Primera Division
Von Frank Oschwald
Erkenntnis der Copa: Während in den anderen europäischen Topligen der normale Ligabetrieb weiter in vollem Gange ist, nimmt sich die spanische Eliteklasse in der besinnlichen Vorweihnachtszeit eine Verschnaufpause, schaltet drei, vier Gänge zurück und schickt die Teams im Pokal ins Rennen. Dort sind die Fronten in der vierten Runde sowieso meistens noch geklärt, die Fans der kleinen Klubs bekommen vermeintlichen Spitzenfußball ab und die Großen holen sich Selbstbewusstsein für die anstehenden europäischen Aufgaben. So der Plan. Doch der Stellenwert der Copa auf Seiten von Fans und Klubs könnte höher sein. So waren beim Duell Recreativo Huelva gegen Levante, zwischen 2006 und 2008 immerhin eine stolze Partie der Primera Division, gerade einmal 700 Zuschauer im Stadion. Die Sportzeitung "AS" titelte: "Ein Spiel, das niemanden interessiert." Das Problem scheint, dass der Pokal die meisten Spanier erst so richtig ab dem Final-Rückspiel oder einem etwaigen Duell zwischen Barca und Real juckt. Doch dafür hatten die Fans am Wochenende Zeit, sich mit anderen Dingen des Lebens zu beschäftigen. So war am Wochenende eine Diashow mit den schönsten Bildern der brasilianischen Auslosungs-Fee Fernanda Lima der am häufigsten besuchte Artikel auf der etablierten Sportseite "Mundo Deportivo". Muss auch mal sein.
Mimimimi der Copa: Allerspätestens seit dem kahn-lehmannschen Handshake bei der WM 2006 weiß man in Deutschland, dass sich ein wahrer Champ erst bei einer Niederlage zeigt. Doch genau mit dem Verlieren hat man es bei Real üblicherweise nicht wirklich. Noch in den letzten Jahren zauberte Ex-Coach Jose Mourinho nach jeder Pleite eine noch hanebüchenere Ausrede hervor, dieses Mal war Nachfolger Carlo Ancelotti an der Reihe. Nach dem unköniglichen 0:0 gegen den Drittligisten Olympic de Xativa jammerte der Italiener: "Wir sind nicht gewohnt, auf Kunstrasen zu spielen. Wir haben hier zwar dominiert, aber es war unglaublich schwer, auf diesem Untergrund Fuß zu fassen." Mimimimi. Wo ist denn bitte die aufgeblasene Real-Brust geblieben? Mit einem königlichen Ego in Normalform sollte man so einen Drittligisten doch zumindest verbal auch auf einem Rübenacker wegfiedeln. Doch auch Verteidiger Nacho präsentierte sich nach der Partie ehrfurchtsvoll: "In einem solchen Match gibt es keinen Favoriten." Toni Aparicio, Coach des Underdogs, sieht das etwas anders und ist in Gedanken schon bei der Erzählstunde mit den Enkeln: "Das Gute ist, dass wir jetzt bis an unser Lebensende sagen können, dass wir gegen Real unentschieden gespielt haben. Aber Madrid ist eine Mannschaft von einem anderen Stern. Das sind wir nicht." Das ist vermutlich richtig. Dennoch hat sein Team seit nunmehr acht Spielen kein einziges Gegentor mehr kassiert. Wenn die Serie noch länger Bestand hat...
Spiel der Copa: Pokal ist langweilig? Pah! Als alle Fans bereits seelisch und moralisch mit der Copa abgeschlossen hatten, krachte es in der finalen Partie zwischen Malaga und Osasuna noch mal ordentlich. Nur doof, dass ausgerechnet unser blonde Engel der Leidtragende war. Schließlich bekommt der Gute im andalusischen Umfeld sowieso Druck von sämtlichen Seiten. Da es auch in der Liga nicht läuft, wäre ein Sieg im Pokal wie 2 Kilo pures Balsam auf der schusterschen Seele gewesen. Die Vorzeichen standen nach einer 3:0-Führung auch nicht grundsätzlich schlecht. Doch Osasuna schlug mit drei Toren innerhalb von gut 20 Minuten zurück und egalisierte die Partie. Mit dem Schlusspfiff gab's ein fürchterliches Pfeifkonzert für das Schuster-Team. Aber hey, liebe Malaga-Fans, es gibt wichtigeres. Ist doch nur Copa. Ab nach Hause, PC anschalten und Diashows anschauen.
Serie A: Kein Durchblick im Nebel
Premier League: Zahnpasta-Wettschulden und WWE-Keeper
Primera Division: Schöne Fotos statt langweiligem Fußball