"Wo kommt denn dieser Tuchel her?"

Andreas Ivanschitz spielt mittlerweile in den USA
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Seit dieser Saison spielt Andreas Ivanschitz für die Seattle Sounders in der amerikanischen MLS. Im Interview spricht der frühere Mainzer über seinen Weg seit dem Weggang aus der Bundesliga, die Hoffnung auf die EM 2016 und gibt Einblicke in seine jahrelange Zusammenarbeit beim FSV mit Trainer Thomas Tuchel.

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SPOX: Herr Ivanschitz, als 2013 nach vier Spielzeiten Ihr Vertrag in Mainz nicht mehr verlängert wurde, liebäugelten Sie bereits mit einem Wechsel in die MLS. Zunächst sind Sie aber bei UD Levante gelandet. Wieso hatte sich die MLS damals zerschlagen?

Andreas Ivanschitz: Kurz nachdem klar war, dass ich Mainz verlassen werde, hatte ich bereits zu den Seattle Sounders Kontakt. Ich habe dann aber zusammen mit meiner Familie entschieden, fürs Erste doch lieber in Europa bleiben zu wollen. Als die Möglichkeit aufkam, zu einem interessanten Klub in die erste spanische Liga zu wechseln, fand ich das sehr reizvoll. Die Primera Division hat mich schon immer interessiert und gehört natürlich zu den Top-Ligen der Welt, daher war das letztlich eine leichte Entscheidung.

SPOX: Beim FSV sagte Trainer Thomas Tuchel, dass es dem Verein sehr schwer gefallen sei zu entscheiden, Ihren Kontrakt nicht mehr zu verlängern. Wieso kam es zu keiner Einigung?

Ivanschitz: Wir haben nie konkret über Zahlen gesprochen. Deshalb konnte es ja gar nicht zu einer Einigung kommen. Der Verein hatte zunächst signalisiert, gerne mit mir verlängern zu wollen. Nach einem Gespräch mit Thomas Tuchel wurde dann entschieden, mir doch keinen neuen Vertrag mehr geben zu wollen. Das lief für mich letztlich relativ simpel: erst wollte man, dann doch nicht mehr und so stand dann fest, was Sache ist.

SPOX: Sie wechselten daraufhin nach Valencia zu UD Levante. Das kam überraschend, schließlich haben Sie in Mainz zu den Leistungsträgern eines Bundesligisten gehört.

Ivanschitz: Es gab zu einigen Bundesligisten Kontakt. Ich habe mir nach vier Jahren in Deutschland aber überlegt, ob ich nicht etwas Neues machen möchte. Es ist richtig, dass Levante kein Verein aus den Top-6 in Spanien ist. Doch die Herausforderung und Aussicht bei Levante, einem Verein mit einem ruhigen Umfeld, gegen Klubs wie Barcelona oder Real Madrid zu spielen, hat dann über die Anfragen aus der Bundesliga gesiegt.

SPOX: Während es dort im ersten Jahr noch gut für Sie lief, pendelten Sie besonders in den letzten Wochen der Vorsaison zwischen Tribüne und Bank. Sind Sie in dieser Zeit auch mal ins Zweifeln geraten, wie es mit Ihrer Karriere genau weitergehen wird?

Ivanschitz: Meine Situation wurde in der Tat schwierig, zumal ich mich dort eben grundsätzlich sehr wohl gefühlt habe. In den letzten vier, fünf Monaten hat sich das jedoch in eine Richtung entwickelt, bei der ich gemerkt habe, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Nachdem klar war, dass Trainer Lucas Alcaraz, der mittlerweile entlassen ist, bleiben würde, hat sich mein Abschied angedeutet. Ich wäre gerne in Spanien geblieben, aber eine solche Situation kann im Profisport einfach auftreten. Das muss man akzeptieren können.

SPOX: Als Sie sich mit Levante auf die Auflösung Ihres Vertrags einigten, mussten Sie sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Haben Sie da den Wechsel in die USA forciert?

Ivanschitz: Nein, die USA hätte es nicht zwangsläufig sein müssen. Ich war in alle Richtung offen. Als Seattle dann jedoch erneut an mich herangetreten ist, dachte ich, es würde mit knapp 32 Jahren nun einfach gut passen. Ich hatte die MLS ja irgendwo immer im Hinterkopf. Das sportliche Niveau dort hat sich verbessert und ist längst viel interessanter geworden. Dazu kombiniert mit der Möglichkeit, einmal in Amerika zu leben und diese persönliche Erfahrung kennen zu lernen. Mir war schon immer wichtig, meine beruflichen Entscheidungen so zu treffen, dass damit auch ein klarer Mehrwert für meine Familie verbunden ist.

SPOX: Manche werteten Ihre Stationen nach Mainz als Rückschritt. Nachvollziehbar oder überzogen?

Ivanschitz: Das sind öffentliche Meinungen, die jeder wie er möchte vertreten darf. Daran werde ich nichts ändern können. Ich sehe das naturgemäß vollkommen anders, da ich der Meinung bin, dass die unterschiedlichen Stationen meiner Karriere immer ganz gut zu mir gepasst haben. Ich habe den Großteil meiner Zeit überall eine gute Rolle gespielt. Ich bin von Griechenland in die Bundesliga gekommen und dann in die Primera Division gewechselt - daran kann ich keinen Fehler erkennen. Bei einem Transfer müssen viele verschiedene Komponenten zusammenpassen. Das stellt man sich in der Öffentlichkeit vielleicht häufiger leichter vor, als es tatsächlich ist.

SPOX: Als Sie nach Mainz kamen, wurde nur einen Monat später der Trainerwechsel von Jörn Andersen zu Thomas Tuchel vollzogen. Kam Ihnen das im ersten Moment ungelegen?

Ivanschitz: Naja, wir waren eben überrascht und dachten: Wo kommt denn dieser Tuchel her? (lacht) Als er das erste Mal in der Kabine vor uns stand, sprühte er vor Energie. Er hatte eine große Ausstrahlung und war mit Freude bei der Sache. Auch wenn wir ihn kein bisschen kannten, waren wir von der ersten Minute an sehr offen und ließen uns von ihm anstecken. Da wenige Tage später bereits das erste Bundesligaspiel anstand, blieb gar nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob das mit dem neuen Trainer für mich persönlich auch funktionieren würde.

Seite 1: Ivanschitz Spanien, die USA und den Trainerwechsel

Seite 2: Ivanschitz über Tuchel, die Gegenwart und einen etwaigen Rücktritt

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