"Leute, ich sehe einen Scheissdreck"

SPOX
16. Dezember 201315:09
Am Wochenende konnte man in Italien nicht wirklich überall gute Sicht aufs Geschehen genießengetty
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In der Serie A kann man das Geschehen auf dem Platz kaum noch erkennen. Selbst der vierte Offizielle beschwert sich. In England macht eine wilde Zahnpasta-Wette die Runde und die Spanier haben nur noch Frauen im Kopf.

Serie A

Von Oliver Birkner

Nebel des Spieltags: Irgendwann in der zweiten Halbzeit zwischen Sassuolo und Chievo erreichte die TV-Zuschauer eine sonore Stimme aus dem Off. "Leute, ich sehe von hier aus einen Scheißdreck!" Quelle der Verärgerung war der vierte Offizielle, nun weiß man also, was der Referee-Trupp sich bisweilen so über die modernen Headsets zuraunt. Wie dem vierten Mann erging es bei dem berüchtigten, dichten Nebel der Via Emilia übrigens den meisten in Hälfte zwei - beispielsweise Chievo-Keeper Christian Puggioni, der den Führungstreffer erst bejubelte, als seine Kollegen sich feiernd dem Mittelkreis näherten. Auch der TV-Kommentator wirkte ziemlich ratlos und gestand: "Ich versuche mal zu beschreiben, was passiert. Doch das besitzt dieselbe Glaubwürdigkeit wie eine Lufterkennung über den Wolken ohne elektronische Erkennungsgeräte. Momentan sehe ich bloß die Chievo-Trikots gelb schimmern wie französische Autolichter aus den 70ern." Laut Spielberichtsbogen endete das Duell 0:1, und man muss hoffen, dass der Schiedsrichter ein wenig mehr erkannte als sein Gehilfe an der Seitenlinie.

Frauen des Spieltags: Einen Kracher versetzte Mario Balotelli direkt ins Gesicht seiner inflationären Kritiker. Zwei Treffer in Livorno, ein weiteres Geschoss an die Unterkante der Latte und vier Tore aus den letzten drei Partien. "Echte Männer beweisen sich in schweren Momenten", sagte der 23-Jährige und weiß schließlich, wovon er spricht. Zuvor hatte er 40 Tage und acht Pflichtspiele lang erfolglos gestürmt und nebenher mal wieder Saures von seiner Ex Raffaella Fico bekommen. Das Showsternchen, das 2008 für eine Million Euro die Auflösung ihrer Jungfräulichkeit offerierte, bezichtigte Balotelli erneut als schamlosen Lügner, da er sich weiter einem DNA-Test verweigert. Die mittlerweile einjährige Tochter soll dem kurzen Flirt zwischen beiden entsprungen sein. "Ich will nicht absahnen, sondern nur die rechtmäßige Anerkennung", sagte Signora Fico. Ganz so spendabel wird Balotelli wohl ohnehin nicht sein, denn kürzlich wetterte eine weitere Verflossene: "Ich musste überall zahlen, selbst bei McDonald's." Sowas aber auch. Es gibt jedoch auch erfreuliche amouröse Nachrichten aus Mailand. Mauro Icardi, der gerade Landsmann Maxi Lopez Frau Wanda Nara ausgespannt hat, meldete sich bei Brötchengeber Inter für den Arbeitstag gegen Parma verletzt. Kurz vor Anstoß interessierte ihn der Kick eher mittelmäßig, so dass er ausführlich twittern konnte: "Ihr Mund ist so sinnlich, ihre Zunge ist meine Schwäche." Tja, wer will dabei schon an Inter gegen Parma denken?

Und sonst? Ein Hollywood-Rührstück hätte es nicht besser erzählen können: Sechs Monate war der 22-jährige Mattia Destro nach einer Knieoperation außer Gefecht und erachtete die Chancen auf die WM-Teilnahme gen null. Denn bereits Ende Januar hatte der Roma-Stürmer und Nationalspieler wegen einer Verletzung länger pausieren müssen. Die Genesung zögerte sich mysteriöserweise immer wieder hinaus, bis Destro gegen Florenz in Minute 57 seit Juni zum ersten Mal wieder das Feld betrat und in der 67. zum 2:1-Sieg traf. Einfach schön, wenn man nicht gerade die Fiorentina im Herzen trug.

Dass Arturo Vidal zu den gegenwärtig besten Kickern des Planeten zählt, ist bekannt. Beim 2:0 der Juventus in Bologna unterstrich der Ex-Leverkusener einmal mehr seine Bedeutung: Mit dem 33. Tor im 101. Einsatz für die Turiner erzielte Vidal zum 15. Mal das 1:0.

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Premier League

Von Raphael Honigstein

Wette der Woche: Ganz ehrlich, wer konnte schon damit rechnen? Seit gut eineinhalb Jahren eiert Nicklas Bendtner bei diversen Klubs durch die europäischen Ligen und trifft dabei eigentlich kein Scheunentor mehr. Als eifriger Zocker hängt man sich demnach nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man wettet, dass der Däne erneut keine Bude macht. Ähnliches dachte sich wohl auch Twitter-User Mitch. Der tönte unter der Woche vor dem Spiel gegen Hull City: "Wenn Bendtner heute Nacht trifft, beschmiere ich die Augenbrauen meiner Mum mit Zahnpasta."

Unglücklicherweise feierte der Däne genau in diesem Spiel seine Startelf-Premiere in dieser Saison und - oh Fortuna, wie sollte es anders sein - machte beim 2:0 seinen ersten Treffer in der Liga für Arsenal seit Dezember 2010. Dass Mitch in Sachen Anstand eher ein sozialer Nichtschwimmer ist, liegt deutlich auf der Hand. Sein Wort hat der Gute allerdings gehalten. Wettschulden sind schließlich Ehrenschulden. Und mal ehrlich, wer konnte schon damit rechnen?

Job des Spieltags: So toll und fancy das Leben eines Fußballprofis während der aktiven Karriere auch ist, so abrupt endet der ganze Spaß im Anschluss wieder. Wenn man nicht gerade einen ordentlichen Trainer- bzw. Managerjob findet, landen doch überraschend viele entweder hinter dem Tresen des eigenen Pubs oder an der Theke des eigenen Sportgeschäfts. Gut, wenn man sich wie Stuart Tomlinson schon frühzeitig nach einer Alternative umgeschaut hat.

Der Ex-Keeper von Burton Albion, der immer wieder gerne als "fridge-freezer made of meat" beschrieben wird, musste im Sommer aufgrund einer langwierigen Knieverletzung seine Karriere beenden. Jetzt trat die amerikanische Wrestling-Federation WWE mit einem Vertragsangebot an den fleischgewordenen Gefrierschrank heran. Der 28-Jährige unterzeichnete umgehend und erklärte: "Ich freue mich auf die neue Aufgabe in der WWE. Mein Arbeitsplatz bleibt ähnlich: Aus zwei Pfosten und einem Netz werden vier Pfosten und ein Seil."

Anything else? Langsam, aber sicher steht die Weihnachtszeit vor der Türe. Das bedeutet auf der einen Seite, dass die Fans sich Gedanken über etwaige Geschenke für ihre Lieben machen müssen. Für die Klubs jedoch steht die Zeit an, in der das Marketing versucht, jede noch so hanebüchene Idee in ein goldenes Kalb zu verwandeln. SPOX

Beispiele gefällig? Auf der Homepage des FC Liverpool ist es aktuell möglich, sich eine wahnsinnig tolle Pappmaske von Coach Brendan Rodgers zu kaufen. Für schlappe drei Pounds liegt das Ding bei einem auf der Couch, inklusive Versand nach Deutschland ist man also schon für knapp 13 Euro dabei. Wenn einem das in Sachen Fan-Liebe noch nicht genug ist, liefert Newcastle-Fan Andrew Canavan eine weitere innovative Idee. Dieser ließ sich das Wappen des Klubs auf das Glasauge tätowieren. Kostenpunkt: 150 Pounds. Kann man machen, muss man aber nicht.

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Primera Division

Von Frank Oschwald

Erkenntnis der Copa: Während in den anderen europäischen Topligen der normale Ligabetrieb weiter in vollem Gange ist, nimmt sich die spanische Eliteklasse in der besinnlichen Vorweihnachtszeit eine Verschnaufpause, schaltet drei, vier Gänge zurück und schickt die Teams im Pokal ins Rennen. Dort sind die Fronten in der vierten Runde sowieso meistens noch geklärt, die Fans der kleinen Klubs bekommen vermeintlichen Spitzenfußball ab und die Großen holen sich Selbstbewusstsein für die anstehenden europäischen Aufgaben. So der Plan. Doch der Stellenwert der Copa auf Seiten von Fans und Klubs könnte höher sein. So waren beim Duell Recreativo Huelva gegen Levante, zwischen 2006 und 2008 immerhin eine stolze Partie der Primera Division, gerade einmal 700 Zuschauer im Stadion. Die Sportzeitung "AS" titelte: "Ein Spiel, das niemanden interessiert." Das Problem scheint, dass der Pokal die meisten Spanier erst so richtig ab dem Final-Rückspiel oder einem etwaigen Duell zwischen Barca und Real juckt. Doch dafür hatten die Fans am Wochenende Zeit, sich mit anderen Dingen des Lebens zu beschäftigen. So war am Wochenende eine Diashow mit den schönsten Bildern der brasilianischen Auslosungs-Fee Fernanda Lima der am häufigsten besuchte Artikel auf der etablierten Sportseite "Mundo Deportivo". Muss auch mal sein.

Mimimimi der Copa: Allerspätestens seit dem kahn-lehmannschen Handshake bei der WM 2006 weiß man in Deutschland, dass sich ein wahrer Champ erst bei einer Niederlage zeigt. Doch genau mit dem Verlieren hat man es bei Real üblicherweise nicht wirklich. Noch in den letzten Jahren zauberte Ex-Coach Jose Mourinho nach jeder Pleite eine noch hanebüchenere Ausrede hervor, dieses Mal war Nachfolger Carlo Ancelotti an der Reihe. Nach dem unköniglichen 0:0 gegen den Drittligisten Olympic de Xativa jammerte der Italiener: "Wir sind nicht gewohnt, auf Kunstrasen zu spielen. Wir haben hier zwar dominiert, aber es war unglaublich schwer, auf diesem Untergrund Fuß zu fassen." Mimimimi. Wo ist denn bitte die aufgeblasene Real-Brust geblieben? Mit einem königlichen Ego in Normalform sollte man so einen Drittligisten doch zumindest verbal auch auf einem Rübenacker wegfiedeln. Doch auch Verteidiger Nacho präsentierte sich nach der Partie ehrfurchtsvoll: "In einem solchen Match gibt es keinen Favoriten." Toni Aparicio, Coach des Underdogs, sieht das etwas anders und ist in Gedanken schon bei der Erzählstunde mit den Enkeln: "Das Gute ist, dass wir jetzt bis an unser Lebensende sagen können, dass wir gegen Real unentschieden gespielt haben. Aber Madrid ist eine Mannschaft von einem anderen Stern. Das sind wir nicht." Das ist vermutlich richtig. Dennoch hat sein Team seit nunmehr acht Spielen kein einziges Gegentor mehr kassiert. Wenn die Serie noch länger Bestand hat... SPOX

Spiel der Copa: Pokal ist langweilig? Pah! Als alle Fans bereits seelisch und moralisch mit der Copa abgeschlossen hatten, krachte es in der finalen Partie zwischen Malaga und Osasuna noch mal ordentlich. Nur doof, dass ausgerechnet unser blonde Engel der Leidtragende war. Schließlich bekommt der Gute im andalusischen Umfeld sowieso Druck von sämtlichen Seiten. Da es auch in der Liga nicht läuft, wäre ein Sieg im Pokal wie 2 Kilo pures Balsam auf der schusterschen Seele gewesen. Die Vorzeichen standen nach einer 3:0-Führung auch nicht grundsätzlich schlecht. Doch Osasuna schlug mit drei Toren innerhalb von gut 20 Minuten zurück und egalisierte die Partie. Mit dem Schlusspfiff gab's ein fürchterliches Pfeifkonzert für das Schuster-Team. Aber hey, liebe Malaga-Fans, es gibt wichtigeres. Ist doch nur Copa. Ab nach Hause, PC anschalten und Diashows anschauen.

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