Serie A
Von Oliver Birkner
Spiel des Spieltags Bei den Partien des FC Turin kann man demnächst getrost erst in der 85. Minute einschalten. Vergangene Woche siegte Toro nach spätem Rückstand mit zwei Treffern in der Nachspielzeit, am Samstag bei Lazio ging man in der 89. 3:2 in Führung, und kassierte den Ausgleich in der 94.
Noch spannender gestaltete sich die Privatfehde zwischen Stefano Mauri und Riccardo Meggiorini. Der Laziale würdigte seinen Kollegen vor Spielbeginn keines Blickes und verweigerte die Begrüßungshand. Vor Tagen hatte Samuele Dalla Bona angestoßen: "In Italien bekommt jeder Betrüger vom Sportgericht einen Straferlass." Meggiorini setzte über "Facebook" hinzu: "Da gebe ich Samuele recht. Mauri war im Wettskandal vor einiger Zeit noch verhaftet worden, jetzt steht er wieder auf dem Platz. Eine Schande!"
Als Reaktion wählte Mauri die kalte Schulter, ein Tor und den Satz: "Alle Anschuldigungen wurden fallen gelassen, trotzdem gelte ich als Verbrecher." Zumindest darf er als Profi gelten, für den der Chefankläger viereinhalb Jahre Sperre forderte, von denen Mauri letztlich nur sechs Monate absaß.
Mann des Spieltags In Bergamo startete Stürmer Marko Livaja am Samstag die Lehrbuch-Studie "Wie gewinne ich tiefe Sympathien bei den Fans meines Klubs und überhaupt im ganzen Land". Der 20-jährige Kroate in Diensten von Bergamo wurde bei der Auswechslung ausgepfiffen und knallte daraufhin übelst fluchend die Fäuste gegen die Plexiglas-Scheibe vor der Tribüne.
Daheim angekommen, ging die Party erst richtig los. "Hoffentlich spielst du nie wieder für Atalanta. Du kannst ruhig zurück nach Kroatien", verewigte sich ein Tifoso in Livajas "Facebook"-Poesiealbum. Die Reaktion folgte prompt mit der gastfreundlichen Einladung: "Wenn ihr Eier habt, könnt ihr gerne alle mit nach Kroatien kommen, ihr italienischen Bastarde!" Der nächste Anhänger postete: "Das Trikot unseres Klubs ist zu respektieren. Ich hoffe du wirst es nie wieder tragen und brichst uns nicht mehr die Eier."
Offensichtlich lag er mit Livaja auf einer Wellenlänge. Replik: "Das hoffe ich auch, denn ihr seid alle nur Stücke Scheiße!" Die kommende Bustour von Livaja und den italienischen Atalanta-Bastarden ans kroatische Meer könnte eventuell etwas für "RTL2" sein.
Und sonst? Trotz einer mittelmäßigen Saison darf sich der AC Mailand nach dem fünften Sieg in Serie ernsthafte Hoffnungen auf einem Platz in der Europa League machen. "Legt man die möglichen Gelder auf eine Waage, rechnet sich dieser Wettbewerb überhaupt nicht. Wir müssen nur ernsthaft um die Qualifikation kämpfen, weil wir es den Sponsoren und Fans schulden", sagte Geschäftsführer Adriano Galliani in überschäumender Ekstase.
Bereits vor zwei Jahren hatte er zum Besten gegeben: "Für einen ambitionierten Verein kommt die Europa League in etwa dem Abstieg in die zweite Liga gleich." Galliani und die Europa League, da haben sich Freunde fürs Leben gefunden. Zusammen mit Palermo-Patron Maurizio Zamparini könnte er einen Fanklub gründen. Der grummelte einst: "Der Uefa-Pokal ist ungefähr so prickelnd, als wenn du im Lotto eine Banane gewinnst."