Das Imperium der City Football Group

Von Mario Krischel
Die City Football Group erweitert ihr Imperium nach Manchester, New York und Melbourne
© getty
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Yokohama, Montevideo und ein talentierter Venezolaner

In Melbourne errichtete Mansour derweil wie in Manchester eine City Football Academy und ließ sich diese mehr kosten, als die Lizenz für die A-League wert war. Das Nachwuchsteam sowie die Frauenmannschaft wurden aufgefrischt mit Topspielern des Kontinents. Der Melbourne City Women's Football Club zog in seiner Debütsaison ungeschlagen durch die reguläre Spielzeit und ließ sich auch in den Playoffs auf dem Weg zum Titel nicht aufhalten.

Der nächste Halt auf der globalen Reise führte die City Football Group an die östlichen Ränder Japans. Eine Minderheitsbeteiligung am J-League-Team Yokohama F. Marinos diente einerseits der fußballerischen Partnerschaft, andererseits der Sponsorenförderung.

Mit dem Autohersteller Nissan, Namensträger des Stadions in der Hafenstadt und inzwischen auch Ärmelsponsor für Melbourne CFC, wurde ein langfristiger Vertrag abgeschlossen. Im Gegensatz zu den vorherigen Übernahmen sicherte sich die CFG diesmal nur 20% am japanischen Traditionsverein.

Talent Herrera nach New York verliehen

Kompensiert wurde der kleine Rückschlag in diesem April in Uruguay. Die 100-prozentige Übernahme des Zweitligaklubs Atletico Torque mit einem Zuschauerschnitt von 250 Fans wirkte zwar auf den ersten Blick wie ein missglückter PR-Gag, doch die ersten Fußstapfen auf dem nun fünften Kontinent waren der Dosenöffner für kluge Kooperationen.

Wie etwa im Norden Südamerikas. Die Partnerschaft mit Atletico Venezuela beinhaltete planmäßig den Austausch von Scouting- und Coaching-Material, das dem Klub aus Caracas weiterhelfen sollte.

Geholfen hat die Vereinbarung inzwischen allerdings nur der CFG, denn den ersten talentierten Spieler von Atletico lotste die Gruppe per First-Class-Flug direkt nach Manchester, um Yangel Herrera von dort wieder in die andere Richtung zu schicken und nach New York zu verleihen.

City Holding wie Red Bull - nur ruhiger und klüger

Die Scouts in Südamerika schlugen kurz darauf wieder Alarm und rieten zu Torwart Geronimo Rulli aus Maldonado. Über Manchester landete der Argentinier in San Sebastian, wo ihn Real Sociedad nach einer zweijährigen Leihe für sieben Millionen Euro fest verpflichtete. Durch Partnerschaften in Europa und Akademien in Afrika erhofft sich die Holding, die ohnehin schon clever durchgeführten Abläufe in näherer Zukunft zu vervielfachen.

Erinnerungen werden dabei vor allem an das Red-Bull-Modell zwischen Leipzig und Salzburg wach, das sich der Bundesligist in jüngerer Vergangenheit mehrmals zum Vorteil machte. Ähnlich geht es Manchester City, das logischerweise das Flaggschiff von Scheich Mansour ist und das System des Energy-Konzerns nochmal verbessert zu haben scheint.

Das belegt der Wechsel von Aaron Mooy zu Aufsteiger Huddersfield Town. Den australischen Nationalspieler, der beim Confed Cup gegen Deutschland in der Startformation stand, verpflichtete Melbourne City 2014 wenig überraschend ablösefrei von Western Sidney. Wenig überraschend, weil es bei Transfers innerhalb der A-League keine Ablösesummen gibt, um Kosten zu reduzieren und mittels des Salary Caps den Wettbewerb zu fördern.

Manchester City kann das System nicht umgehen

Wer sich vorher also gefragt hat, was die CFG in Australien erreichen will, hat jetzt die Antwort erhalten. Manchester City kann das System einfach umgehen und talentierte Akteure aus dem Oberhaus über die Zwischenstation in Melbourne nach Europa verfrachten - ohne auch nur einen Cent zu bezahlen.

Wie eben Mooy, der im vergangenen Jahr die Etihad-Maschine nach Manchester bestieg und vier Tage später die einstündige Autoreise entlang der M62 nach Huddersfield antrat. Bei den Terriers hinterließ der 26-Jährige einen starken Eindruck und trug in 45 Einsätzen maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die Premier League.

Jetzt sind Huddersfield und Trainer David Wagner gewillt, Mooy für eine australische Rekordsumme zwischen 15 und 20 Millionen Euro zu kaufen. Ein Betrag, der die gesamte Investitionssumme in den Melbourne City Football Club mit einem Mal wieder rausholen würde.

Wäre Mooy andererseits nicht eingeschlagen, wäre auch das kein Problem gewesen. Dann nämlich hätte Scheich Mansour den Flieger zurück nach Melbourne bereitgestellt. Bei Luke Brattan beispielsweise war genau das der Fall. Die City Football Group hat die A-League im Grunde zu ihrer hauseigenen Akademie gemacht.

City Football Group will noch mehr Teams

Und sie ist noch immer nicht satt. Geplant ist ein Team, eine Filiale, auf jedem Kontinent. Das wiederholt Khaldoon Al Mubarak, Vorstandsvorsitzender der CFG, mehrfach: "Wenn die Gelegenheit sich bietet - und danach halten wir Ausschau - kann man erwarten, dass wir genauso viele Klubs zu unserer Gesellschaft hinzufügen, wie wir aktuell schon besitzen."

Spekuliert wurde bereits über Mannschaften in Indien oder China, gerade auch wegen der chinesischen Teilhaber. John Comitis, Eigentümer des Cape Town City FC in Südafrika, soll die City Football Group außerdem um eine Investition gebeten haben. Comitis war schon zuständig für die beständige Zusammenarbeit zwischen Ajax Amsterdam und Ajax Cape Town.

Auch Beteiligungen an der AS Saint-Etienne in Frankreich oder Boavista Porto und Estoril Praia in Portugal standen im Raum, die UEFA-Regularien machen etwaige Unterfangen aber faktisch zunichte. Zwei Investments innerhalb Europas sind bis dato noch untersagt. Dorthin wären die First-Class-Flüge aber auch fast nicht von Nöten.