Der AFC Bournemouth gibt im Movember Vollgas und bastelt sogar ins Wappen ein kleines Bärtchen. Während in Italien das Spieltempo der Mailänder Klubs auf Nullniveau sinkt, twittern jetzt sogar die Spielerfrauen. In Spanien hat Ronaldo mit Kindern zu kämpfen.
Serie A
Von Oliver Birkner
Herbst des Spieltags: Es war einmal ein Ort, der sich moralische Hauptstadt Italiens nannte. Diesen Status verlor Mailand bereits in den 90ern, wahrte sich immerhin aber zwei Klubs, die im Calcio mitregierten. Dass die Party vorerst vorbei ist, demonstrierte das Wochenende sinnbildlich. Die Truppe von Inter verlor 0:2 beim Tabellenletzten Parma und bot ein betäubendes Tempo, das selbst beim Tipp-Kick schwer zu unterbieten wäre. Die Interisti wollen Coach Walter Mazzarri nicht mal mehr auf einer Postkarte sehen, überhaupt bleibt die taktische Vorgabe des Trainers ein Rätsel. "Ich weiß, was zu ändern ist, aber das verrate ich nicht im TV", sagte Mazzarri - seinen Spielern will er es offenbar auch nicht verraten. Im Netz flüchteten Inters VIP-Fans in Ironie: "Im Vergleich zur Leistung der Nerazzurri ist der Stummfilm 'Panzerkreuzer Potemkin' ein atemberaubender Thriller", schrieb ein Moderator, während einer seiner Kollegen vorschlug: "Lasst uns die Spieler aus dem Gründungsjahr 1908 wiederbeleben."
Milan spielte beim 0:2 gegen Palermo kaum attraktiver. Cristian Zapata gelang ein herrlicher Kopfballtreffer, leider in die falsche Richtung. Bereits das dritte AC-Eigentor der Saison. Parallel sucht man immer noch Fernando Torres, der zumindest auf dem Papier eigentlich Milans Leiharbeiter sein soll. Man weiß nicht genau, wo sich der Spanier gegenwärtig rumtreibt, in der Spielstatistik erschien zumindest ein Stürmer mit gleichem Namen, dessen Bilanz 27 Ballverluste notierte. Verfehlte Zukunftsplanung, aktuell nicht mehr als ordentliche Kader und insbesondere ein zugedrehter Geldhahn: Milano wird noch einige Zeit zur Erholung benötigen. Sei's drum. Wie sagte noch Mazzarri am Sonntag: "Mittlerweile habe ich so viele Haare auf dem Bauch und anderswo, dass mich das Rumquatschen der anderen wenig interessiert."
Ferrero des Spieltags: Für den Präsidenten von Sampdoria müsste man langsam eine eigene Kategorie einführen. Massimo Ferrero unterbreitete TV-Moderatorinnen bei Live-Schalten bereits unmoralische Angebote und nannte, wie berichtet, den indonesischen Inter-Chef Erick Thohir "kleinen Philippiner". Dafür erhielt er von einer Satire-Show den wöchentlichen "Goldenen Tapir". Bei der Überreichung verteidigte sich Ferrero: "Woher sollte ich denn wissen, dass er aus Djakarta kommt? Er sieht eigentlich wie ein Philippiner aus. Das mit Indonesien habe ich erst im Fernsehen erfahren."
Der allseits bekannte Tapir-Überbringer, Valerio Staffelli, schien ihm auch nicht unbedingt vertraut, denn der Presidente gab ihm am Ende mit auf den Weg: "Hömma, Stampelli, du solltest mit deinem Gehirn endlich Frieden schließen." Nach dem 3:1 über die Fiorentina machte Ferrero am Sonntag erneut Schlagzeilen. Während der Partie begleitete er jede aufreibende Szene per Fauch- und Tanzeinlagen, die die Tifosi der Kurve blass aussehen ließen. Dem Spielschluss ließ der Samp-Besitzer auf dem Rasen ein Ballett in feinsten Tanzschuhen folgen und präsentierte dabei ein T-Shirt mit dem Aufdruck eines Fotos von sich selbst. Großes Kino. Im Namen der Unterhaltung bleibt zu hoffen, dass Ferrero den Friedensschluss mit seinem Gehirn noch einige Zeit hinauszögert.
Und sonst? Italiens neue Mode heißt twitternde Spielerfrauen. "Wie kann der Trainer etwas über meinen Mann sagen, wenn er ihn nur 3,8 Minuten im Schnitt einsetzt?" ereiferte sich die Gefährtin von Milan-Stürmer Giampaolo Pazzini. Die Frau von Luca Antonini (CFC Genoa) jubelte nach seinem Sieg-Tor gegen Juventus: "Siiiii! Das ist die Rache. In your face, Allegri!" Der Juve-Coach hatte Antonini einst bei Milan kaum spielen lassen. Eine andere taktische Domäne analysierte hingegen die Partnerin von Romas Radja Nainggolan: "Unterlasst es endlich, verheirateten Fußballern hinterherzulaufen, ihr Hündinnen!" Da behaupte noch jemand, Spielerfrauen hätten keine Ahnung vom Fußball.
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Premier League
Von Frank Oschwald
Schnauzer des Spieltags: Ja, da sich am Freitagnacht der Oktober für ein Jahr wieder in den Ruhestand verabschiedete, ist es wieder so weit: der Movember is back! Die Zeit, in der sich zahlreiche Milchbubis Hoffnung machen, mit Hilfe ein paar Härchen zwischen Nase und Mund, die Männlichkeit von Burt Reynolds zu erlangen. Der karitative Gedanke in allen Ehren, doch es würde vielleicht auch andere Möglichkeiten geben....wie auch immer, Geschmäcker sind eben verschieden.
Viel wichtiger ist hier, dass der AFC Bournemouth aus der zweiten Liga ebenfalls fleißig am Movember teilnimmt und somit auf zahlreiche Männerkrankheiten aufmerksam machen will. Doch ein paar alberne Bärte in Spielergesichtern sind den Cherries zu wenig, sie gehen in die Vollen und legen Hand an eine der heiligsten Institutionen des Vereins. Denn für den November änderte Bournemouth das Klub-Wappen. Das Männchen, das im Logo den Ball köpft, bekommt somit für einen Monat einen astreinen und angezwirbelten Schnauzer. Das alte Wappen verschwindet kurzzeitig von der Bildfläche und wird durch die Movember-Edition ersetzt. Am Samstag trat das Team erstmals mit neuem Logo auf und gewann 3:2. Auch die Fans wurden bei der Aktion übrigens mit ins Boot genommen. Vor dem Stadion wurden Wappen-Aufkleber verteilt, die man sich - zumindest für einen Monat - auf die Brust kleben kann.
Erdbeere des Spieltags: Für die Fußball-Profis ist das ja immer fies mit diesen ganzen Sprachen. Ständig wechselt man den Klub und soll dann auf einmal in einem fremden Land perfekte Interviews fernab der Muttersprache geben. Während noch vor Jahrzehnten einige Spieler so ihre Probleme hatten (siehe Beckenbauer, F.; Matthäus, L. et al.), kämpfen sich heutzutage die meisten doch zumindest mit Englisch durch. Auch der Belgier Eden Hazard stellt sich bereits in mehr oder weniger fehlerfreiem Englisch den Kameras. Doch hin und wieder klemmt's dann doch wieder.
In einem TV-Interview sprach der kleine Dribbler über sein Bankdrücker-Dasein beim League-Cup-Auftritt der Blues bei Viertligist Shrewsbury. Hazard, geografisch fit, holte aus und meinte, er sei ja auf der Bank gesessen unter der Woche. Als er den Gegner ans Ende des Satzes schieben wollte, merkte man, dass er den Namen nicht mehr zu 100 Prozent auf dem Schirm hatte. Er pausierte kurz, schaute den Journalisten an und sagte statt Shrewsbury dann letztlich Strawberry. Klingt ähnlich, schmeckt dann aber doch deutlich besser als Shrewsbury. Die Erdbeermannschaft, ist doch mal 'ne schöne Alternative zur Gurkentruppe.
Anything else? Quizfrage: Was macht ein Fußball-Profi in seiner Freizeit? Richtig! Er filmt seinen eigenen Werbespot-Auftritt in einem H&M und wird dann aus dem Laden geschmissen. Hört sich jetzt zunächst leicht skurril an, doch exakt diese Geschichte ist West Hams Andy Carroll passiert. Dieser flog unter der Woche aus eben diesem Geschäft in Rom. Dabei wollte der stolze Engländer lediglich einen Werbespot abfilmen, in dem er zu sehen ist. Doch fünf Sekunden nach Start des Videos kam links ein Mitarbeiter in die Szenerie geschossen und unterbrach die Videopiraterie mit einem italienischen "No foto". Da Carroll nicht aufhörte, wurde er hochkant aus dem Laden geschmissen. Das Video stellte er dankenswerterweise dennoch auf seinem Instagram-Account zur Verfügung.
Auch die Rutherford Raiders haben Stress an der Backe. Das Amateurteam fand trotz intensiver Suche keinen Sponsor für die neue Runde. Aus Spaß druckten sich die Spieler deshalb das Logo einer Pornoseite auf die blanke Brust. Die Rotlicht-Firma bekam Wind davon und sponsorte das Team tatsächlich, um etwas Publicity zu bekommen. Ein Sturm der Entrüstung brach los. Wie könne man so etwas nur machen? Ein Spieler des Vereins äußerte sich schließlich und schlichtete: "Ich kann nicht verstehen, warum das so schlimm ist? Es ist eben schwierig, einen Sponsor zu bekommen." Schlagkräftiges Argrument.
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Primera Division
Von Frank Oschwald
Schildchen des Spieltags: Als Fan von Atletico hat man meistens kein einfaches Leben. In der Regel steht man im kilometerlangen Schatten von Real und Barca. Im Ansehen. In der Tabelle. Und überhaupt. Klar, dass es für die Colchoneros da eine besondere Genugtuung im letzten Sommer war, als man den Meisterpott gen Himmel reckte. Und auch in der neuen Saison sollten bei sämtlichen Ehrungen weiter die Trophäen ins Vicente Calderon wandern. Denkste! Bei der alljährlichen Gala der Liga, bei der die besten Akteure der letzten Saison ausgezeichnet werden, ging das Team vom Rio Manzanares nahezu komplett leer aus.
Bester Spieler, bester Keeper, bester Verteidiger, bester Angreifer...in allen 12 Spieler-Kategorien gab's nichts zu holen für Atletico. Lediglich Diego Simeone wurde als bester Trainer der Saison ausgezeichnet. Dennoch für die Fans der Rojiblancos auch wegen des etwas gewöhnungsbedürftigen Abstimmungsverfahren eine Auszeichnung so nachvollziehbar wie molekulare Quantendynamik. Also bastelten die Fans zum Heimspiel gegen Cordoba ein kleines Hinweisschildchen für die Ligaverantwortlichen. "LFP, es grüßt der Meister", war darauf zu lesen.
Kids des Spieltags: Großer Star der oben angesprochenen Gala war, wie soll es anders sein, ein gewisser Portugiese. Dieser durfte am Mikro gleich dreimal Mama, Papa und Freundin grüßen. Kein Wunder, dass am Wochenende beim Spiel gegen Granada nach dem Spiel ein kleiner CR7-Fan auf das Spielfeld rannte, um diesen wie ein Irrer zu umarmen. Selbst als die Security hinzu kam, dachte der kleine Knirps gar nicht daran loszulassen. Erst mit etwas roher Gewalt schweißten die Männer in Gelb den Fan von Ronaldo weg. Alles verständlich. Ist ja auch ein geiler Typ (siehe Diashow).
Luka Modrics Sohnemann sieht das etwas anders. Bei der Gala traf der 4-Jährige an der Seite seines Papas den großen Star. Statt die Klammertaktik des Jungen aus Granada zu wählen, tippte Modric Jr. viel lieber auf dem Smartphone herum und würdigte dem Portugiesen keines Blickes. Selbst als dieser den Kleinen wie eine Oma in die Backe zwickte, war der Sohnemann von Modric weiter in der Smartphone-Welt. Modric, ganz der besorgte Vater, versuchte zu schlichten. "Er ist ein wenig schüchtern", so der Kroate. Oder er hatte halt auch einfach keinen Bock auf Smalltalk.
marcaAlgo mas? Was wurde Toni Kroos in Deutschland nicht immer von gewissen Kritikern verspottet. Durch ihn würde das Spiel langsam werden, ein ewiger Ball-hin-und-her-Schieber sei er und bei den spektakulären Königlichen aus Madrid reiße er mit seinem langweiligen Spiel schon gleich gar nichts. Jetzt, einige Monate später, sieht die Welt im Hause Kroos schon ganz anders aus. Von den Medien wird er an der Seite von Modric als neuer Xabi Alonso gefeiert. Vor allem an den Pässen des Deutschen haben die Spanier einen Narren gefressen. So viele tolle, einfache und gezielte Pässe schlage er, meinen die Medien. Grund genug, dem deutschen Passroboter eine eigene Statistikseite zu widmen. Von seinen 1032 Pässen seien nur 63 nicht an den Mann gekommen. Doch damit nicht genug der kroosschen Verehrung. Eine Grafik zeigt dem User die Richtung und die Länge jedes einzelnen Kroos-Passes in dieser Saison. Inwiefern das einen Mehrwert bringt, weiß man nicht ganz. Aber darum geht es ja um Himmels willen auch gar nicht.
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