Flops
Juventus: Die Champions League ist doch nicht so übel?!
Natürlich können die Spieler von Juventus nichts dafür und natürlich ist es ihr gutes Recht, sich über den Einzug in die Champions League zu freuen. Doch was wohl Klub-Boss Andrea Agnelli gedacht hat, als seine Spieler nach dem Sieg in Bologna fröhlich feierten, weil sie doch noch in die Königsklasse einzogen?
Immerhin geht es um den Wettbewerb, den Agnelli nicht mehr für gut genug hält. Der Wettbewerb, den Agnelli lieber gestern als heute verlassen würde, um in der Super League noch mehr Geld zu verdienen. Der Wettbewerb, für den sich Juventus nach neun Jahren Serienmeisterschaft in letzter Sekunde qualifizierte und sich ein bisschen Restehre rettete.
Hätte der SSC Neapel Hellas Verona nicht auf die leichte Schulter genommen, wäre auch die letzte Ausfahrt verpasst worden. Und um mal ganz unparteiisch zu urteilen: Agnelli hätte das sowas von verdient ...
Florentino Perez: Er gibt nicht auf
... genauso wie Florentino Perez, der aber auch den Einzug in die Champions League "feiern" darf. Dass der Real-Präsident bisher noch nie den Preis für den beliebtesten Fußball-Funktionär der Welt gewann, ist klar. Aber der Baulöwe machte sich in diesem Jahr noch eine Spur unsympathischer.
Nicht nur, dass er die Super League auf Haut und Haare verteidigte. Nein, der Real-Boss kämpft - im Gegensatz zu fast allen anderen Abtrünnigen - weiter unerbittlich um die europäische Superliga. Perez präsentiert sich als Retter des europäischen Fußballs. Ohne das Geld der Banken aus Übersee würde man nicht überleben.
"Die Kleinen gewinnen ein bisschen Geld, aber die Großen verlieren Geld", sagte Perez neulich. Die Aussage ist eine Unverschämtheit und der Putschversuch der Großen, angeführt von Perez, geht als eines der schwärzesten Kapitel in die Geschichte des modernen Fußballs ein.
Jose Mourinho: Bergwijns Fehlschüsse
In einer Saison mit 38 Spielen kann man schwerlich behaupten, dass eine einzige Partie über Glück und Unglück entscheidet. Aber manchmal gibt eine einzige Partie vielleicht die Richtung vor. So wie am 13. Spieltag, als Tottenham als Tabellenzweiter zum Tabellenführer Liverpool reiste, richtig gut spielte und Steven Bergwijn zwei Mal den Sieg auf dem Fuß hatte.
Doch der Niederländer scheiterte kläglich und wie es so kommen musste, schoss Roberto Firmino das Siegtor für Liverpool. Tottenham rutschte nur drei Spieltage später auf Platz sieben ab und erholte sich davon nicht mehr. Die Spurs-Fans wüteten damals im Netz, beschimpften Bergwijn, was Spurs-Trainer Jose Mourinho ziemlich wütend machte: "Es kann sein, dass in manchen Klubs eine Kultur vorherrscht, in der es heißt: Sie verlieren, wir spielen Unentschieden und ich gewinne, aber bei uns gewinnen und verlieren wir zusammen."
Die Spurs verloren aber dann mehr zusammen als dass sie gewannen und rutschten weiter ab. Für Mourinho der Anfang vom Ende - am 19. April wurde er bei Tottenham entlassen. Dank der 40 Millionen Euro Abfindung und dank einer Festanstellung beim AS Rom wird er es sicher schon verkraftet haben.
Ricardo Gomes: Fass mich nicht an!
Ricardo Gomes hat bis zu seinem 29. Lebensjahr noch keine Raketen-Karriere hingelegt. Vielmehr ist der Mann von den Kapverden das, was man einen Wandervogel nennt. Er spielte in seiner Heimat, dann in Portugal, Serbien, den Emiraten und seit Oktober 2020 in der Türkei bei Erzurumspor.
Dort schoss der Stürmer fünf Tore in 31 Spielen. Als ihn sein Trainer Yilmaz Vural beim Gastspiel gegen Fenerbahce einwechseln wollte, lehnte Gomes ab. Direkt nach dem Spiel erklärte Trainer Vural, dass er Gomes am liebsten geschlagen hätte: "Aber das darf man ja nicht mehr."
Nun legte Vural nach und offenbarte weitere Details. "Als ich ihm meine Hand an die Schulter legte, um ihm zu sagen, dass wir ihn brauchen, sagte er: 'Don't touch me.' Alter, ich habe doch keine Scheiße in der Hand. Was soll das? Gott hat mir in dem Moment viel Geduld gegeben, sonst hätte ich ihm die Fresse eingeschlagen, aber wir hätten uns in der Welt blamiert." Erzurum stieg nach dem Spiel ab und Ricardo Gomes zieht in der Welt demnächst weiter.
Nein zu Rassismus
Nun aber mal im Ernst: In der vergangenen Saison wurde der Fußball einmal mehr dazu benutzt, rassistisches Gedankengut zu verbreiten. In Belgien singt Brügges Noa Lang antisemitische Lieder mit den Fans, in England werden Menschen festgenommen, weil sie organisiert Spieler über die sozialen Medien rassistisch beleidigen.
In der Champions League fällt einem Schiedsrichter nur die Hautfarbe von Pierre Webo ein, um ihn zu beschreiben und sorgt für einen Spielabbruch bei Paris Saint-Germain gegen Basaksehir FK. In Spanien verließen die Spieler des FC Valencia den Platz, weil Mouctar Diakhaby rassistisch beleidigt wurde. Übeltäter Juan Cala vom FC Cadiz blieb genauso unbestraft wie der rumänische Schiedsrichter Sebastian Coltescu.
Diese Liste könnte man leider unendlich fortführen. Der Kampf gegen den Rassismus darf nicht nur ein Lippenbekenntnis oder eine Social-Media-Aktion sein, sondern muss auch praktiziert werden. Doch davon kam in der abgelaufenen Saison zu wenig.