellung bezogen. Messi sei der bessere Fußballer, Ronaldo habe viel zu viel Flausen außerhalb des Fußballs im Kopf und komme auf dem Spielfeld rüber wie ein Kommandant. Man kann von der Blatter-Aussage denken, was man will, das Timing der beiden Turteltauben hätte aber durchaus besser sein können.

Ronaldo auf der einen Seite traf nach der verbalen Ohrfeige in zwei Ligaspielen satte fünf Mal und strafte Blatter Lügen. Während er sich außerhalb des Platzes mit Retourkutschen gentlemanlike zurückhielt, sprudelte es nach den Toren auf dem Platz aus ihm heraus. Unter der Woche gegen Sevilla salutierte er vor seinen Mitspielern, gegen Rayo klopfte er sich mehrmals auf die Brust und deutete dann auf den Rasen, als wolle er sagen: "Ich antworte auf dem Platz". So weit so gut, könnte man aus Ronaldo-Sicht eigentlich denken. Doch ganz aus der Welt zu weisen sind die blatterschen Vorwürfe ebenfalls nicht. Denn unter der Woche stellte Ronaldo seine neue Unterwäsche-Kollektion vor und posierte für die Fotografen vor einem 17 Meter hohen halbnackten Abbild seiner selbst. Na ja, so lange er trifft...

Und sonst? Während man in Barcelona in den letzten Jahren den Notstand ausgerufen hatte, wenn Messi nicht fit war, lehnt sich der gemeine Katalane inzwischen lässig zurück. Sind aktuell ja oft die anderen, die die Buden machen. Der oft gescholtene Alexis Sanchez beispielsweise macht Riesenspiele am Fließband. Und außerdem gibt's mit Neymar ja noch den neuen Publikumsliebling, bei dessen Aktionen den Spaniern ein ums andere Mal die Nüsse aus den Händen fallen. Auch im Derby gegen Espanyol zauberte der Youtube-Star a.D. mal wieder. Vor dem 1:0 gelang ihm ein punktgenauer Pass durch die Beine von Raul Rodriguez UND Sidnei, den Alexis Sanchez nur noch einzuschieben brauchte. Doch während ganz Barcelona aufgrund des Doppeltunnels Kopf steht, erklärte Neymar, er schöpfe Kraft aus den Worten der brasilianischen Formel-1-Legende Ayrton Senna: "Wer immer du bist, egal welchen sozialen Rang du hast, ob arm oder reich, gebe immer alles, sei entschlossen und handle stets mit Liebe und Vertrauen in Gott. Irgendwann wirst du dein Ziel erreichen." Alles klar. Könnte auch bei Rayo spielen, der Neymar.

Seite 1: Serie A - Luca, Mario und Rudi

Seite 2: Premier League - Beggos Schande

Seite 3: Primera Division - Eine ganze Menge Gefühle