Die Entstehung von Wednesday und United
Der neue Sport gewann stetig an Beliebtheit und weitere Sheffielder Cricketklubs gründeten Fußballabteilungen; an einem Mittwoch im Jahr 1867 auch Sheffield Wednesday. Zunächst bezog der neue Klub das Stadion an der Bramall Lane, doch bald gab es Streitigkeiten mit den Betreibern. Man war sich uneins über die Aufteilung der Eintrittsgelder. Wednesday baute daraufhin sein eigenes Stadion - in der alten Heimat des Sheffield FC, in Olive Grove. Die Bramall Lane war daraufhin ein vereinsloses Stadion. Erneut nutzte ein Cricketclub die Gelegenheit, gründete eine Fußballabteilung und zog ein: Sheffield United.
"Uniteds erste Spieler waren Leihgaben von uns", sagt Tims vom Sheffield FC. Die Verbindungen zwischen den vier wichtigen Vereinen waren eng und deren sportliches Niveau ähnlich. Das änderte sich, als sich das Spiel zu ändern begann. Aus Spaß wurde Arbeit, der Fußball wurde professionalisiert. Während der Sheffield FC und Hallam ihren traditionellen Amateurstatus bewahrten, führten Wednesday und United das Profitum ein - und enteilten den beiden älteren Vereinen.
"Bis zum zweiten Weltkrieg zählten United und Wednesday zu den erfolgreichsten Klubs des Landes", sagt United-Historiker Garrett. Sein Klub gewann damals einen Meistertitel und viermal den FA Cup, Wednesday vier Meistertitel und dreimal den FA Cup, letztmals aber 1935.
Zurückgelassen und ausgehungert
Und seitdem: nichts! Kein Meistertitel, kein FA-Cup. Weder United, noch Wednesday. "Hinsichtlich ihrer großartigen Fußball-Geschichte haben die beiden Vereine viel zu wenige wichtige Titel gewonnen", sagt Garrett. Warum, das ist die Frage, und Garrett erzählt vom ehemaligen United-Trainer Dave Bassett. "Es ist egal wie gut man ist", soll er mal gesagt haben, um die ganze Misere zu erklären. "Manchmal braucht man einfach Glück." Sheffield ergab sich seinem Schicksal.
"Das Spiel hat uns zurückgelassen, und was Erfolge angeht, ist diese Stadt ausgehungert", sagt Garrett und schaut etwas wehmütig auf eine Glasvitrine in der Mitte des Museums. Eine silberne Trophäe glänzt dort, der Meisterpokal der Drittligasaison 2016/17. "Es ist die erste richtige Trophäe, die wir seit 35 Jahren gewonnen haben", sagt Garrett. Sie beförderte United in diesem Sommer nach fünf Jahren zurück in die zweite Liga. Und viel wichtiger: zurück auf ein Leistungslevel mit Wednesday.
Gehässiges Derby, ausgeglichene Fan-Verteilung
Im September stieg das erste Derby, Aufsteiger United gewann 4:2. "Die Atmosphäre war sehr feindselig und es war unglaublich viel Polizei in der Stadt", sagt Paul Webster von der Wednesday-Presseabteilung. Auch Garrett erinnert sich an eine "gehässige Stimmung". Er sei europaweit schon bei vielen Derbys gewesen, erzählt er, "aber bei keinem geht es so emotional zu wie beim Sheffield-Derby".
Dass die United-Fans dabei hinsichtlich ihrer Emotionalität beim Support die Oberhand gewinnen, ist für Garrett klar. Als Beweis hat er eine Anekdote parat. Versteht sich, Garrett hat zu allem eine Anekdote parat. Es gab da mal einen Spieler, Derek Geary hieß er, der jahrelang für Wednesday spielte, ehe er sich später zur allseitigen Empörung United anschloss. "Ich bin erleichtert über den Wechsel, weil ich jetzt nicht mehr für Wednesday an der Bramall Lane auflaufen muss. Die Atmosphäre dort war immer so einschüchternd", soll er nach dem Transfer gesagt haben. So erzählt es zumindest Garrett und die Beweisführung ist für ihn damit abgeschlossen.
Speziell macht das stadtinterne Duell vor allem die ausgeglichene Fan-Verteilung. Keiner der Vereine hat eine numerische Überzahl, die Zuschauerschnitte beider liegen fast identisch bei etwas über 26.000. "Es gibt unter den Fangruppen auch keine klaren Trennlinien hinsichtlich Religion, Gesellschaftsschicht oder Stadtteil", erklärt Webster, Wednesday und United entstammen schließlich beide der Region um die Bramall Lane. Mittlerweile sind die Heimstätten der Klubs aber rund sechs Kilometer voneinander entfernt. 1899 zog Wednesday in den Norden der Stadt und baute dort das Hillsborough Stadion.