Das Hillsborough Stadion und seine Katastrophe
Im Laufe der Jahre entwickelte es sich zu einem der bedeutendsten Stadien Englands. Sowohl bei der WM 1966 als auch bei der EM 1996 wurde Hillsborough der Bramall Lane als Turnier-Spielstätte vorgezogen. "Es ist etwas größer als unser Stadion und hat außerdem einen Standort-Vorteil", sagt Garrett. "Die Bramall Lane ist mitten in der engen Stadt, wohingegen es in Hillsborough neben dem Stadion einen großen Park gibt, der sich für Fanzonen anbietet." Dort gibt es Wiesen, Bäume spenden Schatten und sogar ein Bach plätschert direkt am Stadion vorbei.
Im Mai 1989 plätscherte er aber nicht, damals weinte er. Die Hillsborough-Katastrophe beim FA-Cup-Halbfinale zwischen Nottingham Forest und dem FC Liverpool, 96 Tote, ein Tiefpunkt der englischen Fußballgeschichte. Ein Tiefpunkt, dem ein Aufbruch folgte: der Taylor-Report. "Natürlich gibt es nichts Positives an dieser Katastrophe", sagt Garrett, "wenn man aber doch etwas finden will, dann die Tatsache, dass die Stadt Sheffield England damit sichere Stadionerlebnisse geschenkt hat."
Die Katastrophe führte zu einer Modernisierung der Stadien, des ganzen Sports und letztlich 1992 auch zur Einführung der Premier League. Beide Sheffielder Vereine waren in der Premierensaison vertreten, das erste Tor des neuen Wettbewerbs schoss sogar United-Stürmer Brian Deane. Der Ball ist in Garretts Museum ausgestellt.
1994 stieg United aber ab und kehrte später nur mehr kurzzeitig für eine Saison zurück, 2000 verabschiedete sich auch Wednesday aus der Premier League. Bis heute.
Rückkehr in den großen Fußball, Rückkehr in die alte Heimat
Wednesday hat mittlerweile einen reichen Besitzer, den Thailänder Dejphon Chansiri. Er hat eine teure, internationale Mannschaft zusammengekauft und seinen eigenen Namen in riesengroßen Lettern über die Sitze der Tribüne schreiben lassen. In der vergangenen Saison scheiterte Wednesday erst im Playoff am Aufstieg. Bei United geht es bescheidener zu, der Kader ist lediglich ein Sechstel so viel wert wie der des Rivalen. In der Tabelle ist dieser Unterschied aktuell aber nicht erkennbar, United liegt vor Wednesday.
"Beide Vereine wollen unbedingt zurück ins gelobte Land", sagt Tims, dessen Sheffield FC in der achthöchsten Liga spielt. "Es sollte einen Premier-League-Klub aus Sheffield geben." Sheffield ist die fünftgrößte Stadt Englands, liegt im Herzen der Insel. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind ideal, die Fußballbegeisterung der Stadt enorm. "Ich wundere mich schon länger, warum kein richtig reicher Investor nach Sheffield kommt, sich einen der beiden Vereine kauft und an die Spitze bringt", sagt Garrett.
United und Wednesday träumen von der Rückkehr in den großen Fußball, Tims und sein Sheffield FC dagegen von der Rückkehr in die alte Heimat. Der Klub baut ein Stadion in Olive Grove, wo einst alles angefangen hat. Sehnsucht und Nostalgie haben die Stadt fest im Griff, auch im Pub "Cricketers Arms". Es liegt direkt neben dem Stadion an der Bramall Lane, seit 1859 wird hier vor und nach United-Spielen getrunken und geschwelgt.
Kurz bevor der Stadionsprecher die Zuschauer zum Spiel gegen Fulham im ältesten Fußballstadion der Welt begrüßen wird, kommen drei United-Fans ins Pub und bestellen Bier an der Bar. Einer sagt: "Hier wird offenbar nicht so oft aufgeräumt. Dieses Matchday-Programm habe ich nach dem letzten Spiel genau hier liegen gelassen." Er hebt das vergessene Heftchen vom Hull-Spiel von vor zwei Wochen auf.
Vergangenheit ist in Sheffields Fußball überall.