"Stolz, nicht daran zerbrochen zu sein"

Von Interview: Andreas Inama
Marc Janko hat den Sprung von Australien nach Europa zurück geschafft
© getty

Marc Janko ist nach einem Intermezzo in Australien überraschend zum FC Basel gewechselt und darf diese Saison auf eine Champions-League-Teilnahme hoffen. Im Interview mit SPOX spricht der österreichische Nationalspieler über seine fußballerische Reha in Australien, sein schwieriges Verhältnis mit Huub Stevens und den blanken Horror in der Türkei.

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SPOX: Herr Janko, nach diversen Auslandstationen in Europa wechselten Sie im letzten Jahr nach Australien. Für viele bedeutet dies das Ende der großen Karriere. Nun aber wechseln Sie noch einmal zum FC Basel und spielen womöglich Champions League. Mit Verlaub, nach Ihrer Zeit in Australien, könnten in Basel die Fußstapfen von Marco Streller nicht einen Tick zu groß sein?

Marc Janko: Ich kriege diese Frage ständig gestellt. Marco Streller hat für seinen Verein und für sein Land sehr viel getan. Er hat nicht nur sportlich riesige Fußstapfen hinterlassen, er war auch als Mensch für den Verein, für die Fans und für die Region sehr wichtig. Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich bringe eine gewisse Qualität mit, die ebenfalls wertvoll für den Klub sein kann. Am Ende des Jahres kann man dann ein Resümee ziehen. Dann sehen wir, ob noch über Marco Streller geredet wird. (lacht)

SPOX: Hätten Sie nach ihrem Wechsel nach Australien gedacht, dass Sie nochmal in einem Klub vom Kaliber des FC Basel spielen würden?

Janko: Ich muss ehrlich sagen: nein. Ich war überrascht, als das Angebot vom FC Basel kam. Zugetraut habe ich mir das noch immer, aber ich war auch realistisch. Nach den schwierigen Jahren in der Türkei stand ich sportlich mit dem Rücken zur Wand. Ich war ablösefrei, doch aus Europa gab es wenige Angebote - da half auch mein Status als Nationalspieler wenig. Dann habe ich die Entscheidung getroffen, nach Australien zu gehen. Ich wollte wieder spielen, auf mich aufmerksam machen. Dass ich darauf bei einer Top-Adresse wie dem FC Basel gelandet bin, macht mich natürlich stolz und bestätigt mich in meiner Entscheidung, den berühmten Schritt zurück gemacht zu haben, um dann wieder einen nach vorne zu gehen.

SPOX: In Australien lässt es sich bekanntlich aushalten. Wie ist es nach einem Jahr Down Under, wieder nach Europa zurückzukehren?

Janko: Es freut mich, zumal es sich in der Schweiz auch aushalten lässt. Die Zeit in Australien ist jetzt vorbei. Es war ein sehr schönes Jahr, ein wundervoller Abschnitt in meinem Leben. Sowohl menschlich als auch sportlich konnte ich mich nochmals weiterentwickeln. Vor allem spielte ich wieder regelmäßig, fand meinen Spielrhythmus und konnte auf einem Level agieren, auf dem ich mich entfalten konnte.

SPOX: Die australische A-League gilt nicht zwingend als fußballerische Hochburg. Wie sehen die Abläufe dort aus? Herrscht in der Liga eher der Australian Way of Life oder geht's dort schon europäisch professionell zu?

Janko: Die Kultur ist natürlich etwas anders, aber das ist generell von Land zu Land unterschiedlich. Ich war positiv davon überrascht, welches Niveau in Australien geherrscht hat. Die Liga gibt es erst seit zehn Jahren, es gibt viele gute junge Spieler. In der Breite fällt diese Qualität natürlich ab. Das liegt unter anderem am Salary Cap, weshalb die Vereine keine wahnsinnigen Summen investieren können. In Anbetracht der Voraussetzungen in Australien muss man aber den Hut davor ziehen, was dort geleistet wird. Es gibt auch Spieler, denen ich durchaus den Weg nach Europa zutrauen würde.

SPOX: Inwiefern unterscheidet sich der Fußball in Australien von dem in Europa?

Janko: Die Spieler sind vor allem physisch stark. Sie sind voll austrainiert und körperlich topfit, was auch das Spiel prägt. Das kam mir natürlich sehr entgegen, weil ich auch von meiner Physis lebe. Ich fand wirklich unerwartet gute Voraussetzungen vor.

SPOX: Man stellt sich das Leben in Australien sehr lässig vor. Wie lebt es sich in Australien als Fußballer, herrscht dort auch so ein Hype?

Janko: Es ist ein riesen Unterschied zu Europa. Natürlich kennen dich die Leute nach einer gewissen Zeit, aber das ist mit den Zuständen hier gar nicht zu vergleichen. In Australien würde man zum Beispiel nie jemanden beim Abendessen stören. Man wartet ab und winkt einmal freundlich, aber das war es dann auch. Das war sehr angenehm.

SPOX: Wie sieht es mit der Fankultur aus?

Janko: Auffällig ist, dass allen Spielern, auch denen vom Gegner, sehr viel Respekt entgegen gebracht wird. Es wird versucht, immer das Positive zu sehen. Das war für mich sehr beeindruckend. In Europa bekommt man von den gegnerischen Fans ja meist den einen oder anderen Spruch reingedrückt. Das ist jetzt auch nicht schlimm, aber in Australien war das schon ganz anders. Da kamen auch Fans aus dem anderen Lager und wollten ein Foto machen oder schlugen mit mir ein.

SPOX: In Europa spielen auch die Medien eine große Rolle, sind sehr kritisch mit den Spielern. Ist das in Australien auch anders?

Janko: In Fußballshows zum Beispiel werden Spiele und Leistungen auch analysiert oder zerredet, aber man versucht immer den positiven Charakter beizubehalten. Ich weiß nicht, ob das bewusst gemacht wird, oder ob das kulturell bedingt ist. Aber wenn ich am Abend den Fernseher abgeschaltet habe, hatte ich immer ein positives Gefühl, das war in Europa nicht immer so.

SPOX: Gehen wir noch einmal ein paar Jahre zurück. 2009 haben Sie den Bronzenen Schuh und den Preis für den besten Erst-Liga-Stürmer der Welt gewonnen. Warum sind Sie damals nicht zu einem europäischen Top-Klub gewechselt?

Janko: Es gab schon einige Anfragen. Aber ich hatte dem Klubbesitzer und Red-Bull-Chef Dietmar Mateschitz versprochen, dass ich bleibe, weil wir unbedingt in die Champions League kommen wollten. Das war und ist nach wie vor ein ganz großer Wunsch von ihm. Ich gab ihm mein Wort, dass ich noch eine Saison bei Salzburg dranhängen würde. Ich wollte meine Leistung nochmals bestätigen. Leider traf ich anschließend nicht so häufig. Das lag unter anderem am Trainerwechsel: Wir wechselten vom Hopp-Hopp-Hurra-Fußball unter Co Adriaanse zu Huub Stevens, der das Gegenteil von Offensivfußball verkörperte. Ich schoss trotzdem 18 Saisontore, was höchstens zwei anderen Stürmern unter Stevens gelungen war und wir kamen in der Europa League relativ weit. Das war für mich dann eine Bestätigung dafür, dass meine Entscheidung zunächst richtig war.

SPOX: Man sagt Ihnen ein schwieriges Verhältnis zu Huub Stevens nach. War er ein Grund, dass Sie letztlich doch gegangen sind?

Janko: Mit der Zeit gab es die eine oder andere zwischenmenschliche Reiberei. Sportlich gab es zwischen uns nie Probleme. Er hat es geschafft, mich taktisch zu formen und meine Defensivarbeit verbessert. Ich habe ihm auch einiges zu verdanken. Aber persönlich hat es nicht gepasst. So habe ich kommuniziert, dass ich nicht bereit bin, im Klub zu bleiben, wenn Huub Stevens weiterhin Trainer bleibt. Die Beziehung zum Trainer ist etwas sehr Wichtiges und mit dem, was vorgefallen war, gab es für mich keine andere Möglichkeit.

SPOX: Es ging weiter in die Niederlande. Bei Twente hatten Sie eine persönlich sehr erfolgreiche Zeit, verloren aber Ende 2011 den Stammplatz. Im Winter verließen Sie den FC Twente und gingen zum FC Porto. War das eine spontane Reaktion auf die Degradierung oder konnten Sie das Angebot einfach nicht ausschlagen?

Janko: Zu einem Angebot vom FC Porto kann man nicht nein sagen. Wir waren mit Twente in der Wintervorbereitung und es gab wieder einen Trainerwechsel. Der neue Trainer (Co Adriaanse, Anm. d. Red.) wollte das System mit einem Stürmer ausprobieren und seines Erachtens war Luuk De Jong dazu besser geeignet, obwohl wir zuvor immer gut zusammengespielt hatten. Aber ich hätte die Situation auch so angenommen und mich der Aufgabe gestellt. Ich bin nicht davongelaufen.

SPOX: Also kam das Angebot von Porto einfach in einem günstigen Moment.

Janko: Genau, da musste ich nicht lange überlegen. Vom Standing und vom Image her gehört dieser Klub zur Spitze in Europa. Mein Karriereplan ging dadurch perfekt auf: Ich wollte von Österreich nicht direkt zu einem Top-Klub nach Deutschland oder England, sondern vorher einen Zwischenschritt machen. Den habe ich in den Niederlanden gemacht und bin schließlich in Portugal gelandet.

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