Primera Division
Von Ben Barthmann
Spiel des Spieltags: Das Topduell um die Spitze Spaniens ist auch immer eine Glaubenssache. Nachdem der Clasico in Zeiten wie diesen eher die 1B-Wahl darstellt, ist Barca gegen Atletico momentan das Duell um die Vorherrschaft. Feingeister gegen rüde Treter könnte man angesichts des Spielbogens sicher meinen, fehlen den Rojiblancos doch im nächsten Spiel immerhin vier Spieler gesperrt.
Filipe Luis versuchte sich noch in der ersten Halbzeit daran, Lionel Messis Kniescheibe operativ zu entfernen, Diego Godin nahm sich wohl ein Beispiel an Mario Balotelli. Diego Simeone: "Mach keinen Blödsinn. Du hast schon Gelb, wir sind ein Mann weniger." Wenig später: Wusch, Krach, Bumm. Luis Suarez halbtot, Godin beim Duschen - Atletico völlig erledigt? Von wegen. Sie sorgten auch mit neun Mann noch für Herzrasen beim durchschnittlichen Cule, mussten sich aber letztlich doch geschlagen geben.
Tomas Roncero, seines Zeichens Reporter der AS, hatten den Schuldigen schnell ausgemacht: "An dem Tag, an dem eine Mannschaft gegen Barca spielt und die Partie mit elf Spielern beendet, sind Autoreifen eckig." Böser Schiedsrichter! Gar nicht böse war übrigens Javi Mascherano. Als Atleticos Augusto, gekommen um den angeschlagenen Tiago zu ersetzen, verletzt vom Platz getragen werden musste, sprach ihm der Barca-Verteidiger gut zu und küsste seinen Landsmann auf die Stirn. Respekt.
Spieler des Spieltags: Bevor er uns noch auf die Palme rückt, machen wir Cristiano Ronaldo lieber schnell zum Spieler der Jornada. Der Portugiese ist wohl der einzige Mensch in Madrid, der sich vehement gegen eine Unabhängigkeit von Katalonien ausspricht. Warum? Ganz einfach: Wenn RCD Espanyol nicht mehr in LaLiga kickt, dürfte die Torausbeute von CR7 direkt um einiges einbrechen. Acht Tore hat er in den letzten beiden Partien gegen die kleinen Katalanen erzielt.
Im Derby gegen den FC Barcelona noch aufgetreten wie 300 Spartiaten, zeigte sich Espanyol gegen Real eher im Stile einer verunsicherten Kita-Krabbelstube. Neuzugang und Torhüter Giedrius Arlauskis kassierte direkt zum Einstand sechs Gegentreffer, Neuzugang und Verteidiger Oscar Duarte traf gleich mal ins eigene Tor. Immerhin: Das dürfte gleich mehrere Einstandsbierkästen für die Rückfahrt gegeben haben. Nötig wär's, erkannte auch Trainer Constantin Galca: "Warum Arlauskis gespielt hat? Weil ich ihm vertraut habe."
Und Ronaldo? Der wusste sogar selbst um seinen Lieblingsgegner: "Ich würde ihnen gerne ein paar meiner Tore schenken, damit sie die Liga halten." Ist eben ein Edelmann, der Crissi. Da dürfte ihn selbst die Aussage von Schauspielerin Chloe Grace Moretz (bekannt aus Blockbustern wie The Equalizer oder Kick-Ass 2) nicht allzu hart getroffen haben: "Ich liebe Fußball, bin großer Fan von Real Madrid!" Aber: "Lionel Messi ist der beste Spieler der Welt."
Algo mas? Jede Menge natürlich. Da wäre, wie schon in der letzten Woche, ein Lob für Sporting Gijon fällig. Der Aufsteiger siegte gegen Valencia - gut, das kann nun wirklich jeder - feiert aber Youngster Tony Sanabria abermals. Der junge Mann ballert sich langsam in der Torjägerliste immer weiter nach oben und ist neuerdings in einem auserwählten Kreis. Nur Lionel Messi und Kun Agüero erzielten bisher mit 19 Jahren zehn oder mehr Tore in einer LaLiga-Saison.
Lob entziehen muss man leider Celta Vigo. Die bisherige Überraschungsmannschaft tut sich derzeit dermaßen schwer, dass man offenbar entschieden hat, ein paar seiner Punkte aus Fairness in der Rückrunde wieder abzugeben. In den letzten Wochen verhalf man inzwischen Malaga (0:2), Rayo Vallecano (0:3) und Las Palmas (1:2) zu wichtigen Dreiern im Abstiegskampf. Womit dann doch wieder ein Lob fällig wäre. Grüne Karte anyone?
Einen haben wir noch. Zitatkurs, Teil I auf spanischen Journalistenschulen. Sergio Ramos sprach über die Wechselgerüchte rund um Neymar zu den Königlichen. Schreibt man für die Marca titelt man: "Neymar nach Madrid? Kann ich mir nicht vorstellen." Schreibt man dagegen für die AS titelt man: "Neymar nach Madrid? Der Fußball hat schon viele Überraschungen erlebt." Was Ramos eigentlich sagen wollte: Ein Sergio Ramos spielt nicht für den FC Barcelona. Was andere machen, kann er nicht sagen.